Heimische Industrie erleidet beispiellosen Umsatzeinbruch durch Corona

28 Prozent Rückgang im April


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Die Corona-Pandemie hat gravierende Auswirkungen auf die Industrie im heimischen Kammerbezirk. von Symbol IHK Siegen
Die Corona-Pandemie hat gravierende Auswirkungen auf die Industrie im heimischen Kammerbezirk. © Symbol IHK Siegen

Kreis Olpe/Siegen. Im April 2020 haben die Industrieunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe 340 Millionen Euro weniger umgesetzt als im März. Damit brach der Umsatz des verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat um 28 Prozent ein.


„Die Zahlen verdeutlichen, mit welcher Wucht die Corona-Pandemie die regionale Industrie im April traf. Die weltumspannenden Produktionsschließungen und die Einschränkungen im Grenzverkehr ließen das Auslandsgeschäft förmlich einbrechen,“ kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die aktuellen Umsatzzahlen des Statistischen Landesamtes.
Export besonders betroffen
Während der Inlandsumsatz im April im Vergleich zum Vormonat um 18 Prozent zurückging, fiel der Auslandsumsatz um satte 39 Prozent. „Zwar werden die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weltweit schrittweise gelockert. Ob wir den Tiefpunkt jedoch bereits hinter uns haben, steht in den Sternen“, unterstreicht IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger.

Der Industrieumsatz in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe lag in den ersten vier Monaten bei 4,4 Milliarden Euro und damit 509 Millionen Euro bzw. 10 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum Während in Siegen-Wittgenstein der Gesamtumsatz bis April um 9 Prozent (-256 Mio. €) zurückging, verzeichneten die Unternehmen aus dem Kreis Olpe Einbußen von 12 Prozent (-253 Mio. €).
Kurzarbeit kein Instrument auf Dauer
Klaus Gräbener: „Selbst wenn sich der derzeitige Sinkflug im zweiten Halbjahr abflacht, ist am Jahresende ein Umsatzrückgang von 2 Milliarden Euro und mehr möglich. Wie sich das auf die Investitionsbereitschaft und die Personalplanung auswirken würde, kann sich jeder an drei Fingern ausrechnen.“

Bei den Industrieunternehmen sei die Beschäftigtenzahl dank Kurzarbeit zwar aktuell noch konstant hoch, aber auf Dauer sicherlich nicht zu halten, betont Stephan Häger: „Schließlich ist Kurzarbeit kein Instrument für längere Krisenverläufe. Genau danach sieht es jedoch aktuell aus. Vieles deutet darauf hin, dass wir das Vorkrisenniveau – wenn überhaupt – wahrscheinlich frühestens im dritten oder vierten Quartal 2021 wieder erreichen.“
Können uns warm anziehen
Klaus Gräbener: „Wir sehen zwar derzeit noch vergleichsweise wenig Insolvenzen, weil milliardenschwere Staatshilfen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht eine aufschiebende Wirkung haben. Wir sollten uns davon nicht täuschen lassen. Springt die Konjunktur weltweit nicht wirklich an, können wir uns in der zweiten Jahreshälfte warm anziehen.“

Für den Maschinenbau fiel der Aprilumsatz besonders schlecht aus. Auch für die regionalen Automobilzulieferer war der April ein sehr schlechter Monat. Infolge der Corona-Pandemie ist der Autoabsatz förmlich eingebrochen. Von Januar bis Mai wurden in Deutschland 35 Prozent weniger Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum.
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