IG Metall: Versprochenes Zukunftskonzept gab es nie

Schwere Vorwürfe gegen Dura-Geschäftsleitung


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Torsten Kasubke von der IG Metall (vorn) übt mit Blick auf die angekündigte Schließung der Dura-Standorte in Selbecke und Plettenberg scharfe Kritik am Vorgehen des US-Konzerns. von Rüdiger Kahlke
Torsten Kasubke von der IG Metall (vorn) übt mit Blick auf die angekündigte Schließung der Dura-Standorte in Selbecke und Plettenberg scharfe Kritik am Vorgehen des US-Konzerns. © Rüdiger Kahlke

Selbecke/Plettenberg. Die IG Metall kündigt Widerstand gegen die angekündigte Schließung der Dura-Standorte in Plettenberg und Selbecke an. Die Gewerkschaft wirft der Geschäftsleitung vor, die Beschäftigten zwei Jahre lang im Unklaren gelassen zu haben. Torsten Kasubke, Zweiter Bevollmächtiger der IG Metall im Märkischen Kreis, bezeichnet das Vorgehen des US-Konzerns als „Sauerei“.


In Kasubkes Stellungnahme zu den am Dienstag, 24. April, bekannt gewordenen Schließungsplänen für die Standorte von „Dura Leisten und Blenden“ sowie „Dura Body and Glass“ heißt es: „Im November 2015 kündigte der amerikanische Konzern den Umbau der heimischen DURA-Betriebe an, verbunden mit einem Personalabbau. Nicht einmal wurde über ein Zukunftskonzept, das versprochen wurde, gesprochen. Es wurde nie vorgelegt. Auch Frau Tiltons (Lynn Tilton, Chefin des Konzerns); Anm. d. Red.) versprochener Besuch vor Ort hat nie stattgefunden. Zweieinhalb Jahre wurden die Beschäftigten aller Standorte im Ungewissen gelassen.“

Weiter kritisiert Kasubke, dass der Konzern sich vor nicht einmal zwei Wochen bei der Betriebsversammlung hätte äußern können zu den Schließungen. Der US-amerikanische Geschäftsführer Pettyes habe aber kurzfristig seine Teilnahme abgesagt. „Die Betriebsleitung machte keinerlei Anzeichen, dass dieser Schritt nun erfolgen könnte. Während im Bereich ,Leisten und Blenden´ Gespräche, Gerichtsverhandlungen und andere Auseinandersetzungen stattgefunden haben, wurde der Bereich ,Body and Glass´ bislang von Maßnahmen verschont. Aber auch dort ist die Schließung offenbar beschlossene Sache“, so der Gewerkschafter.
Kasubke: Konzern setzte auf Eskalation
Der Konzern habe sich zweieinhalb Jahre lang geweigert, über einen Sozialplan zu verhandeln und sogar Entscheidungen der Einigungsstelle nicht hingenommen. Kasubke: „Dura hat – man nehme nur das Beispiel des Einsatzes portugiesischer Arbeitskräfte an Wochenenden als Beispiel – die Situation immer wieder eskalieren lassen. Das Unternehmen behauptet, die Restrukturierungsmaßnahmen vor Ort seien nicht erfolgreich gewesen. Tatsächlich hat es nie Restrukturierungsmaßnahmen vor Ort gegeben.“

Dieser Umgang mit Mitarbeitern dürfe in Deutschland nicht zum Normalfall werden. „Beschäftigte haben es verdient, Recht und Würde zu behalten. Frau Tilton und der Dura-Konzern hat den Beschäftigten mit dieser Entscheidung erneut versucht, ihnen genau das zu nehmen. Wir werden das nicht hinnehmen“, kündigte Kasubke an. Nachdem Betriebsrat und beschäftigte am Dienstag informiert worden waren, soll jetzt das weitere Vorgehen beraten werden.

In einer Pressemitteilung hatte Dura angekündigt, die Werke in Plettenberg und Selbecke zum 30. April 2019 schließen zu müssen. Das begründet der Konzern vor allem mit Verlusten in Höhe von rund 160 Millionen Euro, seit 2015 ausbleibenden Neuaufträgen und den Schäden im Plettenberg Werk, die durch den Großbrand im September 2017 entstanden sind. Von der Schließung der beiden Standorte sind rund 970 Mitarbeiter betroffen (LokalPlus berichtete; siehe Link).
Stellungnahme der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider und Paul Ziemiak:

„Die Entscheidung des Managements der Dura Automotive macht uns betroffen. Sie ist betrieblich bedauerlich und würdigt in keinem Maße das Engagement der Mitarbeiter des Unternehmens. Die Schließung der Unternehmensstandorte hatte sich abgezeichnet. Es ist für uns unverständlich, dass die Gesprächsbereitschaft der Arbeitnehmervertretung durch das Management nicht honoriert wurde und den Standorten keine neuen Zukunftschancen gegeben wurden. Für den Unmut der Mitarbeiter des Unternehmens haben wir großes Verständnis.

Die Standortleitung hat nun angekündigt, Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessensausgleich zu führen. Wir hoffen, dass so die Nachteile der Mitarbeiter abgefedert werden können. Der einzige Trost für die Mitarbeiter ist die gute Arbeitsmarktsituation und die hohe Nachfrage nach Fachkräften im Sauerland.“
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