Heimische Unternehmen: Durchwachsene Beurteilung der Landespolitik
IHK-Blitzumfrage
- Kreis Olpe, 18.04.2017
Kreis Olpe/Siegen. Was sind die wichtigsten politischen Handlungsfelder mit Blick auf den Wirtschaftsstandort NRW aus Sicht der heimischen Unternehmen? Welche Schulnoten würden sie der Landespolitik in diesen Themen geben? Antworten auf diese Fragen liefert eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), an der sich 349 Mitgliedsbetriebe beteiligt haben. Ergebnis: Die wirtschaftspolitischen Handlungsschwerpunkte sollten in Düsseldorf neu überdacht werden.
In der „Infrastrukturförderung“ vergaben die Firmen den Durchschnittswert 4,56, beim „Bürokratieabbau“ war die Beurteilung mit einem Wert von 4,69 noch bescheidener. IHK-Präsident Felix G. Hensel: „Uns wundert die Firmeneinschätzung zum fehlenden Bürokratieabbau nicht wirklich. Wenn man sieht, wie lange wir nun schon fast ohne jeden Erfolg dafür kämpfen, die Genehmigungsverfahren für Schwerlasttransporte zu entschlacken, kann man den Frust der Unternehmen nachvollziehen. Von Vorhaben wie der Hygieneampel ganz zu schweigen. Von einer Landesregierung erwartet die Wirtschaft den durchgreifenden Willen, im Zweifel eher auf die Regulierung zu verzichten.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Die beste Beurteilung erhält die derzeitige Landespolitik mit einem „befriedigend“ im „Umwelt- und Klimaschutz“. Also genau in dem Segment, das nur jedes sechzehnte an der Umfrage beteiligte Unternehmen für bedeutsam hält. Umgekehrt gilt: Dort, wo die heimische Wirtschaft besonders viel vom Land erwartet, stellen die Unternehmen der Landespolitik ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus.“
Die Aussagen der befragten Unternehmen machten deutlich, dass eine spürbare Wende in der Gewichtung der Themen erforderlich sei. Die künftige Landesregierung werde sich dieser Herausforderung sehr schnell stellen müssen, sagte Gräbener weiter. Hierzu müssten dringend Bürokratie an allen Fronten abgebaut, Glasfaserdirektanschlüsse in die Gewerbegebiete gebracht und die Verkehrs- und Gewerbeflächeninfrastruktur verbessert werden.
Gräbener: „Es gibt einen erheblichen Nachholbedarf. Man muss aus dem Siegerland nur über die A45 bis zur Kalteiche fahren, um das Problem zu verstehen. Legt NRW hier nicht deutlich zu, droht unseren Standorten weiteres Ungemach. Vorrang muss alles das haben, was Arbeit schafft und sichert.“ Aus Sicht der heimischen Wirtschaft sei die neue Landesregierung, ganz gleich wie sie sich nach der Landtagswahl am 14. Mai zusammensetzt, jedenfalls aufgerufen, ihre wirtschaftspolitischen Handlungsschwerpunkte neu zu definieren.