893 Cannabis-Pflanzen in Olper Halle gezüchtet: Prozess hat begonnen

Zwei Männer angeklagt


Topnews
 von Adam Fox
© Adam Fox

Olpe/Siegen. Zwei Männer müssen sich seit Donnerstag, 17. Februar, vor der 1. Großen Strafkammer am Siegener Landgericht wegen unerlaubten Handelns mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten. Sie hatten in einer Lagerhalle in Olpe in großem Stil Cannabis angebaut. Bei einer Razzia am 31. August 2021 flogen sie auf. Die Männer wurden festgenommen und die 893 Cannabispflanzen von der Polizei vernichtet.


Seit jenem Tag sitzen die beiden 26 bzw. 31 Jahre alten Männer in Untersuchungshaft. Elfriede Dreisbach, Vorsitzende Richterin, erkundigte sich nach der Lebensgeschichte der Albaner. Auf Jobsuche hatte es die Männer zunächst nach Belgien verschlagen. Dort arbeiteten sie am Bau und wurden dann arbeitslos.

Mit 200 Euro aus Belgien nach Olpe

Ein Mann namens „Sefer“, mit dem es nur telefonischen Kontakt gab, stellte den beiden Männern eine Arbeit in Olpe in Aussicht. Der erste Albaner kam im Juli nach Olpe, der zweite im August. Letzterer war erst dreieinhalb Wochen in Olpe, ehe er festgenommen wurde. Die Kontaktdaten der Lagerhalle, in der sie arbeiten sollten, erhielten die beiden per Handy.

Für das Betreiben der Plantage soll „Sefer“ ihnen neben einer Anleitung auch 800 Euro pro Monat versprochen haben. Von dieser Summe sahen die beiden nichts. Die Halle war im Dezember 2020 vom Olper Eigentümer an einen vermeintlichen Franzosen vermietet worden, dessen wirkliche Identität aber bei den späteren Ermittlungen nicht festgestellt werden konnte.

Die Polizei fand bei der Durchsuchung einer Lagerhalle eines ehemaligen Firmengeländes in Olpe eine Cannabis-Plantage und eine größere Menge Drogen. Nun hat der Prozess gegen zwei Männer in Siegen begonnen. von Kai Osthoff
Die Polizei fand bei der Durchsuchung einer Lagerhalle eines ehemaligen Firmengeländes in Olpe eine Cannabis-Plantage und eine größere Menge Drogen. Nun hat der Prozess gegen zwei Männer in Siegen begonnen. © Kai Osthoff

Über ihren „Job“ waren die beiden keineswegs begeistert. Aus Mangel an Alternativen und Geld blieb das Duo jedoch zunächst in der Olper Lagerhalle und hegte und pflege die Cannabispflanzen. Der jüngere Mann habe sich nicht getraut, seinen Verwandten in der Heimat seine Misere zu schildern: „Mein Vater ist in Albanien Polizist.“

Stromdiebstahl entlarvt Angeklagte

Bis zum 31. August 2021 blieb der Drogenanbau unentdeckt. An jenem Tag suchte die Polizei das Gelände auf. Die Beamten hatten von Mitarbeitern eines Stromversorgers den Hinweis bekommen, dass im Industriegebiet Strom in großen Mengen gestohlen werde. Da bei Messungen an anderen Gebäuden in der Umgebung nichts festgestellt werden konnte, nahmen Elektriker die Lagerhalle ins Visier – und stellten dort einen extrem hohen Stromverbrauch fest.

Ein stümperhaft angebrachtes Stromkabel und ein glühender Stromkasten hatten die Elektriker stutzig gemacht. „Irgendwas stimmt hier nicht“, stellten die Elektriker fest. Als die Polizei eintraf, sahen die Beamten zudem die abgedunkelte Halle. An einer schlecht abgedunkten Stelle konnte ein Beamter sehen, wie zwei Personen hektisch herumfuchtelten. Das Gebäude wurde schließlich gestürmt und die Tatverdächtigen festgenommen.

Urteil am 2. März zu erwarten

In der Halle wurde dann auch der Grund für den hohen Stromverbrauch ersichtlich: 200 Vorschaltgeräte versorgten 893 Pflanzen mit Licht. Laut Landeskriminalamt war das die zweitgrößte gefundene Drogenanbaufläche in ganz NRW im Jahr 2021.

Der Prozess wird am Freitag, 18. Februar, fortgesetzt. Für Dienstag, 22. Februar, sind die Plädoyers geplant und am Mittwoch, 2. März, soll das Urteil verkündet werden.

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