Es geht aber auch um den Vorbild-Charakter öffentlicher Bauten. Flexibilität bei der späteren Nutzung des Bauwerks und dessen Attraktivität für Mitnutzer sind weitere Gesichtspunkte bei der Standort-Wahl. Berücksichtigt werden muss zudem die Nachnutzung, d. h.: Was geschieht mit Standorten, die nicht genutzt werden oder durch eine andere Nutzung frei werden? Dominik Geyer warnte davor, ein Problem zu lösen und damit gleich neue zu schaffen. Er warb für eine ganzheitliche Betrachtung für alle Standorte.
Der Planer wies zudem auf die Erreichbarkeit als entscheidenden Faktor hin, nannte aber auch Synergien und Konflikte als wichtige Aspekte. So könne die Innenstadt profitieren, weil ein Rathaus ein zusätzlicher Frequenzbringer für Handel und Gastronomie sei. Andererseits könnte ein höheres Verkehrsaufkommen auch zu Konflikten führen. Letztlich trage ein Rathaus auch zur Qualität des Umfeldes bei. Ein Standort sollte eine "gute Adresse" sein und in die Entwicklungsgeschichte eingebettet sein.
Nach einer Pause wurden die Kriterien und ihre Gewichtung in Arbeitsgruppen diskutiert. Die Bürger legten, für den Bürgermeister überraschend, neben der Wirtschaftlichkeit besonderen Wert auf eine gute Erreichbarkeit. Für Bürgermeister Peter Weber hat der Workshop insofern auch wichtige Hinweise für die Politik gebracht. Für ihn war es eine "gelungene Veranstaltung". Diese Art der Beteiligung kann sich Weber auch bei anderen Großprojekten vorstellen. Anregungen zu neuen Standorten werde die Verwaltung nachgehen. Der Bürgermeister hat aber Zweifel, was die Verfügbarkeit etwa im Umfeld des Kreishauses oder des Postgeländes angeht. "Wir prüfen das", sagte Weber gegenüber LokalPlus.
Eine noch lebhaftere Beteiligung erwartet er beim nächsten Workshop, dann, wenn es um die geeigneten Standorte geht. Darüber sollen die Olper am 23. Mai im 2. Bürgerworkshop diskutieren. Die Ergebnisse werden in die Vorbereitung der Ratsvorlage einfließen. Ob und wo das Rathaus neu gebaut wird, entscheidet letztlich der Rat der Stadt im Juni.
Vier Standorte mit Nähe zur Innenstandt standen zunächst zur Diskussion. Dazu gab es auch erste Bewertungen, was ihre Eignung angeht:
• Imberg-Schule (gilt wegen des Alters und der Bauweise als problematisch, wenn dort Büros untergebracht werden sollen. Dominik Geyer: "Das wird eher Krampf als eine gute Lösung.")
• Altes Lyzeum (gilt auch wegen der Bauart als wenig flexibel)
• Umfeld Bahnhof (bietet alle Möglichkeiten)
• Jetziges Rathaus (bringt bei Umbau/Sanierung logistische Probleme mit sich).
• Die ehemaligen Stadtwerke wurden ebenfalls aufgeführt. Fehlende Verfügbarkeit und zu geringe Flächen ließen allenfalls einen Teilstandort zu.
Aus dem Publikum kamen weitere Vorschläge.
• Einbeziehen des Finanzamtes (Bedenken wegen mangelnder Verfügbarkeit)
• Kreis-Wasserwerke als Teil-Standort
• Flächen am Kreishaus, um Synergieeffekte (Kooperation mit dem Kreis) zu nutzen
• Park zwischen Finanzamt und Kreis
• Post-Gelände, das angeblich zum Verkauf steht (Bedenken wegen dezentraler Lage)
• Stadtpark (Problem wegen des Bachlaufs)
• die Realschule selbst.
"Den Blumenstrauß an Kriterien", so Dominik Geyer, gelte es zu entsprechend zu gewichten, um zu einer Lösung zu kommen.