Währungsreform: Für Olper gab es 694.000 D-Mark „Kopfgeld“
Vor 70 Jahren kam die D-Mark
- Olpe, 17.06.2018
- Von Rüdiger Kahlke
Olpe. 694.000 Deutsche Mark gab es für die Olper in Stadt und Land. 40 D-Mark zahlte die Sparkasse an jeden aus, der im Gegenzug 60 Reichsmark einzahlte. Ein Betrag, der als „Kopfgeld“ in die Nachkriegsgeschichte eingegangen ist. Alle waren gleich reich an diesem Sonntag. Die Währungsreform vor 70 Jahren gilt als Initialzündung für das deutsche Wirtschaftswunder. Jeder D-Mark-Schein glich einer Schwungfeder für den Flug des deutschen Phoenix aus der Trümmerasche der Nazi-Zeit.
Ulrich Viedenz, der die Ausgabe des neuen Geldes damals als Jungangestellter der Sparkasse und damit als Zeitzeuge miterlebte und später Niederlassungsdirektor der Sparkasse war, erinnerte sich: „Der Schwarzmarkt florierte bis zum 20. Juni 1948 und hörte dann mit einem Schlag auf zu existieren.“ In einem Beitrag für die Mitarbeiter-Zeitung der Sparkasse Olpe schrieb Viedenz 2005 außerdem: Die Olper staunten „über eine Fülle von Waren in den Auslagen der Geschäfte. Es war je bekannt gewesen, dass es die sogenannte u-T-Ware (unter der Theke) gab, doch konnte man diese bis dahin nur gegen Tauschware erhalten.“
Die Dummen der Währungsreform waren neben den Sparern die Arbeiter. Sie hatten von 1945 bis 1948 für wertloses Geld Waren produziert, die sie bei schnell steigenden Preisen mit der neuen Wunderwährung bezahlen mussten. Die Unternehmer investierten das wertvolle Geld. Sie erweiterten ihre Produktionsanlagen, konnten mehr Waren auf den Markt bringen und mit dem Erfolg wieder mehr investieren. Die Vermögenskonzentration in den Händen weniger wuchs.
Von einem „erschütternden Ereignis“ ist bei den westfälisch-lippischen Sparkassen die Rede. In einer öffentlichen Bekanntmachung zum Weltspartag im Oktober 1948 schrieben sie, der Weltspartag sei früher ein „Tag der Freude“ gewesen. „Heute ist es ein Trauertag. An den Schaltern herrscht keine Spartagsstimmung!“ Der Forderung nach einer sozialen Regelung sei nicht entsprochen worden. „Die gesetzlichen Bestimmungen sind für Millionen unserer Sparer unerträglich“, hieß es im Sommer 1948 in der Anzeige der Sparkassen.
Spürbar aufwärts ging es erst ab 1951/52. Die Gewerkschaften, die eine Währungsreform gefordert hatten, waren enttäuscht. Für die IG Metall war es „eine der radikalsten Enteignungen unseres Jahrhunderts, freilich zuungunsten des kleinen Mannes. Mit ihr begann die Vermögenskonzentration in den Händen weniger und die Vermögenslosigkeit breiter Schichten.“
(Quellen: Stadtarchiv Olpe; Archiv Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden)
Teil 2 zum 70. Jahrestag der Währungsreform folgt am Mittwoch, 20. Juni.