„Balthasar soll ein Ort bleiben, an dem sich Menschen wie zu Hause fühlen“

Rüdiger Barth im Ruhestand


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20 Jahre lang leitete Rüdiger Barth das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Nun hat er den vorzeitigen Ruhestand angetreten. von Lorena Klein
20 Jahre lang leitete Rüdiger Barth das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Nun hat er den vorzeitigen Ruhestand angetreten. © Lorena Klein

Olpe. Rund 24 Jahre ist es her, dass das Kinderhospiz Balthasar in Olpe als deutschlandweit erstes Kinderhospiz seine Türen für unheilbar kranke Kinder und ihre Familien öffnete. 20 Jahre davon hat Rüdiger Barth die Einrichtung als Leiter maßgeblich geprägt und weiterentwickelt. Nach jahrzehntelangem Engagement in der Kinder- und Jugendhospizarbeit ist er Anfang Oktober in den vorzeitigen Ruhestand gegangen und blickt im Gespräch mit LokalPlus auf eine besondere Zeit zurück.


Der Kontakt mit schwerkranken Kindern und Jugendlichen begleitete Rüdiger Barth den Großteil seines Lebens. Lange leitete der ausgebildete Kinderkrankenpfleger die Kinderintensivstation in Siegen.

Mit dem Antritt der Leitungsstelle im Kinderhospiz im Jahr 2002 setzte sich Barth schließlich ein neues Ziel. „In der Klinik habe ich Kinder gepflegt, damit sie wieder gesund werden. Im Hospiz hilft man denjenigen, die nie wieder gesund werden.“

Meilensteine und Herausforderungen

In vielen Jahren leistete Barth Unterstützung bei jedem neuen Schritt, jedem neuen Weg, den das Hospiz einschlug. Er hat Balthasar zum Kinder- und Jugendhospiz aufwachsen sehen. Weitere Meilensteine wie die Gründung des Kindertrauerzentrums und der weiterbildenden Balthasar-Akademie haben das Netz und das Wirken der Kinderhospizarbeit gestärkt.

Für sein außerordentliches Engagement wurde Barth im Jahr 2009 das Bundesverdienstkreuz vom Bundespräsidenten höchstpersönlich verliehen. Natürlich habe er sich damals auch über die Auszeichnung gefreut. Doch die zunehmende Bekanntheit der Einrichtung sei das, was ihn hauptsächlich mit Stolz erfüllt habe, betont Barth.

Die Steine und Windräder im Garten des Balthasar erinnern an die verstorbenen Kinder- und Jugendlichen. von Lorena Klein
Die Steine und Windräder im Garten des Balthasar erinnern an die verstorbenen Kinder- und Jugendlichen. © Lorena Klein

Wesentlich sei für ihn vor allem die Zusammenarbeit in einem engagierten und starken Team sowie die besondere Grundeinstellung der Mitarbeiter im Umgang mit den unheilbar kranken Kindern und ihren Angehörigen gewesen.

„Zum einen erfordert Hospizarbeit eine besondere Haltung zum Leben und Sterben, die alle Mitarbeiter in sich tragen. Auch die Kinder und Jugendlichen geben unglaublich viel Lebensfreude und Fröhlichkeit zurück. Letztendlich ist es jedoch wichtig, dass alle Emotionen im Balthasar ihren Platz finden, gerade in den für die Familien schwierigen Phasen.“

Ein neues Kapitel

Seit etwa vier Wochen ist Rüdiger Barth nun im Ruhestand. Wirklich verinnerlicht habe er den Alltag, den dieser neue Lebensabschnitt mit sich bringt, in dieser kurzen Zeit jedoch noch nicht. „Bisher fühlt sich der Ruhestand eher wie Urlaub an, wie ein paar freie Tage“, erzählt der ehemalige Hospizleiter. „Einige private Angelegenheiten haben jetzt wieder Vorrang. Man widmet sich den Dingen, die in der vergangenen Zeit liegengeblieben sind.“

Natürlich fehle der tägliche Kontakt zu den Mitarbeitern, den Menschen und vor allem den Kindern und Jugendlichen. „Doch es tut auch gut, die Verantwortung und die Pflichten übergeben zu haben“, schließt Barth.

Frischer Wind

Genau jetzt sei der richtige Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel in der Leitung, ist er überzeugt. Dieses Gefühl und das Vertrauen in seinen Nachfolger, Roland Penz, seien auch der Hauptgrund für den vorzeitigen Ruhestand gewesen.

Fünf Jahre lang stand Penz, ebenfalls ausgebildeter Kinderkrankenpfleger, Rüdiger Barth zur Seite, so dass eine langfristige Übergabe stattfinden konnte, die die vielfältigen Aufgabenbereiche der Leitungsposition abdeckte.

20 Jahre lang leitete Rüdiger Barth das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Nun hat er den vorzeitigen Ruhestand angetreten. von Lorena Klein
20 Jahre lang leitete Rüdiger Barth das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Nun hat er den vorzeitigen Ruhestand angetreten. © Lorena Klein

Zeitgleich wurden mit Martina Brandt und Gundula Braun auch die Leitung des psychosozialen Teams sowie die Pflegedienstleitung innerhalb des Kinder- und Jugendhospizes neu besetzt.

„Gemeinsam können die Leitungen neu durchstarten und als Truppe zusammenfinden“, so Barth. Dass er dem Team auch in Zukunft mit seiner Expertise bei Nachfragen zur Verfügung stehe, sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. Auch werde er immer wieder mal im Haus vorbeischauen, jedoch gleichzeitig einen klaren Schlussstrich ziehen – das ehemalige Büro und Eingriffe in die Arbeit sind für ihn ein selbsternanntes Tabu.

Ein zweites Zuhause

Für die Zukunft des Kinder- und Jugendhospizes wünscht sich Rüdiger Barth vor allem eines: „Balthasar soll ein Ort bleiben, an dem sich Menschen wie zu Hause fühlen. Ein zweites Zuhause, an dem die Mitarbeiter ganz nah an den Familien bleiben und sich Zeit nehmen für diejenigen, die nicht mehr viel Zeit haben.“

Das Hospiz wird zu etwa 50 Prozent durch Spenden finanziert. Genau deshalb sei es besonders wichtig, weiterhin Menschen zu finden, denen Balthasar am Herzen liegt und die die Einrichtung mit kleinen und großen Spenden unterstützen.

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