2G im Einzelhandel: Was sagen Händler und IHK zur neuen Regelung?

Verständnis und Befürchtung halten sich die Waage


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Die 2G-Regel gilt nun auch zukünftig - mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs - für den Einzelhandel. von Symbolfoto Pixabay
Die 2G-Regel gilt nun auch zukünftig - mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs - für den Einzelhandel. © Symbolfoto Pixabay

Kreis Olpe. Beim Bund-Länder-Gipfel, der am Donnerstag, 2. Dezember, stattgefunden hat, sind viele neue Einschränkungen für Ungeimpfte beschlossen worden. Auch im Einzelhandel greifen diese. Bis auf Geschäfte des täglichen Bedarfs gilt die 2G-Regel. LokalPlus hat bei den Einzelhändlern im Kreis Olpe und bei der IHK Siegen nachgefragt, was sie von der neuen Regelung halten und welche Entwicklungen sie erwarten.


Marco Butz - IHK Siegen

Die 2G-Regel ruft bei Marco Butz, Einzelhandelsexperte der Industrie- und Handelskammer Siegen, gemischte Gefühle hervor. Es sei klar, dass man aus der Pandemie rauskommen und deshalb Maßnahmen treffen müsse. Ob das jedoch im Einzelhandel der richtige Weg ist, sei fraglich.

Denn schon das RKI habe gesagt, dass der Einzelhandel kein Treiber der Pandemie sei. Ob die neue Strategie ein „Gamechanger“ in der Pandemie-Bekämpfung werde, bezweifelt der Einzelhandelsexperte: „Die von der 2G-Regel betroffen Branchen machen 20 Prozent aus. Die Geschäfte des täglichen Lebens, die also weiterhin auch von Ungeimpften besucht werden dürfen, machen hingegen 80 Prozent aus.“

Marco Butz, IHK-Handelsreferent von IHK Siegen
Marco Butz, IHK-Handelsreferent © IHK Siegen

Butz: „Für die Einzelhändler ist die Maßnahme eine Katastrophe. Viele haben schon im vergangen Winter ihre Reserven aufgebraucht. Es ist damit zu rechnen, dass ein Drittel des Umsatzes im Einzelhandel außen vor bleibt.“ Vor allem inhabergeführte Geschäfte könnten deutlich an Einnahmen verlieren.

Wo es Verlierer gibt, da gibt es auch Gewinner. Der Einzelhandelsexperte prognostiziert, dass der Online-Handel deutlichen Zulauf bekommen werde. Aus rein wirtschaftlicher Sicht wäre 3G statt 2G besser gewesen. „Die Händler müssen ja sowieso kontrollieren. Ein Ungeimpfter könnte also genauso gut morgens – mit negativem Test – erst zur Arbeit gehen und sich dann nachmittags einen Pullover kaufen“, analysiert Butz die Lage.

Nicole Kost - Werbegemeinschaft Attendorn

Nicole Kost, Inhaberin eines Wein-und Spirituosen-Fachgeschäfts in Attendorn und Schriftführerin der Attendorner Werbegemeinschaft, begrüßt die neue 2G-Regelung. „Die neue Regelung ist richtig. Über Struktur kann man hier Sicherheit und Klarheit reinbringen. Der Handel wird das schaffen“, zeigt sich Kost optimistisch. Sie befürchtet aber auch, dass viele Ungeimpfte ihre Einkäufe im Internet erledigen werden.

Obwohl Kost ab Freitag, 3. Dezember, in ihrem Laden bereits die 2G-Regel praktiziert, seien auch ungeimpfte Kunden - wenn auch auf andere Art und Weise - weiterhin willkommen. „Ich kann mir vorstellen, dass wir an Ungeimpfte liefern oder auf das Modell „Click and Collect“ setzen. Ich hoffe auf gegenseitiges Einvernehmen. Neue Situationen verlangen neue Lösungen. Der Handel kann handeln“, ist sich Kost sicher.

Betrachte man nur den reinen Aufwand, wäre eine 3G-Regelung auch eine mögliche Option gewesen, so Kost.

Thomas Stipp - Aktionsring Altenhundem

Thomas Stipp, Inhaber von Optik Stipp in Altenhundem und geschäftsführender Vorstand des Aktionsrings, fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: „Man muss was machen. Das ist klar. Mit der Maßnahme soll der Impfdruck erhöht werden.“ 3G statt 2G wäre mit Sicherheit eine einfachere Lösung gewesen, hätte aber den Impfdruck nicht erhöht, findet er.

Für den Einzelhandel sei die 2G-Regel keine schöne Entwicklung. „Ich bin mir sicher, dass auch viele Geimpfte nun nicht mehr einkaufen gehen werden. Jedes Mal den Nachweis zu zeigen bedeutet für viele Aufwand. Mit einem entspannten Weihnachtsbummel hat das dann nichts mehr zu tun“, so Stipp.

Peter Enders - Olpe aktiv

Der Inhaber von mehreren Maiworm Mode-Geschäften, Peter Enders, ist der Auffassung, dass alles unternommen werden müsse, um die Pandemie einzudämmen. Der Einzelhandel, so Enders, sei nie Treiber der Pandemie gewesen – es wurden immer Masken getragen und die Abstände eingehalten. Mit der 2G-Regel falle nun die Käuferschicht der Ungeimpften weg. Es sei unschön, dass die Regel ausgerechnet jetzt im Vorweihnachtsgeschäft gekommen sei.

Peter Enders, Vorsitzender von Olpe Aktiv. von CDU
Peter Enders, Vorsitzender von Olpe Aktiv. © CDU

Die Zugangskontrollen zum Geschäft, für die die Mitarbeiter verantwortlich sind, seien nur eine kleine Einschränkung und nähmen nur wenige Sekunden in Anspruch. Dennoch könnte das dazu führen, dass der ein oder andere den Online-Handel nutzt. „Der Handel muss dies durch gute Beratung und Service kompensieren“, meint Enders. Bei 3G wäre der Kontrollaufwand gleich gewesen.

Enders ist sich sicher, dass durch 2G die Impfquote steigen wird. Er betrachtet die Impfung dabei nicht nur aus Sicht des Einzelhändlers: „Ich hoffe, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen. Dies ist notwendig für die Gesundheit aller Bürger und für die Entlastung der Krankenhäuser.“

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