IHK: Industrieumsätze stiegen kräftig

Aber: Wirtschaftsgeschehen steht auf "zerbrechlichem Fundament"


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Sowohl in Olpe als auch in Siegen-Wittgenstein konnten die Unternehmen ein Umsatzplus verzeichnen. von privat
Sowohl in Olpe als auch in Siegen-Wittgenstein konnten die Unternehmen ein Umsatzplus verzeichnen. © privat

Siegen/Olpe. Die Umsätze der heimischen Industrieunternehmen sind in den ersten zehn Monaten 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,9 Prozent gestiegen. Vor allem die Exporte stiegen kräftig. Der Zuwachs lag hier bei strammen 12,8 Prozent. Das teilt die IHK Siegen in einer Pressemitteilung mit.


Die Inlandsumsätze stiegen um 6,2 Prozent. Im Kreis Olpe steigerten die Unternehmen ihren Umsatz um 6 Prozent, in Siegen-Wittgenstein betrug das Plus sogar 11 Prozent. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass sich das Wachstum in Siegen-Wittgenstein von niedrigerem Niveau aus vollzog als im Kreis Olpe. Während die Industrie dort auch 2016 wuchs, war in Siegen Wittgenstein im selben Zeitraum noch ein leichtes Minus (- 0,2 Prozent) zu verzeichnen. Das gibt die IHK Siegen nach der Auswertung der jüngsten amtlichen Zahlen bekannt.
Unternehmen gut unterwegs
„Steigende Umsätze sind zunächst sehr erfreulich. Sie dokumentieren die weit überwiegend gute Konjunkturentwicklung in der heimischen Industrie. Zugleich verdeutlichen sie, dass unsere Unternehmen derzeit auf den internationalen Märkten gut unterwegs sind. Über die erzielten Preise und Margen indes sagen sie nichts aus. Und wir wissen eben auch, dass es wahrlich nicht in jeder Branche rundläuft“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.

Im regionalen Maschinenbau stagnierte der Umsatz bis Oktober 2017 annähernd (+ 0,1 Prozent). Besonders in Bezug auf die Bereiche nahe am Stahl könne man allenfalls von einer Seitwärtsentwicklung sprechen.
Keine zufriedenstellende Entwicklung
Für die Metallerzeuger und -bearbeiter, in der Region vor allem Gießereien und Rohrhersteller, liefe es zwar mit einem Umsatzplus von 17,5 Prozent besser. Das habe gereicht, um die Einbußen aus 2016 (- 15,4 Prozent) in diesem Zweig halbwegs zu kompensieren, verdeutlicht IHK-Konjunkturexperte Stephan Jäger: „Von einer zufriedenstellenden Entwicklung ist man hier jedoch in zahlreichen Firmen immer noch weit entfernt. Anders sieht es bei den meisten Herstellern von Metallerzeugnissen aus. Zahlreiche Autozulieferer trugen maßgeblich dazu bei, dass der Gesamtumsatz hier um 6,4 Prozent anstieg.“

Das Wachstum in diesem insbesondere im Kreis Olpe wichtigen Wirtschaftssegment sei dabei vor allem durch die Ausfuhren getrieben. Der Export verzeichnete einen Zuwachs von 9,1 Prozent, ihren Inlandsumsatz steigerten die Unternehmen demgegenüber „lediglich“ um 4,9 Prozent.
"Geliehener Aufschwung"
„Die steigenden Industrieumsätze und das vergleichsweise gute Konjunkturklima verstellen derzeit manch einem den Blick für das zerbrechliche Fundament, auf dem sich das internationale Wirtschaftsgeschehen abspielt. Der anhaltende Boom wird seit Jahren durch vergleichsweise niedrige Ölpreise, den Außenwert des Euros und zu niedrige Zinsen befeuert“, hebt Klaus Gräbener hervor. Und weiter: „Es ist in gewisser Weise ein geliehener Aufschwung, der so nicht endlos anhalten kann. Vor den Risiken verschließen jedoch zu viele derzeit die Augen.“

Schon seit Jahren würden die Lohnstückkosten zu stark steigen. Zudem hinkten die realisierten Produktivitätsfortschritte der Lohnentwicklung deutlich hinterher. Und die niedrigen Zinsen förderten nicht nur bei Privathaushalten die Tendenz, sich zu stark zu verschulden, sondern auch in manchen Unternehmen. Erst in Zeiten wirtschaftlicher Abkühlung zeige sich, ob und welche Firmen ausreichend Gewinne erzielten, um die Kosten fremden Kapitals finanzieren zu können.
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