Aus dem Bürgerkrieg ins Architekturbüro
Praktikum im Olper Planungsamt eröffnet junger Syrerin neue Perspektive
- Olpe, 28.12.2016
- Von Rüdiger Kahlke

Olpe. Auf dem Schreibtisch liegt ein Plan der Olper Innenstadt. Details sind auf dem Monitor links daneben sichtbar. Sydra Issa (25) arbeitet an der Zukunft Olpes – und an ihrer eigenen. Denn: ihre Geschichte liegt in Trümmern. Ihre Heimat Aleppo, einst wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Syriens, ist ein Schutthaufen, kaum vorstellbares Zeugnis von Grauen und Unmenschlichkeit. In Aleppo hat Sydra Issa Architektur und Stadtplanung studiert. 2015 ist die junge Frau vor dem Bürgerkrieg geflüchtet.

Sie beantragte Asyl, lernte in kurzer Zeit Deutsch, setzte alles daran, sich schnell zu integrieren. Sydra Issa und ihr Mann, ebenfalls Architekt, suchten im Internat nach Möglichkeiten wieder in ihrem Beruf Fuß zu fassen: Hospitanz, Praktikum, egal, Hauptsache was tun. Ihr Mann bekam einen Job bei einem Architekten in Olpe. Sydra Issa konnte im Olper Planungsamt hospitieren.


Die Stelle in der Olper Stadtverwaltung, das angenehme Arbeitsklima dort haben ihr neue Hoffnung gegeben. Jetzt freut sie sich auf ihre neue Aufgabe als Architektin. Darauf, etwas vom Anfang bis zum Ende machen zu können. „Das habe ich gelernt“, sagt sie, wohl wissend, dass sie sich noch in einige Bereiche einarbeiten muss: Brandschutz, Energieeinsparverordnung, gehören dazu. „Wir benutzen auch mehr Flachdächer“, weist sie – schon ein bisschen flachsend – auf Unterschiede zu dem hin, was sie aus ihrer Heimat gewohnt war. Fragt man sie, was sie sich noch wünscht, ist die Antwort klar: „Ein eigenes Büro“. Dass sie nur subsidiären Schutz hat, ein Bleiberecht zunächst nur für ein Jahr, ficht sie nicht an. „Es gibt immer eine Lösung“, sagt Sydra Issa voller Zuversicht.

