Meggen: Gaststätte „Zum Landtag“ öffnet ein letztes Mal

Aus nach mehr als 100 Jahren


Topnews
Nach mehr als 100 Jahren bleiben die Türen der Gaststätte "Zum Landtag" geschlossen. Es war die letzte Kneipe in Meggen. von s: Nils Dinkel
Nach mehr als 100 Jahren bleiben die Türen der Gaststätte "Zum Landtag" geschlossen. Es war die letzte Kneipe in Meggen. © s: Nils Dinkel

Meggen. Die Gaststätte „Zum Landtag“ in Meggen ist Geschichte. Am Montag, 24. Juli, heißt es „letzter Ausschank“ - nach einer mehr als 100 Jahre anhaltenden Tradition.


Seit 2013 hat Anja Hülck die Gaststätte an der Meggener Hauptstraße betrieben. Ab sofort bleiben jedoch die Lichter aus. Steigende Bierpreise, wenig Gäste, kaum Umsatz. Events wie Live-Konzerte fanden keinen Anklang. So entschloss sich Hülck Anfang Juli, die Traditionskneipe „Zum Landtag“ aufzugeben. Das Feierabend-Bier müssen die Stammgäste nun woanders trinken. 
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
„Ich habe mich kurzfristig dazu entschieden. Die Kneipe läuft nicht mehr und wir befinden uns gerade mitten im Sommerloch. Selbst samstagabends finden sich nur noch wenige Stammgäste ein“, sagt Hülck. Die Leute säßen lieber im Garten und gingen nicht aus. „Deswegen kommt jetzt der Cut“, sagt die Pächterin.
Rauchverbot richtet nachhaltigen Schaden an
Neben dem Ausgehverhalten habe auch das Rauchverbot in Kneipen den Gastronomen geschadet. „Die Gemütlichkeit geht verloren. Gruppen werden auseinander gerissen und keiner nimmt sein Bier mit nach draußen“, sind laut Hülck hinterlassene Schäden für die Gastwirte. Zudem sinke der Absatz durch das Rauchverbot. Einen weiteren Problemfaktor sieht Hülck in dem für Gastronomen stetig steigenden Bierpreis: „Das Kistenbier wird so billig abgegeben, dass wir da nicht mithalten können.“

Hülck hatte viele Versuche unternommen, die Besucher zu unterhalten und beschäftigen. Neben einer Kegelbahn hatten ihre Gäste auch die Möglichkeit, an Dartautomaten zu spielen. Zuletzt wurde beides nicht mehr angenommen. „Das Kegeln ist auch keine Lieblingsbeschäftigung der Deutschen mehr“, sagt die Gastronomin. Zuletzt spielten im Landtag noch sieben Kegelclubs. Hülck hat zudem regelmäßig Konzerte im Landtag veranstaltet. Trotz Werbung mit Plakaten und bei Facebook seien diese unterschiedlich verlaufen. Außerdem bot der „Landtag“ Beerdigungscafés an.
Vermieter zeigt sich solidarisch
Trotz aller Unternehmungen konnte Hülck mit der Gaststätte keinen Gewinn erwirtschaften. Hülck: „Die Stunden hier darf man nicht zählen. Das lohnt sich schon lange nicht mehr.“ Der Verpächter sei ihr bei den Kosten schon immer entgegen gekommen. Die Aufwendungen seien aber so hoch, dass es mit dem Bierausschank nicht mehr getan sei.
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Mit der Gaststätte „Zum Landtag“ hat nun die letzte Kneipe in Meggen ihre Pforten dicht gemacht. „Meine Stammgäste jammern natürlich und wissen jetzt nicht mehr wohin“, sagt die Pächterin. Die gelernte Bürokauffrau will wahrscheinlich in ihrem alten Beruf Fuß fassen. „Mir wird schon was fehlen. Es war nicht einfach nur Kneipe. Wir sind hier in den vergangenen Jahren zusammengewachsen“, sagt Hülck wehmütig. Sie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Es geht immer weiter. Ich kann ja nicht stehenbleiben.“
Immer mehr Traditionskneipen verschwinden
Das Kneipensterben ist eine Problematik, die im Kreis Olpe kein Einzelfall zu sein scheint. Gerade in den kleineren Ortschaften stirbt das Gastronomiegewerbe förmlich aus. Der "Holzwurm" in Grevenbrück ist genauso passé wie die "Stadtschänke" in Altenhundem. Hülck sagte, dass die Kneipe Erwes in Maumke ebenfalls schließe. So haben die Bewohner immer weniger Möglichkeiten auszugehen.
Bildergalerie starten
Meggen: Gaststätte „Zum Landtag“ öffnet ein letztes Mal
Artikel teilen: