Unitymedia kündigt Ende der Störungen im Kreis Olpe an

Netzmodernisierung in drei Kommunen


  • Kreis Olpe, 30.08.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Zeigten sich nach dem gemeinsamen Gespräch zuversichtlich: von links Frank Schubert (Kommunaler Projektbetreuer Unitymedia), Frauke Nolting (Protestgruppe), Johannes Vogel (FDP) und Dr. Alexander Kleist (Rechtsanwalt und Senior Manager Public Policy Unitymedia). von Sven Prillwitz
Zeigten sich nach dem gemeinsamen Gespräch zuversichtlich: von links Frank Schubert (Kommunaler Projektbetreuer Unitymedia), Frauke Nolting (Protestgruppe), Johannes Vogel (FDP) und Dr. Alexander Kleist (Rechtsanwalt und Senior Manager Public Policy Unitymedia). © Sven Prillwitz

Kreis Olpe. Die Störungen und Ausfälle im Unitymedia-Kabelnetz sollen bald der Vergangenheit angehören: Die angekündigten Modernisierungsarbeiten sollen im Stadtgebiet Olpe und in der Gemeinde Wenden im September abgeschlossen sein; für Lennestadt ist der Zeitraum Dezember/Januar anvisiert. Das hat eine Unitymedia-Delegation am Mittwoch, 30. August, in Kirchveischede bei einem Treffen mit Frauke Nolting, Sprecherin der „Protestgruppe Unitymedia Südwestfalen“, und dem FDP-Bundestagskandidaten Johannes Vogel zugesichert.


Im Juni hatte der Kabelnetzbetreiber umfangreiche Modernisierungsarbeiten in den drei Kommunen angekündigt, das sogenannte „Node Split“-Verfahren: Durch den Einbau zusätzlicher Signalverteiler in das bestehende Kabelnetz wird die Menge der Haushalte reduziert, die von einem Verstärker für Internet, Telefon und Fernsehen gespeist werden. Durch die verkleinerten „Cluster“ würden die Leitungen dann stabiler und die Datenübertragungsrate gleichzeitig erhöht – auch weil in den entsprechenden Netzabschnitten das Koaxial- teilweise durch das leistungsstärkere Glasfaserkabel ersetzt wird (LokalPlus berichtete).

In Olpe und Wenden soll das modernisierte Netz im September in Betrieb genommen werden. „Substantielle Probleme“ sollen damit dann behoben sein, kündigten Frank Schubert (Kommunaler Projektbetreuer) und Dr. Alexander Kleist (Rechtsanwalt und Senior Manager Public Policy) von Unitymedia am Mittwoch an.
Aufwendige Arbeiten in Lennestadt
In Lennestadt hingegen, wo drei neue Signalverteiler entstehen sollen, nehmen die Arbeiten mehr Zeit in Anspruch. Unter anderem müsse hier Glasfaser im zeitaufwendigen Tiefbau-Verfahren auf einer Strecke von rund 1,5 Kilometern verlegt werden. Zudem müsse mit der Konkurrenz von Telekom und Vodafone eine zeitweise „Netzmietung“ geklärt werden, damit Unitymedia-Kunden während der Arbeiten mit Telefon, Internet und Fernsehen versorgt werden, erklärte Schubert.

Er und Kleist lobten im Namen von Unitymedia die Zusammenarbeit mit Olpe, Wenden und Lennestadt. Die drei Kommunen hätten dem Kabelnetzbetreiber jeweils „zeitnah“ die erforderlichen Genehmigungen für die nötigen Arbeiten erteilt. Und damit den – aus Unitymedia-Sicht – insgesamt komplizierten Prozess beschleunigt. Für die angekündigte Netzerweiterung und Bandbreitenerhöhung im Kreis Olpe investiert das Unternehmen mit Sitz in Köln nach eigenen Angaben rund 750.000 Euro – und zwar komplett aus eigenen Mitteln, betonten Schubert und Kleist.
Kritik an Förderrichtlinien
Unitymedia verzichte beim Netzausbau komplett auf Fördermittel und setze auf eigene Technik, auf den selbstständigen Ausbau der digitalen Infrastruktur. „Wir investieren dafür jährlich rund ein Viertel unseres Jahresumsatzes“, sagte Kleist. Kritik übten die beiden Unitymedia-Vertreter an den aus ihrer Sicht engen Förderrichtlinien für den Breitbandausbau, die den Wettbewerb unter Netzbetreibern erschwere – und auch das Ausmerzen von „weißen Flecken“, von Gebieten, die noch gar nicht mit schnellem Internet versorgt sind.

Unterstützung erhielten sie von Johannes Vogel. Der heimische Bundestagskandidat der „Digitalisierungspartei“ FDP, monierte, dass der exklusive und mit Bundesmitteln geförderte „Vectoring-Ausbau“ der Telekom einen Wettbewerb unter den Netzbetreibern blockiere. Der Breitbandausbau sei eine „hoheitliche Aufgabe, wo der Staat helfen“ müsse. Zudem dürfte die Vectoring-Technik, die auf Kupferkabel setzt, schon in wenigen Jahren wieder überholt sein, so Vogels Befürchtung.
Vogel: Schnelles Internet „überlebenswichtig“
„Die politischen Rahmenbedingungen haben lange zu wenig auf Glasfaser gesetzt“, kritisierte der Liberale. Er forderte, dass der Breitbandausbau in Deutschland dringend und auch auf dem Land mit mehr Augenmaß vorangetrieben werden müsse. Schnelles Internet sei „für jeden Privathaushalt wichtig“, für „mittelständische Unternehmen und die Volkswirtschaft sogar überlebenswichtig“.

Gleichzeitig gab sich die Unitymedia-Delegation mit Blick auf die bereits seit geraumer Zeit auftretenden Störungen des Netzes im Kreis Olpe selbstkritisch. Es sei ungewöhnlich, dass die Probleme und die Notwendigkeit des Netzausbaus nicht schon früher erkannt worden seien, sagte Frank Schubert.

Nicht nur deswegen, sondern auch wegen des „interessanten Gesprächs“ und der Schilderung der unterschiedlichen Positionen wertete Frauke Nolting von der Protestgruppe Unitymedia Südwestfalen das Treffen als Erfolg für alle Beteiligten.
Fehler bei Abschaltung des Analog-Fernsehens

Für zusätzliche Verärgerung nicht nur im Kreis Olpe, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen sorgt seit Dienstag, 29. August, die neue Sortierung von TV-Sendeplätzen. Landesweit kam und kommt es immer noch landesweit zu Fehlermeldungen: Einige Privatsender würden lediglich verschlüsselt dargestellt, andere Sender nicht gefunden werden – trotz laut Unitymedia „intensiver Vorbereitungen“.

Am Mittwochnachmittag teilte das Unternehmen um 15.30 Uhr über seine Online-Kanäle mit, dass die Fehler bei Anschlüssen auftreten, die „das TV-Signal über unzureichend abgeschirmte Hausverteilanlagen und Endgeräte empfangen“. Angaben, wie viele Kunden die Fehlermeldungen erhalten haben, machte Unitymedia nicht.

Der von Unitymedia angekündigte „Change Day“ wurde durch die Abschaltung des analogen und die Komplettumstellung auf digitales Fernsehen nötig. Dadurch soll sich für Kunden nicht nur die Programmvielfalt erhöhen und die Qualität von TV-Bild und –Ton verbessern, sondern auch das Internet schneller werden, verspricht der Kabelnetzbetreiber.
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