Begleitung, Förderung und Vermittlung

Gut besuchter Tag der offenen Tür bei den Werthmann-Werkstätten


Andreas Mönig (l.), Leiter der Werthmann-Werkstätten, und Theo Selter (r.), Abteilungsleiter der Werkstatt in Olpe, freuten sich, dass der erste Werkstattleiter Josef Mauermann zum Tag der offenen Tür in die Kreisstadt gekommen war. von Werthmann-Werkstätten
Andreas Mönig (l.), Leiter der Werthmann-Werkstätten, und Theo Selter (r.), Abteilungsleiter der Werkstatt in Olpe, freuten sich, dass der erste Werkstattleiter Josef Mauermann zum Tag der offenen Tür in die Kreisstadt gekommen war. © Werthmann-Werkstätten

Auf sehr große Resonanz stieß am Freitag, 3. Juni, der Tag der offenen Tür der Olper Abteilung der Werthmann-Werkstätten. Zahlreiche Interessierte nutzten das Motto „Werkstatt erleben“ und gewannen bei Führungen und Gesprächen einen umfassenden Eindruck in die vielfältigen Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten.


„Seit 29 Jahren sorgt der Caritasverband dafür, dass Menschen mit psychischen Behinderungen und Erkrankungen einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz und somit auf einen Platz in der Gesellschaft haben“, erklärte Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten. In Olpe und in der Nebenstelle Welschen Ennest werden 150 Frauen und Männer mit psychischen Behinderungen in den Arbeitsbereichen Industrie-Montagen, Verpackung, Elektro-Montage, Garten- und Landschaftspflege, in der Verteilerküche, in der Anmeldung und Telefonzentrale und im Bereich Interne Transportfahrten beschäftigt. „Es ist ein bunter Bereich von Arbeitsplätzen, in dem jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt wird“, sagte Andreas Mönig, der auf die stark gewachsene Entwicklung in den Werkstätten und somit auf den großen Bedarf aufmerksam machte. In den vier Abteilungen Attendorn, Lennestadt, Meggen und Olpe sowie in der Abteilung extern, die Menschen auf betriebsintegrierte Arbeitsplätze vermittelt, werden mittlerweile mehr als 600 Frauen und Männer begleitet und individuell gefördert. Die steigenden Zahlen liegen nach seiner Ansicht nicht nur an den längeren Lebenserwartungen von Menschen mit Behinderungen und ihrer Beschäftigung auch im Rentenalter, sondern auch daran, dass die Normalität für diese Menschen mehr ins Bewusstsein der Angehörigen gelangt ist.
önig fordert Anerkennung
Ziel aller Maßnahmen sei es, die Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln. „Wenn man diese positive Entwicklung sieht, widerspricht das den derzeit politischen Diskussionen zum Entwurf des Bundesteilhabegesetzes“, so Mönig. „Die Menschen in den Werkstätten haben es verdient, für ihre Arbeit Anerkennung zu finden. Ich vermisse das Bekenntnis für unsere wertvolle Arbeit und das Bekenntnis dafür, dass diese auch in Zukunft eine wichtige Bedeutung gemäß unserem Leitsatz ‚Inklusion nur mit Werkstätten und Werkstatt nur mit Inklusion“ hat“, sagte Möning. Folglich wollen die Werthmann-Werkstätten im nächsten Jahr die berufliche Bildung für die Menschen mit den verschiedenen Behinderungen an einem zentralen Ort vornehmen. Das habe den Vorteil, dass alle das große Arbeits- und Bildungsangebot besser kennenlernen können. Mönig kritisierte, dass der Gesetzesentwurf die Arbeiten von Werkstätten erschwere. Durch die vorgesehene Aufnahme anderer Leistungsanbieter auch ohne Anerkennung gehe zudem die Qualität verloren und der gesamte bisherige Aufbau werde gesplittet. „Dass sich die Menschen mit Behinderungen zuerst in unseren Werkstätten entwickeln können und erst mit gestärktem Selbstbewusstsein in den allgemeinen Arbeitsmarkt gehen, ist weitaus wertvoller, als sie sofort zu vermitteln. Denn dann besteht die Gefahr, dass sie als gebrochene Menschen zu uns zu kommen. Ich vermisse die Wertschätzung der Politik“, sagte der Leiter der Werthmann-Werkstätten.
Theo Selter, Leiter der Abteilung Olpe, freute sich nicht nur über die große Resonanz der Besucher und über das sonnige Wetter, sondern auch über das Kommen des ersten Werkstattleiters Josef Mauermann. Mauermann, der heute in Bad Honnef lebt, leitete von 1972 bis 1998 die Werkstätten. Er erinnerte sich noch gut an die Anfänge im ehemaligen Jugendheim in Listerscheid mit 17 geistig behinderten Menschen, die aus der Behindertentagesstätte in Olpe kamen. Nach und nach habe sich das Beschäftigtenverhältnis über das Jugend- und Sozialamt durch Behinderte aus dem gesamten Umfeld erweitert. Als es in Listerscheid zu eng wurde, fand man in der alten Schule in Kirchveischede neue Räumlichkeiten. Anfangs habe man sich auf die Produktion von Eigenprodukten konzentriert. Mit der Firma Viegener aus Attendorn habe man den ersten Auftraggeber für Montagearbeiten gewinnen können. Durch die Bildung eines Industriebeirates kamen immer mehr Auftraggeber dazu. Heute sind die Werkstätten ein anerkannter Partner der heimischen Industrie und des Handels. „Die Be-schäftigten führen nicht nur einfache, sondern auch hochkomplexe Arbeiten aus. Wir haben eine hohe Akzeptanz in der heimischen Industrie“, so Andreas Mönig. „Die soziale Verantwor-tung gehört mittlerweile zur Philosophie von vielen Firmen.“ Um die soziale Kompetenz ihrer Auszubildenden zu fördern, habe die Firma Viega sogar ein Projekt mit ins Ausbildungsprogramm genommen, nach dem die Auszubildenden drei Wochen in den Werkstätten mitarbeiten.
35 Beschäftigte in Betrieben außerhalb
Öffentlichkeitsarbeit wie Beteiligungen an Handwerksmessen, Präsenz auf Märkten und Tage der offenen Tür waren und sind den Werkstätten auch immer wichtig. Der Tag der offenen Tür war ein gelungenes Beispiel dafür, dass die Menschen großes Interesse an der Einrichtung haben. Bei den Führungen berichteten die Fachkräfte über die unterschiedlichen Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten. Ein Beschäftigter der Abteilung extern erklärte, dass er nach der dreimonatigen Eingangsphase gleich ein Beschäftigungsverhältnis in einem Pflegeheim angetreten habe. Derzeit sind 35 Beschäftigte in Betrieben außerhalb tätig. Immer wieder gelingt es, einige in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Nach dem Rundgang, der mit der Vorstellung eines Arbeitsfähigkeitstests abschloss, konnten sich die Besucher an einem Theaterstück der Werthmann-Theater-Crew erfreuen. Das selbst geschriebene Stück, für das die Akteure unter Leitung von Ulrike Wesely auch die Handpuppen selbst gefertigt hatten, fand unter dem Thema „Der verlorene Spiegel“ dort statt, wo die meisten Beschäftigten arbeiten: an der Werkbank. Die Botschaft aus dem Stück entsprach dem Wunsch der Laienschauspielerinnen: Vorurteile abbauen. Im Anschluss bestand Gele-genheit zum Austausch beim leckeren, in der Verteilerküche zubereiteten Mittagsimbiss. Alle Besucher waren sich einig: In den Werkstätten wird ein sehr wichtiger Beitrag geleistet, Arbeit für Menschen mit Behinderungen möglich zu machen, ihre Fähigkeiten zu fördern und ihnen somit Strukturen und einen Platz in der Gesellschaft zu geben. (LP)
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