Jedes zweite Unternehmen erwartet negative Folgen der Energiewende

Wirtschaftsminister Pinkwart bei der IHK


NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (2. von rechts) tauschte sich mit den Vertretern der IHK Siegen zum Thema Energiewende aus und fand dabei deutliche Worte. von IHK
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (2. von rechts) tauschte sich mit den Vertretern der IHK Siegen zum Thema Energiewende aus und fand dabei deutliche Worte. © IHK

Kreis Olpe/Siegen. Im Gespräch mit der heimischen Industrie- und Handelskammer wurde NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart deutlich: „Wir müssen bei der Energiewende auch die energieintensive Industrie im Auge behalten. Der doppelte Ausstieg aus Kernkraft und Kohleverstromung ist eine Herausforderung.“


„Meine Botschaft an die südwestfälische Industrie lautet, dass wir die Belange der energieintensiven Unternehmen sehr genau im Blick haben, wenn es an die Umsetzung der Empfehlungen der Kohlekommission geht“, betonte der Minister bei dem rund einstündigen Gespräch in der Siegener Kammer. Die mit einem vorzeitigen Ausstieg aus der Kohleverstromung verbundenen Chancen und Risiken müssten objektiv und realistisch eingeschätzt werden.
Risiken für Wirtschaftsstandort
Zuvor hatte IHK-Präsident Felix G. Hensel (Lennestadt) den Minister im Detail über eine jüngst durchgeführte IHK-Umfrage bei 267 heimischen Industrieunternehmen informiert. Dort waren die Pläne der Kohlekommission überwiegend als unrealistisch angesehen worden. Felix G. Hensel: „Die Unternehmen sehen bei ihrer Umsetzung beträchtliche Risiken für den heimischen Wirtschaftsstandort. Von den zu erwartenden steigenden Energiekosten ganz zu schweigen. Sie sind bereits heute die höchsten in ganz Europa. Jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass sich die Energiewende negativ auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit auswirkt.“

Der IHK-Präsident erhielt in seiner Argumentation nachhaltige Unterstützung von Dr. Christopher Grünewald von der Firma Gebr. Grünewald aus Hofolpe: „Wird zu viel sichere Kapazität aus dem Markt genommen, habe ich erhebliche Zweifel, dass wir die Grundlast zukünftig noch sicherstellen können.“ Der Wirtschaftsminister versprach, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und zu optimieren.
Neue Gaskraftwerke nötig
Eindringlich warnten die heimischen Wirtschaftsvertreter vor weiter steigenden Strompreisen. Von Felix G. Hensel auf die Notwendigkeit angesprochen, dass dringend neue Gaskraftwerke benötigt würden, wenn man gleichzeitig aus Kernkraft und Kohleverstromung aussteige, äußerte sich der Minister zustimmend: „Wir brauchen dringend neue Gaskraftwerke. Zudem müssen wir die Speichertechnologie ausbauen, um mehr Pumpspeicher verfügbar zu machen. Das alles muss einhergehen mit beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren.“

Unterstützung versprach Minister Pinkwart der heimischen Region bei der Ausweisung neuer, gut umsetzbarer Gewerbeflächen. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener hatte ihn auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen: „Unser Flächendefizit liegt bei rund 510 Hektar in beiden Kreisen. Um hier konkret zu Potte zu kommen, benötigen wir auch Ihre Hilfe.“ Mögliche Lösungen sah Prof. Dr. Pinkwart in der stärkeren Ausweisung interkommunaler Gewerbeflächen. Hierzu können sich auch gut angebundene Flächenareale in Autobahnnähe anbieten.
Artikel teilen: