Gutes Nadelholz für den Bau ist Mangelware – Preise steigen kräftig
Einschlagmenge verdoppelt, aber fast nur Schadholz:
- Kreis Olpe, 14.04.2021
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Kreis Olpe/Düsseldorf. Im vergangenen Jahr sind in Nordrhein-Westfalen 14,5 Millionen Kubikmeter Nadelholz eingeschlagen worden. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW war das mehr als doppelt so viel (+122 Prozent) wie im Jahr davor und sogar mehr als viermal so viel wie 2018 (+315 Prozent).
In den Jahren von 2011 bis 2017 hatte die eingeschlagene Nadelholzmenge im Durchschnitt bei 2,4 Millionen Kubikmetern pro Jahr gelegen – das war nur ein Sechstel des vergangenen Jahres. Doch trotz der enorm erhöhten Einschlagmengen ist gutes Nadelholz ebenso knapp wie teuer. Denn der beinahe flächendeckende Borkenkäferbefall fordert seinen Tribut.
Der Anteil von Schadholz am Nadelholzeinschlag erreichte 2020 mit 96,8 Prozent einen neuen Höchststand. Das heißt, dass von den 14,5 Millionen Kubikmetern nur 0,5 Millionen Kubikmeter Nadelholz einwandfrei waren. Damit wurde das bisherige Spitzenergebnis von 2019 (damals 95,2 Prozent Schadholz) nochmals übertroffen. In den Jahren von 2011 bis 2017 lag der Schadholzanteil durchgängig bei unter 20 Prozent.
Anders ausgedrückt: Während vor einigen Jahren noch mehr als vier Fünftel des Nadelholzes in Ordnung waren und entsprechend von Zimmereien, Hausbaufirmen etc. für die verschiedensten Zwecke verwendet werden konnten, waren im vergangenen Jahr gerade einmal gut drei Prozent von einwandfreier Qualität.
Viel heimisches Käferholz wandert direkt nach dem Einschlag - zugesägt auf Längen von 11,5 Metern - in Container und geht in den Export, vor allem nach China. Dort wird es oft noch als Bauholz genutzt.
Hierzulande sind die Vorschriften aber strenger. Laut der DIN „Schnittholz für Zimmererarbeiten“ ist ein Insektenfraß mit Fraßgängen von mehr 2 mm Durchmesser (typisch für den Borkenkäfer) nur zulässig bei Kantholz der Güteklasse 2 und 3 und Bohlen und Brettern der Güteklasse 3. Bauholz der Güteklasse 1 muss laut Norm grundsätzlich von Insektenfraß frei sein, bei Brettern und Bohlen zudem auch Güteklasse 2.
Das hat natürlich seine Auswirkungen auf den Preis. Lag der Holzpreis vor genau einem Jahr noch bei 306 Euro je 1.000 Board Feet (entspricht 2,36 Kubikmetern), werden aktuell (Stand 13. April) etwa 988 Euro aufgerufen. Umgerechnet auf den Kubikmeter, ist das innerhalb eines Jahres ein Preisanstieg von 130 auf 419 Euro - also auf das mehr als Dreifache.
Das liegt auch daran, dass viel Holz in den Export geht. Diese Mengen fehlen im heimischen Markt. Das treibt die Preise weiter in die Höhe. „2020 ist der Export von Nadelschnittholz in die USA um 55 Prozent gestiegen. Auch der Export von deutschem Rundholz nach China hat sich mehr als verdoppelt. 2021 wird das nicht anders werden. Der Hausbau in den USA boomt und der Hauptlieferant Kanada kann nicht mehr ausreichend liefern“. heißt es dazu auf der Webseite www.zimmerer-blog.com.
Und weiter: „Die USA brauchen das europäische Holz und bezahlen aktuell bis zu 600 Euro/Kubikmeter für die Lieferung von gehobeltem Nadelschnittholz. Rein wirtschaftlich betrachtet, braucht man sich also nicht wundern, wenn die Säger derzeit lieber in die USA liefern.“
Die Folge: Die Preise für Endverbraucher hierzulande steigen – von Garten- und Konstruktionsholz bis hin zum Hausbau. Besonders Fertighaushersteller und auch die heimischen Zimmereien, die Häuser in Holzständer-/Holzrahmenbauweise fertigen und dafür viel Holz benötigen, macht der starke Preisanstieg zu schaffen. Keine guten Zeiten also für Heimwerker, Handwerker und Bauherren.
Waldbesitzer profitieren nicht
Dieser Artikel behandelt die Preisentwicklung auf dem Schnittholzmarkt in Bezug auf die Abnehmer. Die Situation der Waldbesitzer haben wir bewusst ausgeklammert, da dies ein Thema für sich ist und den Rahmen des Berichts sprengen würden. Um deutlich zu machen, dass die Waldeigentümer nicht von der Preisentwicklung profitieren, zitieren wir aus der Zuschrift eines Waldbesitzers aus der Gemeinde Finnentrop
„Über die Rohholzpreise, die wir Waldbesitzer für dieses knappe, frisches und gesundes Holz bekommen, wird leider nicht berichtet. Ihr Bericht macht den Eindruck, dass wir als Waldbesitzer und Bereitsteller des Holzes, den großen Reibach machen. Dem ist bei weitem nicht so. Wir bekommen derzeit für gesundes und käferfreies Fichtenholz einen Preis von 50-55 Euro je fm /m³ frei Waldstraße. Es bleiben abzüglich der Werbungskosten rund 30 Euro über. Das gibt doch wohl zu denken.“