Mit dem Traktor zur Demo: Bauern protestieren in Bonn

Landwirtschaft


  • Kreis Olpe, 22.10.2019
  • Von Christine Schmidt
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Auch Bauern aus dem Kreis Olpe demonstrieren in Bonn. von privat
Auch Bauern aus dem Kreis Olpe demonstrieren in Bonn. © privat

Kreis Olpe. Die Bauern sind gefrustet. Etwa 10.000 Landwirte werden am Dienstag, 22. Oktober, bei einer großen Demonstration in Bonn erwartet. Rund 100 Bauern aus den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein haben sich mit ihren Treckern auf den Weg nach Bonn gemacht, wo die Demo in diesen Minuten (Stand 11 Uhr) beginnt. Sie wollen auf sich, ihre Arbeit und vor allem auf ihre Probleme aufmerksam machen.


Aktionsprogramme zum Insektenschutz, Düngeverordnung und Tierwohl-Label sind Themen, die den Landwirten Ärger und vor allem Sorgen bereiten. Grund genug, um mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. Die Landwirte erhoffen sich von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Umweltministerin Svenja Schulze Antworten.
Auslöser: Aktionsprogramm zum Insektenschutz
„Land schafft Verbindung“ heißt das Netzwerk, das zu der Demo aufgerufen hat. Der Auslöser für die Demonstration sei die Idee zum Aktionsprogramm Insektenschutz gewesen, so Barbara Kruse vom WLV (Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband). „Irgendwann reicht es den Bauern auch mal“, so Kruse, „denn die Bauern sehen die Verbote und Verordnungen teilweise als fachlich unbegründet an“.

Die Landwirte seien nicht nur sauer, sondern auch traurig, weiß Kruse. Gerade „Bauern-Bashing“, sprich Beleidigung der Bauern, werde immer schlimmer und betreffe sogar die Kinder.
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Der ausschlaggebende Punkt für Bernd Eichert, der vor Ort in Bonn ist, sei, dass „die große Politik sich über uns hinwegsetzt, ohne sich mit uns an einen Tisch zu setzen“, macht er seinem Frust Luft. Zwar kämen die Minister und Abgeordneten immer auf die Höfe, um sich vor Ort ein Bild zu machen, aber die Auflagen werden immer schlimmer, so Eichert.

Deshalb ging es mit etwa 60 Traktoren morgens um 6 Uhr in Richtung Bonn. Unterwegs wurden die Landwirte von Metzgern mit Lunchpaketen versorgt. Am Münsterplatz in Bonn erhoffen sich die Bauern, mit den Verantwortlichen sprechen zu können.
Zur Klimawandel-Lösung beitragen
Auch Dr. Gregor Kaiser, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, versteht den Frust der Bauern, die zwei harte Jahre hinter sich hätten. Dennoch ist er der Ansicht, dass sich auch die Landwirtschaft auf Änderungen einlassen müsse. So sei der Klimawandel unter anderem Fluch für die Bauern, aber sie könnten auch zur Lösung beitragen.

Kaiser glaubt, dass gute Landwirtschaft klappen kann, wenn auch die Wertschätzung der Gesellschaft stimme: „Unterstütze ich hier die Landwirte vor Ort oder kaufe ich mein Rindersteak aus Argentinien? Wenn es so weiter geht, gibt es hier in zehn Jahren keine Bauern mehr“, mahnt Kaiser.
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