IHK veröffentlicht „Industriepolitische Leitlinien“
„Wirtschaftliche Belange im ländlichen Raum stärker berücksichtigen“
- Kreis Olpe, 22.01.2018
Siegen/Olpe. Es waren erfreuliche Nachrichten, die HK-Präsident Felix G. Hensel präsentierte. Und dennoch gebe es in der Region viel zu tun. Dabei helfen sollen die „Industriepolitischen Leitlinien“, die gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen erarbeitet und kürzlich durch die IHK-Vollversammlung beschlossen wurden. Mit ihnen hat sich die heimische Industrie in den für sie wesentlichen Fragen inhaltlich positioniert. Sie reichen von der Verkehrsinfrastruktur über die Verfügbarkeit von Fachkräften und von Gewerbeflächen, die Vernetzung mit der Wissenschaft, die Energieversorgung, die Digitalisierung und den Breitband- sowie ebenfalls dringend notwendigen Bürokratie-Abbau.
Und genau dafür gibt es nun die Leitlinien. „Wenn wir wollen, dass unsere Interessen Berücksichtigung finden, müssen wir sie deutlich machen. Die Leitlinien artikulieren die besonderen Bedarfe der Industrie in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe klar und unmissverständlich“, betonte Walter Viegener. Der Vorsitzende des Industrie- und Verkehrsausschusses der IHK setzt dabei auf eine veränderte Wahrnehmung des heimischen Wirtschaftsraumes. Während die Region früher nur als „grüne Lunge“ des Landes wahrgenommen wurde, habe sich inzwischen herumgesprochen, wie stark der Wirtschaftsraum Südwestfalen aufgestellt sei.
Beispiel Straßen: Die Bauarbeiten an der A45 betreffen das produzierende Gewerbe erheblich. Deshalb müssen Vollsperrungen vermieden und die Arbeiten so zügig wie möglich durchgeführt werden. Der Erhalt der Landesstraßen ist im heimischen Raum teurer als anderswo im Land. Gründe sind die extreme Witterung und die anspruchsvolle Topographie. Hinzu kommt, dass mangels Alternativen zur Autobahn der Güterverkehr verstärkt auch Landesstraßen nutzt und zu deren Verschleiß beiträgt. Walter Viegener: „So sehr es zu begrüßen ist, dass die Landesregierung die Etats für die Landesstraßen erhöht hat: Ebenso wichtig wäre, die Gelder nicht mit der Gießkanne zu verteilen. Die Mittel müssen stärker dort konzentriert werden, wo der Grenzertrag für die Wirtschaft am größten ist.“
Auch eine auskömmliche Versorgung an Gewerbeflächen gehört zu den Leitzielen. Gerade einmal 1,5 Prozent der Gesamtfläche der beiden Kreise werden gewerblich-industriell genutzt, deutlich weniger als im Landesdurchschnitt. Der hohe Industrieanteil, die vielen naturgeschützten Gebiete und die schwierige Topographie machen die Flächenausweisung im heimischen Wirtschaftsraum zu einer besonderen Herausforderung. Klaus Gräbener: „Das unterscheidet uns von anderen Regionen wie etwa dem Niederrhein oder dem Münsterland. Was aber ungleich ist, muss eben auch unterschiedlich behandelt werden. Schon deshalb sind zentral vorgegebene pauschale Flächenziele ein Instrument von gestern. Sie atmen den Geist der Vergangenheit.“
Die IHK wird die „Industriepolitischen Leitlinien“ in den kommenden Tagen an die Entscheidungsträger in der Region, im Land und im Bund senden und die entsprechende Unterstützung einfordern. Felix G. Hensel: „Wir verstehen dieses Grundsatzpapier als Einladung an alle, die Zukunft des Industriestandortes gemeinsam zu gestalten – im Interesse unserer Unternehmen, der Menschen in der Region und des Industriestandortes Nordrhein-Westfalen.“