NGG beklagt große Einkommensunterschiede im Kreis Olpe

Tarifvertrag bedeutet 5 Euro mehr die Stunde


Nach Angaben der NGG sind die Unterschiede bei der Bezahlung besonders im Gastgewerbe immens. von Symbol NGG
Nach Angaben der NGG sind die Unterschiede bei der Bezahlung besonders im Gastgewerbe immens. © Symbol NGG

Kreis Olpe. Fünf Euro pro Stunde: So groß ist der statistische Unterschied bei der Bezahlung zwischen Betrieben mit und ohne Tarifvertrag. Im Kreis Olpe macht das je nach Betrieb und Branche für einen Großteil der Beschäftigten ein Einkommensgefälle von monatlich mehreren Hundert Euro aus. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin.


„In tarifgebundenen Unternehmen verdienen Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen laut Statistischem Landesamt im Schnitt 17,88 Euro pro Stunde. In Betrieben ohne Tarifbindung sind es nur 12,67 Euro“, so Isabell Mura. Die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen beklagt eine zunehmende „Tarifflucht“ vieler Unternehmen. Bundesweit verdienten lediglich 57 Prozent aller Arbeitnehmer nach Tarif. Die Quote sinke seit Jahren.

„Auch im Kreis Olpe haben wir viele Arbeitgeber, die sich um Branchenverträge drücken wollen“, kritisiert Mura. Die NGG mache sich deshalb für Flächentarifverträge stark. So müssen sich nordrhein-westfälische Hotels, Pensionen, Restaurants und Imbisse an einen allgemeinverbindlichen Tariflohn halten. Etwa auch in Brauereien, in der Getränkeabfüllung und in der Nährmittel- und Süßwarenindustrie habe man „solide tarifliche Standards“ bei Lohn und Arbeitsbedingungen durchgesetzt.
Mura: Tarifvertrag hat Vorteile für beide Seiten
Ein Tarifvertrag bedeute nicht nur höhere Bezahlung mit mehr Weihnachtsgeld oder mehr Urlaubstagen, sagt Mura. Eine solche Regelung sorge auch für bessere Arbeitsbedingungen, eine höhere Zufriedenheit bei den Mitarbeitern und ein gutes Betriebsklima, so eine Untersuchung des WSI-Tarifarchivs. Mura: „Das muss auch im Sinn der Unternehmen sein. Firmen, die nach Tarif zahlen, finden leichter Fachkräfte. Außerdem verhindern Tarifverträge einen Preiskampf nach unten und schieben der Schmutz-Konkurrenz einen Riegel vor.“

Nach Angaben der NGG sind die Unterschiede bei der Bezahlung besonders im Gastgewerbe immens. So bekommen Hotelfachleute, die nach Tarif bezahlt werden, etwa 21 Prozent mehr als ihre Kollegen ohne Tarifvertrag. Das ergab eine Umfrage der Plattform „lohnspiegel.de“. Demnach profitieren gerade Frauen: Sie haben für alle Branchen im Schnitt 9,2 Prozent mehr in der Tasche, wenn ihr Betrieb sie tariflich bezahlt.
Forderung an Landes- und Bundespolitik
Die NGG fordert die Landes- und Bundespolitik auf, sich für eine stärkere Tarifbindung einzusetzen: „Wer sich um die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft sorgt, muss sich auch darum kümmern, dass die Sozialpartner gestärkt werden“, betont Mura. Unternehmen, die im Arbeitgeberverband seien, müssten dazu verpflichtet werden, sich an Tarifverträge zu halten.

Dabei werde der Staat auf der anderen Seite durch höhere Einkommen etwa bei der Renten-, Kranken- und Sozialversicherung entlastet. Mura: „Tausende Tarifverträge allein in NRW zeigen, wie gute Arbeit und faire Bezahlung aussehen – eine Win-win-Situation für die Beschäftigten und für die Wirtschaft.“
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