IHK: Kaufkraft in der Region steigt, doch Einzelhandelsumsatz stagniert

Überdurchschnittliche Einkommen


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Symbolfoto Einzelhandel von Pixabay.com
Symbolfoto Einzelhandel © Pixabay.com

Kreis Olpe/Siegen. „Trotz Corona steigt die durchschnittliche Kaufkraft der Menschen in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein. Die Einkommen in unserer Region legen ein Stück weit stärker zu als im Bundes- und Landesdurchschnitt. Aber: Der Einzelhandel vor Ort profitiert nicht von diesem Zuwachs. Der Internet-Handel ist der eigentliche Pandemie-Gewinner.“


So kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener zentrale Ergebnisse der „IHK-Kaufkraftanalyse 2021“. Sie gibt Aufschluss über das Konsumpotenzial in den 18 Städten und Gemeinden des Kammerbezirks. Für das Jahr 2021 wird in den beiden Kreisen ein allgemeines Kaufkraftvolumen von etwa zehn Milliarden Euro prognostiziert. Das sind etwa 190 Millionen Euro mehr als 2020.

Je Einwohner ergibt sich ein überdurchschnittlich hohes verfügbares Einkommen von 24.750 Euro, das 295 Euro über dem Bundes- und 679 Euro über dem Landesdurchschnitt liegt. Klaus Gräbener analysiert die Lage wie folgt: „Die Zahlen zeigen, dass wir im IHK-Bezirk über eine vergleichsweise geringe Arbeitslosigkeit und eine gute Beschäftigungslage verfügen. Die überdurchschnittliche Kaufkraftsteigerung verdeutlicht zugleich: Der Großteil unserer Unternehmen ist bisher offensichtlich gut durch die Krise gekommen.“

Attendorner Einwohner haben Spitzenplatz beim Einkommen

Allerdings gibt es zwischen den Kreisen und den Kommunen zum Teil erhebliche Unterschiede. Während die Kaufkraft in Siegen-Wittgenstein in etwa auf dem Landesniveau liegt, verfügen die Einwohner aus dem Kreis Olpe über deutlich überdurchschnittliche Einkommen. Ihre Einkünfte liegen 2.075 Euro über dem Landes- und 1.691 Euro über dem Bundesdurchschnitt.

Den unangefochtenen Spitzenplatz belegen erneut die Einwohner Attendorns. Ihnen stehen statistisch pro Kopf jährlich 31.407 Euro allgemeine Kaufkraft zur Verfügung, gefolgt von den Bewohnern der Kreisstadt Olpe (28.117 Euro) und der Gemeinde Wilnsdorf (27.203 Euro).

Attendorn und Olpe liegen in Sachen Kaufkraft vorne. von Michael Bauer Research GmbH
Attendorn und Olpe liegen in Sachen Kaufkraft vorne. © Michael Bauer Research GmbH

Stephan Häger, Leiter des IHK-Referats Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Attendorn liegt damit bundesweit erneut in den Top 30 und verbessert sich in dieser Liste noch einmal im Vergleich zum Vorjahr. In ganz Deutschland ist das durchschnittliche Einkommen lediglich in 23 Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern höher als in Attendorn.“

Nur Olpe und Siegen binden Kaufkraft

Für den stationären Einzelhandel in der IHK-Region wird 2021 ein Umsatz in Höhe von 2,39 Milliarden Euro prognostiziert. Stephan Häger gibt an: „Während der Online-Handel seine Umsätze 2021 nach aktuellen Prognosen erneut um etwa 20 Prozent steigern kann, drückt das dynamische Pandemie-Geschehen in weiten Teilen die Konsumstimmung. Das ist für den Einzelhandel gerade in der umsatzstarken Weihnachtszeit fatal.“

Nur in Olpe und Siegen gelingt es dem Einzelhandel, rein rechnerisch die vorhandene Kaufkraft vor Ort zu binden und sogar Kaufkraft aus anderen Kommunen zu gewinnen. Den Spitzenplatz in der Region und in Nordrhein-Westfalen (Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern) belegt der Einzelhandelsstandort Siegen.

Mit innovativen Konzepten gegensteuern

Der gesamte regionale Einzelhandel bleibt indes gefordert: Es gelingt ihm nicht, das vorhandene Kaufkraftpotenzial komplett vor Ort zu binden. 376 Millionen Euro fließen in den Online- und Versandhandel ab oder werden außerhalb der Region ausgegeben, Tendenz steigend.

Die strukturelle Verschiebung in den Online-Handel mache allen Kommunen zu schaffen. Klaus Gräbener stellt fest: „Die Pandemie wirkt hier seit knapp zwei Jahren wie ein Brandbeschleuniger. Gelingt es den Kommunen nicht, mit innovativen Konzepten gegenzusteuern, dürfte sich das Gesicht zahlreicher Innenstädte nachhaltig verändern.“

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