Tischlerlehre gehört zu den beliebtesten Ausbildungen im Handwerk

Ein klassischer Männerjob?


Die Digitalisierung hat im Tischlerhandwerk längst Einzug gehalten – wer Lust darauf hat, am Monitor Möbel zu entwerfen und mit computergesteuerten Maschinen zu arbeiten, kann mit einer Tischlerlehre die Grundlagen legen. von Tischler NRW/ Bettina Engel-Albustin
Die Digitalisierung hat im Tischlerhandwerk längst Einzug gehalten – wer Lust darauf hat, am Monitor Möbel zu entwerfen und mit computergesteuerten Maschinen zu arbeiten, kann mit einer Tischlerlehre die Grundlagen legen. © Tischler NRW/ Bettina Engel-Albustin

Kreis Olpe. Am 1. August hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Zu den beliebtesten Ausbildungen im Handwerk zählt die Tischlerlehre: 1.788 Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr in NRW laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in diesem Gewerk eine Ausbildung gestartet – mit einem Männeranteil von fast 90 Prozent. Ähnliche Zahlen sind für dieses Jahr zu erwarten. In der heimischen Tischler-Innung für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe treten jedes Jahr etwa 30 junge Menschen eine Tischlerlehre neu an.


Das Tischlerhandwerk bietet vielseitige Arbeitsplätze und Karrierechancen – zum Beispiel als Gestalter von Möbeln oder Leiter großer Projekte wie dem Innenausbau eines Hotels. Dennoch haben Tischlereien im ländlichen Bereich zunehmend Probleme, passende Azubis zu finden.

Vom Tischlerberuf haben viele Menschen nur eine vage Vorstellung. Das beginnt schon bei den Berufsbezeichnungen Tischler bzw. Schreiner: Viele Menschen glauben, dass es inhaltliche Unterschiede gibt, dabei handelt es sich lediglich um regionale sprachliche Varianten. Was ein Tischler neben „Tische bauen“ noch alles macht, ist wenig bekannt, wie Umfragen immer wieder zeigen.
Ein sehr abwechslungsreicher Beruf
Dabei ist das Tischlerhandwerk extrem facettenreich: Tischler fertigen für private Kunden alles vom Kleiderschrank über Badmöbel und Küchen bis hin zur kompletten Einrichtung. Aber auch für Läden, Museen, Hotels, Praxen, das Gastgewerbe und sogar Schiffe sowie Yachten realisieren sie den Innenausbau. Dazu kommen Tischlereien, die Treppen, Fenster und Türen fertigen.

Andere restaurieren alte Möbel, Fenster und Türen. Dabei kommen der natürliche Werkstoff Holz, aber auch Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Glas und Metall zum Einsatz. „Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen können wir das Ergebnis unserer Arbeit sehen und anfassen – das macht stolz und bringt Zufriedenheit“, betont der Obermeister der Tischler-Innung Westfalen-Süd, Klaus Reuter.
Grundvoraussetzung ist technisches Verständnis
Wenn es um Bewerber geht, sind vom Hauptschulabsolventen bis zum Abiturienten – die dreijährige Lehre kann mit Abitur um ein halbes Jahr verkürzt werden – alle Schulabschlüsse gefragt, denn das Aufgabenspektrum in der Tischlerei reicht von praktischen Aufgabenbereichen bis hin zu komplexen Planungsaufgaben.

Zunehmend setzen die Betriebe dabei digitale CAD-Zeichenprogramme ein, immer mehr Maschinen in der Tischlerwerkstatt werden digital gesteuert. Auf der anderen Seite sind in vielen Betrieben aber auch noch Handskizzen gefragt, um Einrichtungsideen zu Papier zu bringen.

Meister, Studium der Innenarchitektur oder Holzingenieurtechnik, Gestaltung im Handwerk oder zeitweise Arbeiten im Ausland – es gibt eine große Palette an Möglichkeiten, sich nach der Lehre weiterzubilden.
Klaus Reuter rät Bewerbern, einfach anzurufen
Um einen Ausbildungsplatz zu ergattern, müsse man keine makellose Bewerbung abliefern, so Klaus Reuter: „Wer an einer Ausbildung interessiert ist, sollte am besten einfach bei einer Tischlerei in der Nähe anrufen und einen Vorstellungstermin ausmachen – das Gespräch läuft dann meist lockerer ab, als man denkt.“ Der Obermeister nennt die wichtigsten Voraussetzungen für Bewerber: „Sie sollten technisches Verständnis und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen mitbringen.“

Die meisten Ausbildungsbetriebe werden anbieten, zunächst ein Praktikum zu machen. Das empfiehlt auch Klaus Reuter: „Dann können Betrieb und Bewerber in Ruhe austesten, ob sie zueinander passen.“
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