Gastgewerbe im Kreis: Jeder Fünfte hat Branche im Corona-Jahr verlassen

Gewerkschaft: Arbeit attraktiver machen


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Servicekraft händeringend gesucht: Viele Hotels und Gaststätten finden aktuell kein Personal – weil während der Lockdowns ein Teil der Beschäftigten die Branche verlassen hat. von NGG
Servicekraft händeringend gesucht: Viele Hotels und Gaststätten finden aktuell kein Personal – weil während der Lockdowns ein Teil der Beschäftigten die Branche verlassen hat. © NGG

Kreis Olpe Supermarktkasse statt Biertheke: Im Zuge der Corona-Pandemie haben die Hotels und Gaststätten im Kreis Olpe eine dramatische Abwanderung von Fachkräften verzeichnet. Innerhalb des vergangenen Jahres haben im Kreis rund 420 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt.


Das sei jeder fünfte Beschäftigte der Branche, berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Berufung auf jüngste Zahlen der Arbeitsagentur. Angesichts weiterer Lockdowns bis in den Mai hinein dürfte sich der Personal-Schwund bis heute nochmals zugespitzt haben, befürchtet Lars Wurche, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Südwestfalen.

Einbußen durch Kurzarbeit

„Viele Menschen schätzen es, nach langen Entbehrungen endlich wieder essen zu gehen. Aber ausgerechnet in der Sommersaison fehlt einem Großteil der Betriebe schlicht das Personal, um die Gäste bewirten zu können“, so Wurche. Für die Lage macht der Gewerkschafter insbesondere die Einkommenseinbußen durch die Kurzarbeit verantwortlich: „Gastro- und Hotel-Beschäftigte arbeiten sowieso meist zu geringen Löhnen. Wenn es dann nur noch das deutlich niedrigere Kurzarbeitergeld gibt, wissen viele nicht, wie sie über die Runden kommen sollen.“

Manche Unternehmen hätten es über Jahre versäumt, die Arbeit attraktiver zu machen, meint die NGG. Wirte und Hoteliers hätten nun die Chance, die Branche neu aufzustellen. Wurche: „Am Ende geht es um einen Kulturwandel. Auch Servicekräfte haben ein Recht darauf, vor dem Dienst zu wissen, wann Feierabend ist. Sie haben Anspruch auf eine anständige Bezahlung – unabhängig vom Trinkgeld.“

Finanzhilfen vom Staat

Die Gewerkschaft NGG verweist zudem auf die umfassenden Finanzhilfen des Staates für angeschlagene Betriebe. So können sich Hotels und Gaststätten im Rahmen der Überbrückungshilfen in diesem Monat bis zu 60 Prozent der Personalkosten bezuschussen lassen, wenn sie Angestellte aus der Kurzarbeit zurückholen (Restart-Prämie).

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe im Kreis Olpe zum Jahreswechsel 1.807 Menschen. Genau ein Jahr zuvor – vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – waren es noch 2.229. Damit haben innerhalb von zwölf Monaten 19 Prozent der Beschäftigten die Branche verlassen.

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