„Wir werden nicht sang- und klanglos untergehen“ - 330 Mitarbeiter wollen kämpfen

Warnstreik bei ThyssenKrupp in Lütringhausen


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Auf der Dorfstraße waren zahlreiche Sitzbänke für die Warnstreikenden aufgestellt. von Wolfgang Schneider
Auf der Dorfstraße waren zahlreiche Sitzbänke für die Warnstreikenden aufgestellt. © Wolfgang Schneider

Lütringhausen. „Das hier heute ist nur der Anfang. Wir werden den Untergang wahrscheinlich nicht verhindern können. Aber wir werden nicht sang- und klanglos untergehen.“ Ali Atasoy, Betriebsratsvorsitzender des ThyssenKrupp-Werks in Lütringhausen, gab sich am Dienstagmittag, 21. Juli, beim Warnstreik kämpferisch.


Die Belegschaft war um 12 Uhr für vier Stunden auf die Straße gegangen, um gegen die Schließung des Stabilisatorenwerks zu protestieren, die für Ende 2021 geplant ist. 330 Beschäftigten droht die Arbeitslosigkeit.

Das Aus des Traditionsstandortes wollen Atasoy und seine Kollegen nicht kampflos hinnehmen. „Der Arbeitgeber soll verstehen, dass wir für das, was uns zusteht, kämpfen werden. Er wird es noch bereuen, dieses Werk zu schließen“, machte der Betriebsratschef deutlich, dass man bei den Verhandlungen über einen Sozialplan möglichst viel für die Belegschaft herausholen wolle.
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Atasoy warf der Konzernführung von ThyssenKrupp Federn und Stabilisatoren Fehlentscheidungen vor, die den Standort Lütringhausen stark belastet hätten. „Ihr kennt das Problem mit den zu niedrigen Preisen“, rief er seinen Kollegen zu, die sich mit reichlich Abstand auf Klappbänken auf dem Parkplatz und auf der gesperrten Dorfstraße niedergelassen hatten: „Ihr müsst das ausbaden, was Geschäftsführung und Konsorten verbockt haben.“ In 19 Jahren seien 14 Werksleiter sowie zig Geschäftsführer gekommen und gegangen.

In den vergangenen Jahren habe die Belegschaft schon reichlich Zugeständnisse gemacht und einem Sanierungs-Tarifvertrag zugestimmt, um den Standort zu retten, blickte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Olpe, André Arenz, zurück. Diesen Vertrag habe man jetzt zum 1. August gekündigt. Schließlich könne es nicht sein, dass die TK-Mitarbeiter weiter Einbußen hinnähmen und das Werk trotzdem geschlossen werden solle.
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Arenz kritisierte, dass das Werk seit Jahren nicht weiterentwickelt worden sei - In Kombination mit Managementfehlern und dem zu niedrigen Preisniveau habe das zum drohenden Aus für den traditionsreichen Standort geführt. „Ich halte die Schließung nach wie vor für falsch. Dadurch wird die Produktion von Vollstabilisatoren in Europa vollständig aufgegeben“, so der Gewerkschafter.
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Er appellierte an die Geschäftsführung, die Schließung zu überdenken, räumte aber auch ein: „Wenn der Arbeitgeber um jeden Preis schließen will, haben wir keine Chance.“ Dann gehe es darum, für die Belegschaft das Beste herauszuholen und neue industrielle Arbeit am Standort Lütringhausen anzusiedeln.

Zuspruch während ihres vierstündigen Warnstreiks, bei dem Musiker Daniel Gartner für Unterhaltung sorgte, bekamen die Mitarbeiter auch vom stellvertretenden Olper Bürgermeister Markus Bröcher und von einem Belegschaftsvertreter des ThyssenKrupp-Werkes in Hohenlimburg.
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