IG BAU kritisiert Schieflage am Arbeitsmarkt im Kreis Olpe

Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen


IG BAU-Bezirkschef Friedhelm Kreft kritisiert die prekären Verhältnissen am Arbeitsmarkt. von privat
IG BAU-Bezirkschef Friedhelm Kreft kritisiert die prekären Verhältnissen am Arbeitsmarkt. © privat

Kreis Olpe. Immer mehr unsichere Jobs: Rund 23.500 Menschen im Kreis Olpe arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 35 Prozent gestiegen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).


Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Kreis Olpe seit dem Jahr 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 29 Prozent.

IG BAU-Bezirkschef Friedhelm Kreft spricht von einem „Alarmsignal an die Politik“: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten“, sagt Kreft. Hier sei „grundsätzlich etwas in Schieflage geraten“. Der unbefristete Vollzeit-Job müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert die IG BAU Westfalen Mitte-Süd.
Rückkehrrecht in Vollzeit
Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat im Kreis Olpe besonders die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 4800 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es mit rund 10.800 im vergangenen Jahr weit mehr als doppelt so viele. „Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit“, ist Friedhelm Kreft überzeugt. Ein entsprechender Gesetzentwurf der großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert.

Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 10.900 Menschen im Kreis waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt. In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Gewerkschafter Kreft. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschten.
IG BAU fordert klare Konzepte
Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert die IG BAU Westfalen Mitte-Süd von den Parteien klare Konzepte „gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt“. Dazu müsse die Abschaffung der Befristungen ohne sachlichen Grund genauso gehören wie die Einbeziehung von Minijobs in die Sozialversicherung. „Dabei sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht. Statt aufs Billig-Prinzip sollten Chefs auf Kontinuität setzen“, betont Kreft. Wer heute vollwertige Stellen schaffe, brauche sich morgen nicht um fehlende Fachkräfte sorgen.
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