Sparkasse und Volksbank betreiben Geldautomaten gemeinsam

„Eins plus eins macht hier drei“


  • Kreis Olpe, 10.01.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
    Profilfoto Barbara Sander-Graetz

    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Topnews
In den Farben getrennt, in der "Sache" - dem Festhalten an Geldautomaten an wenig rentablen Standorten - vereint: Heinz-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, und Peter Kaufmann, Vorstandssprecher der Volksbank Bigge-Lenne. von Barbara Sander-Graetz
In den Farben getrennt, in der "Sache" - dem Festhalten an Geldautomaten an wenig rentablen Standorten - vereint: Heinz-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, und Peter Kaufmann, Vorstandssprecher der Volksbank Bigge-Lenne. © Barbara Sander-Graetz

Kreis Olpe. Zwei Konkurrenten arbeiten im Sinne der Wirtschaftlichkeit künftig ein Stück weit zusammen: Die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem und die Volksbank Bigge-Lenne betreiben demnächst erstmals gemeinsam Geldautomaten. Die Automaten an insgesamt sechs Standorten sollen Kunden beider Kreditinstitute kostenlos zur Verfügung stehen. Als Standorte für dieses einzigartige Projekt werden zum 1. Februar Neu-Listernohl, Heinsberg und Oberhundem umgestellt, am 1. April folgen Bilstein, Maumke und Oedingen.


„An diesen Standorten werden zurzeit parallel von beiden Geldinstituten SB-Stützpunkte vorgehalten, die aber nicht rentabel sind“, sagte Heinz-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, bei einer Pressekonferenz am Dienstag, 10. Januar. „Durch die Kooperation lassen sich auch weniger rentable Standorte bis auf weiteres aufrechthalten.“

Bis auf weiteres heißt zunächst für drei Jahre. So lange ist die Testphase angelegt. Was danach kommt, hängt vom Nutzungsverhalten der Kunden ab. Ein Geldautomat bedeute pro Jahr rund 20.000 Euro an Kosten – und rechne sich erst ab mindestens 40.000 Euro an Transaktionen. Gut ausgelastet sei ein Automat mit 60.000 Abhebungen. „Bisher zahlen beide Institute an allen betroffenen Standorten drauf, zum Teil kräftig“, erklärt Peter Kaufmann, Vorstandssprecher der Volksbank Bigge-Lenne. So kämen Oberhundem und Heinsberg beispielsweise zusammen jeweils auf gerade einmal 17.000 Transaktionen.
Erträge brechen weg, Kostendruck wächst
Die Vorstände beider Häuser betonen, dass wegbrechende Erträge, zum Beispiel durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), zu wachsendem Kostendruck führten. Hinzu komme ein Wust an Regularien. „Waren es in den 1980er Jahren noch rund 30 Seiten, umfassen die Regularien heute mehrere 1000 Seiten. Das bindet Personal, was Kosten verursacht“, so Heinz-Jörg Reichmann, „Ertrag und Kostendruck lasten auf uns.“ Daher müsse man neue Wege gehen.

Ganz neu ist diese Kooperation allerdings nicht. So gab es für die Kunden beider Banken schon einen gemeinsamen Geldautomaten in Albaum. Doch nach einem Einbruchversuch mit erheblichen Sachschaden und mangelnder Auslastung wurde hier kein gemeinsamer Geldautomaten mehr installiert. „Heute erfolgt eine Auszahlung über einen ,Cash Point´ im örtlichen Dorfladen“, so Peter Kaufmann.
Standort-Abbau als einzige Alternative
„Wir müssen die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten“, sagt Reichmann von der Sparkasse. „Die Alternative wäre ein Abbau von Standorten gewesen. So aber ergibt sich hier eine Win-win-Situation für alle. Eins plus eins macht hier drei. Die Sparkasse, die Volksbank und der Kunde profitieren. Wir bündeln unsere Kräfte und sichern eine wohnortnahe Versorgung mit Bargeld.“

Das Konzept gilt allerdings nur für Orte, in denen es noch eine Infrastruktur mit Geschäften und Versorger gibt. Die Reaktivierung von bereits geschlossen Standorten schlossen beide Vorstände kategorisch aus.

„Der rote (Sparkasse) und blaue (Volksbank) Schatten kann gar nicht so lang sein, um nicht darüber zu springen und gemeinsam etwas Gutes zu tun“, sagten Reichmann und Kaufmann. Immerhin könnte das ein Modell der Zukunft sein. Insgesamt werden derzeit 57 der 62 Geldautomaten im gemeinsamen Geschäftsgebiet von den beiden Instituten aufgestellt.
Logos beider Banken an den Automaten
In Zukunft werden die gemeinsam betriebenen Geldautoamten gut sichtbar mit den Logos beider Banken ausgestattet. In Neu-Listernohl, Maumke und Oberhundem werden sie an den jetzigen Sparkassen-Standorten betrieben, in Bilstein, Oedingen und Heinsberg an den Standorten der Volksbank. An den SB-Automaten ist nur eine Geldausgabe möglich. Außerdem wird die Nutzung in der Nacht eingeschränkt sein.

„Im eigentlichen Kundengeschäft aber bleiben wir Konkurrenten, wenn auch keine Feinde“, schloss Peter Kaufmann. „Durch dieses Modell und der dadurch erwarteten Einsparung ist es beiden Banken möglich, das Sponsoring unangetastet zu lassen.“
Die Banken in Zahlen
Die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem hat rund 32.000 Kunden und eine Bilanzsumme von mehr als 1 Milliarde Euro. Satzungsgemäß ist die Sparkasse dem Gemeinwohl und der Wirtschaftsförderung verpflichtet. 2015 gab das Kreditinstitut im Geschäftsbereich rund 186.000 Euro für Veranstaltungen, Sport, Kultur und Brauchtum, Jugend, Bildung und Soziales aus.

Die Volksbank Bigge-Lenne verzeichnet eine Bilanzsumme von 1,7 Milliarden Euro. Das genossenschaftliche Institut unterhält sechs Beratungszentren, 20 Filialen und 21 SB- Filialen im Kreis Olpe und im Hochsauerlandkreis. Die Volksbank Bigge-Lenne hat nach eigenen Angaben 391 Mitarbeiter, 90.000 Kunden und über 47.000 Mitglieder. Rund 330.000 Euro werden jährlich an Spenden für Vereine, gemeinnützige Institutionen und Organisationen verteilt.
Artikel teilen: