Sparkasse Olpe: Kunden mit hohem Vermögen drohen künftig Negativzinsen

Aktien und Immobilien statt Sparkonto


  • Kreis Olpe, 10.01.2020
  • Von Wolfgang Schneider
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Mario Grunau, Wilhelm Rücker, Peter Schauerte und Dieter Kohlmeier (von links nach rechts) zogen für die Sparkasse Bilanz. von Wolfgang Schneider
Mario Grunau, Wilhelm Rücker, Peter Schauerte und Dieter Kohlmeier (von links nach rechts) zogen für die Sparkasse Bilanz. © Wolfgang Schneider

Olpe/Drolshagen/Wenden. Verkehrte Zinswelt: Früher gab es ordentlich was fürs Ersparte, inzwischen sind die Zinsen eine Nullnummer. Und Sparer mit höherem Vermögen müssen sich sogar auf Negativzinsen einstellen. Auch die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden kann sich dieser Trend nicht widersetzen. Das wurde beim Jahrespressegespräch am Freitag, 10. Januar, in der Sparkassen-Hauptstelle Olpe deutlich.


„Es wird betriebswirtschaftlich immer schwieriger, die Negativzinsen nicht an die Kunden weiterzugeben“, sagte Vorstandsvorsitzender Dieter Kohlmeier. Man habe keine Wahl, als „konkret über die Einführung von Verwahrentgelten bei größeren Anlagebeträgen nachzudenken“.

Wann und ab welchen Beträgen die Negativzinsen kommen, sagte Kohlmeier nicht. Allerdings seien nur höhere Sparvermögen im sechsstelligen Bereich betroffen, beruhigte er in Richtung der durchschnittlichen Geldanleger.
Auswärtige Anfragen abgelehnt
Schon in der Vergangenheit habe die Sparkasse Anfragen von auswärtigen Interessenten abgelehnt, Spargelder im Millionenbereich anzunehmen, so Kohlmeier. Mit den eigenen Kunden mit höherem Vermögen sei man intensiv im Gespräch, um ihnen andere Anlageformen anzubieten.

Statt Sparkonten, auf denen das Geld nichts bringt oder bald sogar weniger wird, sind andere Anlageformen angesagt. „Aktien sind neben Immobilienfonds die beste Geldanlage“, meinte Peter Schauerte, Leiter Vorstandssekretariat.
Wertpapierbestand legte zu
Mit Wertpapieren und Immobilien sowie dem Investment in Gold ließen sich im abgelaufenen Jahr sehr gute Renditen erzielen. Das erkennen auch immer mehr Kunden. Der Wertpapierbestand wuchs von 198 auf 228 Millionen Euro deutlich an. Trotz Nullzinsen stiegen die Kundeneinlagen in 2019 um mehr als 40 Millionen auf 832 Millionen Euro.

Kredite sind nach wie vor sehr günstig zu haben. Und die Experten der Sparkasse gehen davon aus, dass das zumindest in den kommenden zwei, drei Jahren auch so bleibt. Die Höhe der Kundenkredite stieg im vergangenen Jahr um 20 auf 633 Millionen Euro – ein Plus von drei Prozent. Trotz etwas eingetrübter Stimmung in einigen Wirtschaftsbranchen stiegen die Kreditzusagen an gewerbliche Kunden kräftig an.
Immobilien als Anlage
Auch die Kredite an Privatleute und damit vor allem für die Immobilien-Finanzierung legten zu. „Mangels anderer sicherer Alternativen werden Immobilien zunehmend als Anlageklasse gesehen“, erklärte Vorstandsmitglied Wilhelm Rücker. Das führt, wie es gerade im Raum Olpe gut zu beobachten ist, aber zu steigenden Immobilienpreisen und höheren Mieten.

Angesichts von nicht vorhandenen Zinsen, Brexit, drohenden Handelskriegen und sich abzeichnender Rezession stehe die Sparkasse „betriebswirtschaftlich vor großen Herausforderungen“, betonten Kohlmeier und Rücker.
Moderater Stellenabbau
Das werde eine kontinuierliche Anpassung des Geschäftsmodells, Sparmaßnahmen und einen moderaten Stellenabbau zur Folge haben. Den wolle man aber, so Personalchef Schauerte, „sozialverträglich und im Rahmen der natürlichen Fluktuation“ umsetzen.

Dieter Kohlmeier kündigte zudem für dieses Jahr Preiserhöhungen im Girobereich an, denn man müsse „auf die Kostenstrukturen achten“. Trotz des Sparkurses werde die Sparkasse aber ihre Kundennähe, ihre Beratungsqualität und ihre Präsenz im Geschäftsgebiet nicht antasten.
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