Ruhrverband senkt erneut Kosten für die Abwasserreinigung

30. Verbandsversammlung in Essen


Die Mitglieder des Ruhverbands beschlossen bei der 30. Verbandsversammlung in der Essener Philharmonie die Senkung der Abwasserreinigungskosten. von Ruhrverband
Die Mitglieder des Ruhverbands beschlossen bei der 30. Verbandsversammlung in der Essener Philharmonie die Senkung der Abwasserreinigungskosten. © Ruhrverband

Essen/Kreis Olpe. Gute Nachrichten für die 60 Städte und Gemeinden im 4.500 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Ruhr: Die Delegierten des Ruhrverbands haben am Freitag, 2. Dezember, bei der 30. Verbandsversammlung die siebte Senkung der an den Ruhrverband zu entrichtenden Abgaben für die Abwasserreinigung in Folge beschlossen. Norbert Frece, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, vermeldete noch mehr Erfreuliches: „Dank unserer Wirtschafts- und Finanzplanung wird jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger im Verbandsgebiet im Jahr 2020 weniger für die Leistungen des Ruhrverbands zahlen als zehn Jahre zuvor.“ Die wesentlichen Infos:


Strom aus Abwasser senkt Kosten und schont die Umwelt
Einen Grundpfeiler dieser Zahllaststabilität bilden die seit Jahren vom Ruhrverband konsequent umgesetzten Effizienzverbesserungen auf seinen betrieblichen Anlagen. Als Beispiel nannte Technikvorstand Prof. Norbert Jardin die Kläranlage Bochum-Ölbachtal, die im Jahr 2015 erstmals eine energetische Neutralität erreicht hat. Das bedeutet, dass die Kläranlage – bei gleichzeitig verbesserter Reinigungsleistung – im Jahresmittel genau so viel Strom erzeugt hat, wie auf der Kläranlage insgesamt verbraucht wurde.

„Vor allem bei unserem größten Stromverbraucher, den Kläranlagen, setzen wir auch weiterhin auf gezielte Optimierungsmaßnahmen“, unterstrich Jardin. Dazu gehört neben der Reduzierung des Energieverbrauchs die Nutzung regenerativer Energiequellen: Mittlerweile betreibt der Ruhrverband auf seinen Kläranlagen 49 Blockheizkraftwerke sowie elf Photovoltaikanlagen und nutzt zudem Strom aus Wasserkraft. Das Energiemanagementsystem des Ruhrverbands ist seit 2015 nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert.
Baden im Baldeneysee dank verbesserter Wasserqualität bald möglich
Die Kläranlagen des Ruhrverbands werden nicht nur immer energieeffizienter, sondern sorgen auch für eine ständig verbesserte Qualität des Ruhrwassers. Die Nährstoffgehalte in der Ruhr sind seit dem Höhepunkt der Verschmutzung in den 1970er Jahren so stark zurückgegangen, dass die Ruhr nach den Maßstäben der deutschen Oberflächengewässerverordnung für Phosphor und Ammoniumstickstoff mittlerweile einen „guten“ Zustand aufweist.

Sowohl bei diesen beiden Parametern als auch bei der organischen Restverschmutzung, dem so genannten CSB, liegen die Ablaufkonzentrationen der Ruhrverbandskläranlagen unter dem bundesdeutschen Mittelwert. Dank dieser Entwicklung ist das Vorhaben der Stadt Essen, 2017 erstmals seit über 40 Jahren wieder eine Badestelle im Baldeneysee einzurichten, in greifbare Nähe gerückt. Es wäre die erste rechtskonforme Flussbadestelle in einer deutschen Großstadt.
Talsperren des Ruhrverbands trotzen dem Klimawandel
Zur Sicherung der Wasserversorgung für 4,6 Millionen Menschen betreibt der Ruhrverband im Sauerland ein zusammenhängendes System von acht Talsperren, die im Jahr 2016 Schwerarbeit leisteten. „Der Klimawandel ist in NRW angekommen“, zitierte Technikvorstand Prof. Jardin auf der Verbandsversammlung aus einer aktuellen Untersuchung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), die als Indikatoren steigende Temperaturen, Veränderungen bei der Niederschlagsverteilung und eine Zunahme extremer Wetterereignisse benennt.

Im Ruhreinzugsgebiet war 2016 das achte zu trockene Abflussjahr in Folge. Die Zahl der Tage, an denen die Talsperren zur Aufrechterhaltung des Mindestabflusses in der Ruhr zusätzliche Wassermengen abgeben mussten, lag an der Ruhrmündung um 45 Prozent über dem Durchschnitt der Abflussjahre 1991 bis 2015. Besonders gefordert war wegen der an der Sorpetalsperre stattfindenden Sanierungsarbeiten die benachbarte Hennetalsperre: Ihr Füllstand betrug Anfang November 2016 nur noch knapp 40 Prozent vom Vollstau.
„Wasserparlament der Ruhr“ begrüßt Erfolge des Ruhrverbands beim Schuldenabbau
Für zufriedene Gesichter bei der Verbandsversammlung sorgte die Nachricht, dass der Ruhrverband seine Gesamtschulden um 32 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr auf rund 604 Millionen Euro senken konnte. Damit wurden seit 2005 bereits mehr als 460 Millionen Euro Schulden getilgt, die dem Ruhrverband durch das gesetzlich vorgeschriebene Kläranlagenausbauprogramm in den Jahren zuvor entstanden waren.

Bei der Verbandsversammlung, dem „Wasserparlament der Ruhr“, vertreten 151 Delegierte der Städte und Gemeinden, der Wasserwerke und der gewerblichen Unternehmen die Interessen der mehr als 500 Mitglieder des Ruhrverbands. Sie werden für jeweils fünf Jahre in das Gremium entsandt.
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