Akademiker-Duo aus dem Kreis Olpe gewinnt 33. IHK-Preis

Auszeichnung für beste Staatsexamensarbeit


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Stefanie Schneider und Sebastian Kühr haben sich in ihrer gemeinsamen Abschlussarbeit mit innovativen Testsystem zur Risikoabschätzung von Schadstoffen im Kläranlagenauslauf beschäftigt - und damit den IHK-Preis gewonnen. von IHK Siegen
Stefanie Schneider und Sebastian Kühr haben sich in ihrer gemeinsamen Abschlussarbeit mit innovativen Testsystem zur Risikoabschätzung von Schadstoffen im Kläranlagenauslauf beschäftigt - und damit den IHK-Preis gewonnen. © IHK Siegen

Siegen. Sie haben etwas gemeinsam: Beide intensivieren den Technologietransfer zwischen der Universität Siegen und der heimischen Wirtschaft. Und beide stärken Südwestfalen als Forschungsstandort. Die Rede ist von den beiden Abschlussarbeiten, die am Donnerstagabend, 15. März, mit dem 33. IHK-Preis gewürdigt wurden. Mit Sebastian Kühr und Stefanie Schneider ist unter den Preisträgern ein Autorenduo, das für eine herausragende wissenschaftliche Leistung ausgezeichnet worden.


„Herr Kühr und Frau Schneider behandeln in ihrer gemeinschaftlichen Staatsexamensarbeit ein hoch aktuelles Thema“, lobte Felix G. Hensel die „spannende Fragestellung“. Kurz zusammengefasst: „Sie haben sich mit einem innovativen Testsystem zur Risikoabschätzung von Schadstoffen im Kläranlagenauslauf befasst. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Effekte von Silbernanomaterialien im Abwasser auf aquatische Organismen.“ Es handelt es sich um eine Staatsexamensarbeit zum Abschluss des Lehramtsstudiums für Gymnasien und Gesamtschulen. Die Studien zu dieser Arbeit wurden vom Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) finanziert und von den beiden Studierenden am Institutsstandort in Schmallenberg in der Abteilung von Prof. Dr. Christian Schlechtriem durchgeführt.

Ebenfalls mit dem IHK-Preis ausgezeichnet wurde eine Dissertation mit dem Titel „Mechanismenbasierte Modellierung und Simulation des VHCF-Wechselverformungsverhaltens austenitischer Edelstähle“, die Dr. Philipp-Malte Hilgendorff verfasst hat. „Diese herausragende Arbeit entstand im Rahmen eines interdisziplinären Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft und wurde von der Promotionskommission aufgrund der exzellenten Gesamtprüfungsleistung mit ‚summa cum laude‘ bewertet“, erläuterte Felix G. Hensel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Siegen. „Das hier behandelte Thema ‚Materialermüdung‘ besitzt für nahezu alle Bereiche des Maschinen-, Fahrzeug- und Anlagenbaus sehr große praktische Relevanz und wurde unter anderem mit dem „Best Paper Award“ auf der International Conference on Fracture ausgezeichnet.“
Auszeichnung mit insgesamt 4000 Euro dotiert
Felix G. Hensel überreichte die mit insgesamt 4000 Euro dotierte Auszeichnung gemeinsam mit IHK-Ehrenpräsident Franz Becker sowie dessen Frau Mechthild. Die „Mechthild und Franz Becker Stiftung“ aus Kirchhundem ist in diesem Jahr Stifter des IHK-Preises. Felix G. Hensel würdigte in seiner Ansprache beim Festakt im Bernhard-Weiss-Saal der IHK-Siegen die „Faszination der Wissenschaft“, die aber auch durchaus einen Nutzen für praktische Anwendung habe. Die Fragestellungen seien ein Antrieb für die Forschung, Dinge zu verstehen, zu verändern, zu verbessern. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass die Forschung gute Bedingungen vorfinde, beispielsweise die Freiheit, unabhängig zu forschen und den Forschungsgegenstand selbst zu wählen zu können, aber auch gute finanzielle Rahmenbedingungen vorzufinden.
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„Die Landesregierung hat angekündigt, das Hochschulgesetz zu verändern“, sagte sich Felix G. Hensel außerdem. Hin zu mehr Autonomie der Hochschulen, weniger Detailsteuerung durch das Land, eine stärkere Einbindung des jeweiligen Hochschulrats, Verbesserungen bei Studium und Lehre, zum Beispiel über die Einstellung von zusätzlichem Personal für die Betreuung und Entlastung von bürokratischen Hürden. „Hoffentlich bringt das weiteren Schub in die guten Beziehungen von Universität Siegen und Region, insbesondere für die Wirtschaft“, wandte Hensel sich an NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper. Dieser war der Festredner bei der Preisverleihung.
Enge Zusammenarbeit zwischen Uni und Wirtschaft
In vielen Bereichen habe sich bereits „eine recht enge Zusammenarbeit zwischen Universität und Wirtschaft herausgebildet“, sagte der IHK-Präsident weiter. „Gerade in den technischen Studiengängen gibt es Forschungsfelder, die unmittelbaren Bezug zur Industrie haben.“ Zugleich gebe es in der regionalen Wirtschaft Entwicklungsaufgaben „en masse“, die ohne die Universität nicht zu lösen wären. Der IHK-Preis ist, so Felix G. Hensel, eine Komponente von vielen, mit denen die Kammer das Zusammenspiel von Universität Siegen und der regionalen Wirtschaft verstärke und auch sichtbar mache.

Mit den Promotionsstipendien für wissenschaftliche Arbeiten mit regionalem Wirtschaftsbezug sowie den „Deutschland-Stipendien“ und der Stiftungsprofessur für Technikdidaktik wende die IHK Siegen dafür jährlich mehr als 100.000 Euro auf. Ein wichtiger Schritt sei darüber hinaus die Gründung des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums gewesen als Möglichkeit, Forschung im Bereich der Digitalisierung direkt in betriebliche Anwendung zu bringen.

Mit dem IHK-Preis werden seit 33 Jahren die beste Dissertation sowie die beste praxisorientierte Masterarbeit des Akademischen Jahres in den Bereichen Architektur, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsrecht oder Natur- und Ingenieurwissenschaften der Universität Siegen ausgezeichnet.
Kurz & knapp: Zur Person

Stefanie Schneider, Jahrgang 1985, stammt aus Kirchhundem. Sie machte 2005 am Städtischen Gymnasium Lennestadt ihr Abitur. Anschließend absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung zur Chemielaborantin bei der Firma Umwelttechnik Lindenschmidt in Krombach. In diesem Beruf arbeitete sie mehr als zwei Jahre, bevor sie im Wintersemester 2010 das Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Chemie aufnahm. Die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen legte Stefanie Schneider im November 2016 ab. Seit Mai 2017 befindet sie sich im Referendariat.

Sebastian Kühr, Jahrgang 1989, stammt aus Olpe. Er schloss seine Schullaufbahn 2008 am Städtischen Gymnasium in Olpe ab. Nachdem er zunächst Chemie studierte, widmete er sich 2010 ebenfalls dem Lehramtsstudium für Gymnasien und Gesamtschulen in den Fächern Biologie und Chemie. Im Juni 2017 legte er die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen ab. Statt einer Laufbahn an einer Schule entschied er sich für eine wissenschaftliche Laufbahn als Doktorand am Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME in Schmallenberg.
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