Fachkräfte, Digitalisierung und Verkehrsinfrastruktur bewegen Wirtschaft in Südwestfalen


Der „Parlamentarische Abend Südwestfalen“ fand wieder großen Anklang bei allen Beteiligten. von IHK Siegen
Der „Parlamentarische Abend Südwestfalen“ fand wieder großen Anklang bei allen Beteiligten. © IHK Siegen

Kreis Olpe/Iserlohn. Großen Zuspruch bei den Mitgliedern des Bundes- und des Landtages sowie des EU-Parlamentes fand der „Parlamentarische Abend Südwestfalen“ der IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen, zu dem die Präsidenten der drei Kammern eingeladen hatten. „Im Team für Südwestfalen“ arbeiten die drei IHKs schon seit vielen Jahren in unterschiedlichen Projekten zusammen.


Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK), wies mit Nachdruck darauf hin, dass die wirtschaftliche Stärke der Region durchaus bekannt ist, allerdings die Digitalisierung, die Verkehrsinfrastruktur und die Fachkräftesicherung die zentralen Themen in den kommenden Jahren sein werden. „Die Verkehrsinfrastruktur ist ein zentraler Standortfaktor für die Wirtschaft in Südwestfalen. Ein funktionierendes Verkehrsnetz ist Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft mit ihrer hohen Industriedichte. Unser Wirtschaftsraum ist daher mehr noch als andere Regionen auf leistungsfähige Verkehrswege für den Gütertransport auf der Straße und auf der Schiene angewiesen“, betonte SIHK-Präsident Stoffels und forderte:

„Die Infrastruktur für Südwestfalen muss zukunftsfest gemacht werden. Dazu gehört, dass die Planungs- und Baukapazitäten für heimische Projekte gesichert werden, Schwertransportrouten beschleunigt umzusetzen sind und vor allem die stündliche ICE-Anbindung an Berlin und Köln erhalten bleiben muss.“
Keine digitale Benachteiligung gegenüber Ballungszentren
Andreas Rother, Präsident der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, machte sich für eine klare und weitreichende digitale Agenda stark: „Viele Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht. Die IHKs in Südwestfalen unterstützen sie dabei, indem sie unter anderem mit den Hochschulen der Region praxisnahe Projekte konzipiert haben. Hierzu drei Beispiele: Das Einzelhandelslabor Südwestfalen koordiniert in Arnsberg, das Kompetenzzentrum Arbeit 4.0 koordiniert in Siegen, sowie das Projekt Mittelstand 4.0 koordiniert in Hagen. Wir setzen schon heute viele vorhandene digitale Technologien zur Produktivitätssteigerung in Entwicklung, Produktion, Handel, Marketing und Vertrieb ein.“

Jetzt seien die gesamten Wertschöpfungsketten mit Hilfe von Digitalisierungsinstrumenten neu anzupassen, so Rother. „Es darf keine Benachteiligung unserer Region, unserer Wirtschaft und der Menschen gegenüber den Ballungszentren beim Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen im Gigabit-Bereich geben. Wir brauchen eine deutlich schnellere Umsetzung der laufenden und zukünftigen Förderverfahren. Die Breitbandkoordinatoren in Südwestfalen leisten gute Arbeit und müssen weiterhin unterstützt werden.“
„Fachkräfteversorgung ist Motor für Innovation“
Felix G. Hensel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Siegen, brach eine Lanze für die betriebliche Berufsausbildung: „Die betriebliche Berufsausbildung war und ist im deutschen Bildungssystem fest verankert. Sie sichert den Fachkräftenachwuchs und bietet Schulabsolventen attraktive Bildungs- und Beschäftigungschancen. Damit sorgt sie zugleich für eine beispiellos geringe Jugendarbeitslosigkeit und in Südwestfalen für eine der höchsten Beschäftigungsquoten des Landes.“

Aktuell beschäftigen die Betriebe in den südwestfälischen IHK-Bezirken deutlich über 670.000 Menschen, mehr als je zuvor. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,2 Prozent, mancherorts deutlich darunter und damit nah an der Vollbeschäftigung. Es wird schwieriger, den Fachkräftebedarf der Unternehmen in der Region zu decken, und daher betonte Hensel:

„Nach wie vor brechen junge Leute ihre Ausbildung in Betrieb oder Hochschule ab oder bleiben orientierungslos im ‚Übergangssystem‘ stecken. Falsche Erwartungen können nur durch realistische Einblicke in Unternehmen korrigiert werden. Fast ein Drittel der Auszubildenden hat inzwischen das Abitur – dieser Entwicklung muss das Gymnasium als ‚neue Hauptschule‘ endlich Rechnung tragen. Eine reine Studienorientierung reicht nicht. Lehrer brauchen deshalb verpflichtend eigene Einblicke in Unternehmen.“ Denn bei einem Punkt waren sich auch alle drei Präsidenten einig: „Die duale Berufsausbildung ist nicht nur Grundlage für die Fachkräfteversorgung, sie kann Motor für Innovation sein.“
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