Störungen im Unitymedia-Netz: Neuer Zulauf für Protestgruppe aus dem Kreis Olpe

Ärger auch über „katastrophalen Kundendienst“


  • Kreis Olpe, 11.08.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Kreis Olpe. Die Verärgerung über Unitymedia hält an: Nach wie vor beklagen sich Kunden des Kabelnetzbetreibers über Störungen und Ausfälle von Internet, Telefon und Fernsehen. Die im Kreis Olpe gegründete Protestgruppe kritisiert in einer am Freitag, 11. August, verschickten Rund-Mail an ihre Mitglieder außerdem den „katastrophalen Kundendienst“. Mittlerweile ist die Gruppe übrigens über die Kreisgrenzen hinaus gewachsen.


Nach TV-Beiträgen über die Protestgruppe in der WDR-Sendung „Lokalzeit“ hätten sich „zahlreiche“ Unitymedia-Kunden aus den umliegenden Nachbarregionen gemeldet. Frauke Nolting, Sprecherin der Gruppe, listet in der von ihr verfassten E-Mail unter anderem Siegen, Hilchenbach, Hagen und Lüdenscheid als Städte auf, in denen Unitymedia-Kunden ebenfalls von den Ausfällen im Kabelnetz betroffen seien – und nun Hilfe suchten.

„Genau wie uns am Anfang fehlte hier eine Anlaufstelle, eine Community. Viele haben sich Hilfesuchend an uns gewandt, da nicht wenige auch schon im Rechtsstreit mit UM (Unitymedia, Anm. d. Red.) liegen“, so Nolting. Aus diesem Grund sei der Zusammenschluss über die Kreisgrenzen ausgedehnt worden und trage nun den Namen „Unitymedia Protestgruppe Südwestfalen“. Unter diesem Namen ist auch die Facebook-Gruppe zu finden, der mittlerweile 335 User angehören. Die lassen ihrem Ärger über Störungen, Ausfälle und den Kundendienst auch in den Kommentarspalten ihren Lauf.
Pressesprecher räumt „mangelnden Informationsfluss“ ein
Nolting bezeichnet den Unitymedia-Kundendienst als „katastrophal“ und den Informationsfluss als „mangelnd“. Letzteres habe ein Pressesprecher des Kabelnetzbetreibers ihr gegenüber am Donnerstag eingeräumt. „Umfassende Newsletter in regelmäßigen Zeitabständen“ und eine E-Mail mit ersten Informationen zum aktuellen Stand der Dinge habe ihr der Sprecher außerdem zugesagt, so Nolting. Darüber hinaus habe er erklärt, dass die angekündigten Ausbauarbeiten zur Modernisierung des Kabelnetzes in Olpe, Lennestadt und Wenden (LokalPlus berichtete am 20. Juni) aufgrund von „langwierigen Genehmigungsverfahren“ länger dauern würden als geplant.

Auch kurzfristige Abhilfe bei Störungen, sofern diese nicht in „überbelasteten Leitungen“ begründet seien, seien ihr zugesagt worden: Betroffene Kunden sollen sich mit Namen, Adresse und Kundennummer bei Nolting melden. Sie soll diese Daten dann an den Pressesprecher weiterleiten, damit Unitymedia „direkt“ Techniker vorbeischicken kann. Nolting empfiehlt den Mitgliedern der Protestgruppe, dieses Angebot anzunehmen und „diese Tür auch nicht zuzuschlagen“.
Kritik an lokaler Politik
Enttäuscht zeigt sich Nolting in ihrem Rundschreiben von lokalen Politikern und deren scheinbarem Desinteresse in der Angelegenheit. „Zumindest haben wir nie etwas von einem Vertreter der Politiker aus unserer Gegend gehört“, heißt es in der E-Mail. Aus diesem Grund habe Nolting ihre FDP-Kontakte genutzt und den NRW-Generalsekretär der Liberalen, Johannes Vogel, für ein Gespräch mit der Protestgruppe am 30. August gewonnen.

Nolting hofft noch auf „Unterstützung in Form politischer Flankendeckung“. Damit könne der Ausbau des Kabelnetzes nicht nur „wesentlich schneller, sondern auch einem größeren Bereich und mit besserer Qualität erfolgen“, argumentiert Nolting.
Hintergrund

Das Kabelnetz im Kreis Olpe besteht überwiegend aus Koaxialkabeln mit Innenleitern aus Kupferdraht. Über diese Leiter werden die Haushalte mit Signalen für Telefon, Internet und Fernsehen versorgt. Zwar verfügen Koaxialkabel über eine Abschirmung. Dennoch kann es zu elektromagnetischen Störungen kommen, die beispielsweise von Sendeanlagen, Haushaltsgeräten, Starkstromleitungen und Verteileranlagen ausgestrahlt werden. Ist die Abschirmung dieser Kabel defekt oder veraltet, verstärkt sich die Einstrahlung auf das Kabelnetz.

Und zwar nicht nur im Bereich eines Hauses oder einer Straße. Sondern im gesamten „rückkanalfähigen“ Netzabschnitt, der von einem Verstärkerpunkt versorgt wird. „Stört einer das Netz, trifft das alle Kunden“, erklärte Ulrich Hoffmann, der bei Unitymedia für die Überwachung der Netzwerkqualität und –leistung zuständig ist, bei einem Unitymedia-Pressegespräch im Juni. Zwischen 300 und 500 Haushalte könnten von einer Störung betroffen sein.

Geplant ist eine Modernisierung des Kabelnetzes in Olpe, Lennestadt und Wenden – den drei Kommunen im Kreis, in denen es die meisten Unitymedia-Kunden gibt. Hier soll das „Node Split“-Verfahren zur Anwendung kommen: An einem Verstärkerpunkt werden zwei oder mehr Signalverteiler eingerichtet, um die von einem Verstärker versorgten Netzabschnitte und die Zahl der zu versorgenden Haushalte zu verkleinern. Dadurch würden die Leitungen leistungsstärker und gleichzeitig weniger anfällig für Störungen, erklärte Dietmar Koenzen, der bei Unitymedia für kapazitätsgetriebenden Netzausbau zuständig ist, im Juni. Weil für die Erweiterung des Netzes jeweils Glasfaserkabel verlegt werden sollen, erhöhe sich damit auch die Datenübertragungsrate.
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