100 Tage vollelektrisch – das konnte die EMS Westfalen bisher einsparen

Auf Biggesee fährt Europas größtes Elektro-Fahrgastschiff


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Bei einer Rundfahrt blickten die Personenschifffahrt Biggesee und die Lux-Werft und Schifffahrt GmbH gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Tourismus auf 100 Tage EMS Westfalen mit elektrischem Antrieb zurück und zogen Bilanz. von Lorena Klein
Bei einer Rundfahrt blickten die Personenschifffahrt Biggesee und die Lux-Werft und Schifffahrt GmbH gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Tourismus auf 100 Tage EMS Westfalen mit elektrischem Antrieb zurück und zogen Bilanz. © Lorena Klein

Sondern. Auf dem Biggesee fährt sie ihre Touren seit Jahrzehnten – und seit 100 Tagen als europaweite Vorreiterin. Die EMS Westfalen hat sich vom altbekannten Touristenmagnet zu Europas größtem Elektro-Fahrgastschiff gemausert. Eine Bilanz der ersten 100 vollelektrischen Tage haben die Lux-Werft und Schifffahrt GmbH und die Personenschifffahrt Biggesee am Montagnachmittag, 28. August, an Bord des Schiffes gezogen.


Zur informativen Rundfahrt brach die EMS Westfalen vom Sonderner Hafen auf und hieß auf ihren Decks etwa 50 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Tourismus willkommen. Gemeinsam blickten sie auf 100 Tage mit neuem, elektrischen Antrieb zurück – während das Schiff leise und ruhig über den Biggesee glitt.

Der Klimawandel, steigende Energiekosten und die Abhängigkeit von Russland – „Wie kommen wir daraus?“, griff Dr. Rainer Miebach, Geschäftsführer der Lux-Werft und Schifffahrt GmbH und der Personenschifffahrt Biggesee, zentrale Fragen auf, die auch die Schifffahrt beschäftigen. Es gelte, so Miebach, aus der Krise Chancen zu machen.

Förderungen von Land und Bund

„Wesentliche Eckpfeiler“ bei der Umrüstung der EMS Westfalen seien Förderungen von Land und Bund gewesen. So wurde der E-Antrieb durch ein Programm des Bundesverkehrsministerium unterstützt und das NRW-Wirtschaftsministerium förderte eine Landstromanlage.

Und die Pläne gehen weiter: „Von 2021 bis 2024 haben und werden wir insgesamt 18 Schiffe mit E-Antrieb ausstatten“, so Dr. Rainer Miebach. Dabei handelt es sich um sieben neugebaute und elf umgerüstete Schiffe.

Die EMS Westfalen. von Lorena Klein
Die EMS Westfalen. © Lorena Klein

Doch die EMS Westfalen – gebaut im Jahr 1978, 55 Meter lang und elf Meter breit – genießt derzeit eine Sonderstellung. „Nach unserer Recherche ist sie das größte Elektro-Fahrgastschiff Europas“, berichtete Miebach.

In ihrer neuen Ära, die vor 100 Tagen angebrochen ist, konnte sie bisher insgesamt 68 Tonnen CO2 sparen. Verbraucht hat sie in dieser Zeit 103 Megawattstunden, also circa eine Megawattstunde pro Tag. Die Batterie-Kapazität umfasst mehr als zwei Megawattstunden.

„Grundstein für grünen Tourismus“

Damit habe das Schiff „einen Grundstein für grünen Tourismus“ gesetzt, folgerte Miebach – und der finde Anklang und ziehe wieder mehr Gäste an. Vor dem Hintergrund der Entwicklung von 400.000 Besuchern pro Saison in den 80er- und 90-Jahren auf jährlich etwa 100.000 Besucher heutzutage sei es auch ein Ziel, die Leute wieder für das Sauerland zu begeistern.

Auch der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbandes, Prof. Dr. Norbert Jardin, lobte die Innovation am Biggesee, der an diesem Tag mit 86 Prozent einen ungewohnt hohen Füllstand zu verzeichnen habe. Trotzdem schaue man auf viele trockene Jahre und ein zu warmes Jahr 2023.

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Bei einer Rundfahrt auf der Bigge blickte die Personenschifffahrt Biggesee und Lux-Werft und Schifffahrt GmbH gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Tourismus auf 100 Tage EMS Westfalen mit elektrischem Antrieb zurück und zog Bilanz.

„Der Klimawandel hat uns erreicht“, betonte Jardin. „Sie gehen hier an der Bigge voran.“ Der Ruhrverband erreiche sein Ziel der Energieneutralität, das für 2024 gesteckt war, bereits in diesem Jahr – der nächste Schritt sei es, bis 2030 klimaneutral zu werden.

Anpassung an neue Szenarien

Die ständigen Veränderungen als Chance zu begreifen, mache ein gutes Unternehmen aus, griff auch Landrat Theo Melcher auf und wünschte alles Gute.

Die Bedeutung von Anpassung hob letztlich Dr. Jürgen Fischbach, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus, hervor. Anpassung an Szenarien wie „Sommer ohne Wasser und Winter ohne Schnee“. In Zukunft möchte man eine Zertifizierung zur nachhaltigen Reisedestination erreichen, kündigte Fischbach an. Wichtig sei es dabei, Dinge nicht nur zu proklamieren, sondern auch ernst zu meinen.

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