Datensammlung soll Kommunen helfen, Innenstädte attraktiver zu machen

Zentrumsmonitor


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 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke

Olpe. Online-Handel ist eine feste Größe. Aber nichts tun ist keine Lösung. Denn: Die Meisten kaufen am liebsten in Geschäften ein. Menschen unter 40 Jahren stellen den höchsten Anteil der Online-Käufer - mit langfristigen Auswirkungen. Welche Folgen das Kaufverhalten für die Zentren der Kommunen hat, erläuterte Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein am Dienstagabend, 12. Februar, Vertretern aus Politik, Verwaltung und Einzelhandel im Kolpinghaus Olpe.


Die Wissenschaftlerin hatte im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Siegen sowie der Sparkassen und Volksbanken in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe eine Studie zur Attraktivität der Zentren erarbeitet.

Im Kolpinghaus ging es um Ist-Zustand und Potentiale für Drolshagen, Olpe und Wenden. Die Untersuchung soll eine Debatte anstoßen „wie Kommunen, Immobilienbesitzer, Handel und Dienstleister vor Ort gemeinsam lebendige Städte und Gemeinden entwickeln können“, heißt es im Vorwort zur Studie.
Einkauf steht im Vordergrund
In allen drei Kommunen ist Einkaufen der wesentliche Grund, die Zentren aufzusuchen. Danach folgen Motive wie Schule, Ausbildung und Beruf. Das Gros der Besucher hält sich 30 bis 60 Minuten in den Zentren auf.

Untersucht wurde auch, wie viel Geld die Besucher ausgeben. Für Drolshagen etwa haben die Forscher einen hohen Kaufkraftabfluss festgestellt. Mehr als 30 Prozent der Besucher geben weniger als zehn Euro aus. Für den täglichen Bedarf wird in der eigenen Stadt gekauft, höherer Bedarf wird außerhalb gedeckt, so die Referentin.

Erfolgreicher bei der Kaufkraftbindung hat Olpe abgeschnitten. Kaufkraft fließt dabei vor allem in größere Städte wie Siegen und Köln ab, aber auch in kleinere Zentren, wenn sie, wie Lennestadt, entsprechende Angebote vorzuweisen haben.
Mode spielt eine große Rolle
Was Attraktivität und Lebendigkeit der Zentren angeht, liegt Olpe auch deutlich vor den beiden Nachbarkommunen. Das Einzelhandelsangebot prägt in hohem Maße die Einstellung zu den Zentren, so die Wissenschaftlerin. Für sie bleibt der Einzelhandel daher ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität der Zentren, vor Angeboten zum Bereich Kultur/Freizeit und der Gastronomie.

Dabei spielt der Bereich Mode den Umfragen zufolge eine großen Rolle, was die Einstellung zu den Zentren angeht. „Wichtig ist, dass die Zentren belebt sind“, folgert Prof. Hanna Schramm-Klein aus den Untersuchungen. Manche Sortimente, etwa Unterhaltungselektronik werde vielfach schon „im Internet verortet“. Das heißt, Besucher erwarten das Angebot gar nicht mehr.
Nachbarorte keine Konkurrenten
Die Referentin riet den Kommunen zur Zusammenarbeit. Denn: Kaufkraft fließt nicht in die Nachbarstadt, die somit als Konkurrent zu sehen sei, sondern in größere Städte. „Man muss kein Kommunikations-Mäuerchen aufbauen“, riet sie den Vertretern aus Politik, Verwaltung und Handel.

Der Zentrumsmonitor wolle die Kommunen nicht bewerten, sondern sei als Analyse- und Diagnoseinstrument gedacht. Ist-Zustand und Problemfelder könnten so ermittelt werden. Das Erreichte könne an diesen Parametern gemessen werden.
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Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, forderte die Zuhörer auf, weitere Ideen zur Attraktivitätssteigerung der Zentren zu entwickeln und einzubringen: „Das muss aus den Kommunen, dem Handel selbst kommen“, sagte er. Da werde nichts aufgepfropft.

Als „Schizophrenie“ bezeichnete es der Kammer-Chef, sich über die Online-Riesen zu beschweren, die nur dicker würden, „weil wir sie füttern.“ Da wollen IHK, Sparkassen und Banken in der Region zugunsten des stationären Handels „gerne Folgeprojekte anschieben“, zeigte sich Gräbener offen für Vorschläge und neue Ansätze. Der IHK-Bezirk sei der einzige in Nordrhein-Westfalen, der „eine Studie mit dieser Tiefe“ veranlasst habe.
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Info

  • Für den Zentrumsmonitor wurden in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein 4602 Personen befragt.
  • Das sind 1,3 Prozent der Einwohner über 15 Jahren.
  • Befragt wurden Passanten wie auch Anwohner an 23 Befragungsorten.
  • Ziel war es, „zu identifizieren, was die Attraktivität der betrachteten Zentren ausmacht“.
  • Knapp 73 Prozent kaufen am liebsten in Geschäften ein. Bei den unter 40-Jährigen sind es aber nur rund 57 Prozent.
  • Informationen oder Einkauf über Online-Kanäle, vor allem über das Smartphone gewinnen bei den unteren Altersgruppen an Bedeutung.
  • Auch die Orientierung auf regionale Produkte nimmt bei den unteren Altersgruppen stark ab. 65 Prozent der über 65-Jährigen kaufen, wo möglich, regionale Produkte, aber nur noch 27 Prozent der unter 25-Jährigen.
  • „Noch weniger ausgeprägt ist bei den jüngeren Altersgruppen die Orientierung auf Geschäfte in ihrer Stadt bzw. Gemeinde aus regionaler Verbundenheit.“, heißt es dazu in der Studie.  
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