Gastronomie-Beschäftigte beim Einkommen abgehängt

Gewerkschaft nimmt Arbeitgeber in die Pflicht


Die heimische Gastronomie. von pixabay.com
Die heimische Gastronomie. © pixabay.com

Kreis Olpe. Sie arbeiten dann, wenn andere frei haben, kommen mit ihrem Lohn aber kaum über die Runden: Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verdienen laut Gewerkschaft weit unterdurchschnittlich – und könnten aus Geldsorgen ihrer Branche immer häufiger den Rücken kehren. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und verweist auf eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat.


Demnach kommen Beschäftigte im NRW-Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell nur 1.979 Euro brutto. Zum Vergleich: Branchenübergreifend liegt der Median bei Vollzeit in NRW bei 3.487 Euro. Das ergibt eine Lohn-Kluft von 43 Prozent. Nach Einschätzung der Gewerkschaft dürfte sich der Einkommensunterschied auch im Kreis Olpe auf eine vierstellige Summe belaufen.

„Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte beim Verdienst so stark abgehängt sind, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen. Denn viele von ihnen mussten monatelang mit dem Kurzarbeitergeld auskommen, ein Teil der Beschäftigten ist noch immer darauf angewiesen. Das sind harte Einbußen bei einem ohnehin niedrigen Einkommen“, stellt Lars Wurche, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Südwestfalen, fest.

Betriebe personaltechnisch unterbesetzt

Obwohl die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien, müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Gelinge das nicht, dürfte es in vielen Hotels, Gaststätten und Cafés schon bald nicht mehr genügend Personal geben, warnt die Gewerkschafter.

An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen appelliert die NGG, die Branche über einen neuen Tarifvertrag für die Zukunft aufzustellen. „Die Arbeitgeber klagen selbst über die anhaltende Personalabwanderung. Dabei haben viele Probleme lange vor der Pandemie existiert – von unbezahlten Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen“, betont Wurche.

Personal adäquat entlohnen

Bei den für diesen Herbst geplanten Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft habe der Dehoga NRW die Chance, die Betriebe gegen den Fachkräftemangel zu wappnen. Über tarifliche Standards müsse das Lohn-Niveau angehoben und die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

Dazu gehörten armutsfeste Löhne „deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn“ – auch wenn dieser je nach Ausgang der Koalitionsverhandlungen im Bund auf zwölf Euro pro Stunde steigen sollte. Nur durch eine bessere Bezahlung könnten Hotels und Gaststätten auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig sein, so die NGG. „Ein wichtiger Punkt ist dabei, das Personal nach der fachlichen Qualifikation zu bezahlen“, sagt Wurche.

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