Wirtschaft fordert von Landtagskandidaten „100 Prozent Einsatz für bessere Verkehrswege"

IHK Siegen veröffentlicht Positionspapier


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 von © Peter Atkins / lia
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Siegen/Kreis Olpe. „Die Verkehrsinfrastruktur ist eine der Achillesfersen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Siegen-Wittgenstein und Olpe. Für die Standortqualität wird es entscheidend darauf ankommen, was in diesem Politikfeld nach der Landtagswahl auf den Weg gebracht wird. Deswegen fordert die Wirtschaft von den Politikern, die die Region im künftigen Landtag vertreten, 100 Prozent Einsatz für bessere Verkehrswege“, erklärt Felix G. Hensel, Präsident der IHK Siegen. Und betont: Die positive Entwicklung des Wirtschaftsraumes sei in den vergangenen Jahrzehnten ohne die A45 kaum möglich gewesen.


Heute hingegen stehe man vor etlichen Problemen: Es beginne bei Wettbewerbsnachteilen heimischer Betriebe durch endlose Staus auf den Autobahnen und ende mit der Verlagerung von Produktionen oder gar von Unternehmensstandorten wegen fehlender Verkehrsanbindungen in Wittgenstein. „Für unseren Wirtschaftsraum herrscht in Sachen Verkehr Alarmstufe rot“, betont Felix G. Hensel. Er appelliert daher gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener mit besonderem Nachdruck an die heimischen Landtagskandidaten, die drängendsten verkehrspolitischen Erfordernisse in ihre künftige Arbeit aufzunehmen.

Hierzu hat die IHK den Politikern ein Positionspapier zur Verfügung gestellt, in dem die wesentlichen Handlungsschwerpunkte zusammengefasst sind. „Der Bundesverkehrswegeplan ist für unsere Region erfreulich ausgefallen. Damit stehen die Gelder für wichtige Straßen- und Schienenprojekte bereit. Nicht weiter endlos diskutieren, sondern zügig planen und bauen, muss daher die regionale Devise sein“, beschreibt Klaus Gräbener das vordringliche Ziel der nächsten Jahre: „Wer auch immer die Region zukünftig im Landtag vertritt, muss wissen: Wer sich nicht für eine weitere Stärkung unserer Verkehrswegequalität einsetzt, schwächt unsere Wirtschaft und damit die gesamte Region; und zwar nachhaltig.“
Sechsspuriger Ausbau der A45 zentrales Bauprojekt
Der sechsspurige Ausbau der A45 mit der Erneuerung aller Talbrücken sei auf absehbare Zeit das zentrale Straßenbauprojekt in der Region. Die Arbeiten sollen bis 2032 andauern und würden zu erheblichen Beeinträchtigungen im Individual- und Güterverkehr führen. Um diese so gering wie möglich zu gestalten, müssten Bauzeiten kurz gehalten werden.

Bei der Route 57 dürfe keine Zeit mehr verloren werden, um die Ortsumgehungen konsequent zu verwirklichen. Wichtig sei daher, dass trotz der notwendigen Arbeiten an der A45 hinreichend Planungskapazitäten beim Landesbetrieb Straßenbau für die Route 57 bereitgestellt werden. Weiteres Sorgenkind: Die B55 zwischen dem Autobahnkreuz Olpe-Süd und der A2. Der Straßenzug werde während der Erneuerung der A45 erheblichen Verkehr von der A45 aufnehmen.
Großraum- und Schwertransporte besonders betroffen
Besonders gravierend sei die Situation für Großraum- und Schwertransporte. Viele Betriebe hätten insbesondere aufgrund maroder Brücken Probleme, große und schwere Güter zur Verarbeitung in und zur Auslieferung aus der Region zu transportieren. „Seit Jahren wird an verlässlichen Schwertransportrouten gearbeitet, ohne dass diese bis heute vollständig nutzbar wären“, unterstreicht IHK-Präsident Hensel: „Hinzu kommen Probleme in der Antragsabwicklung und Transportbegleitung.“

Der schlechte Zustand der Landesstraßen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gehe auch auf ihre strukturelle Unterfinanzierung zurück, heißt es in dem IHK-Positionspapier. Klima und Topografie machten die Straßenunterhaltung teurer als in den Ballungsräumen. Hinzu komme, dass Landesstraßen abseits der Zentren häufiger von Verkehr beansprucht würden, der anderswo über Autobahnen oder Bundesstraßen fließe. Deshalb müsse mehr Geld in Landesstraßen fließen, insbesondere nach Südwestfalen.
Lärmschutzmaßnahmen benötigt
Der anstehende Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke und der Siegstrecke der Deutschen Bahn sei wichtig, weil er insbesondere in Verbindung mit dem Containerterminal in Kreuztal die Verlagerung von LKW-Transporten auf die Schiene erleichtere. Felix G. Hensel: „In der Folge muss von deutlich mehr Zügen auf den Strecken ausgegangen werden. Wir brauchen Lärmschutzmaßnahmen nach dem neuesten Stand der Technik, damit es nicht zu Akzeptanzproblemen und damit zu Verzögerungen kommt“.

Die IHK warnt dagegen eindringlich vor einem unwiderruflichen Verlust an dringend benötigtem Planungspersonal, beispielsweise durch Verteilungskämpfe mit anderen Landstrichen in Nordrhein-Westfalen. Klaus Gräbener: „Auch eine Verlagerung von Fachpersonal aus der Region für die vorgesehene Bundesautobahngesellschaft kann die Planungsnot verschärfen. Dasselbe gilt, wenn die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Verkehrsplanung stiefmütterlich behandelt würde. Es muss an sehr unterschiedlichen Stellschrauben gedreht werden, wenn es bei den Verkehrswegen die erforderliche Dynamik entfacht werden soll. Je mehr die heimischen Landtagsabgeordneten dies „auf dem Bildschirm“ haben, desto besser für die heimische Wirtschaft.“
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