Schönau in der Karwoche: Glaubenswege neu gehen

Nachtwache und kirchenmusikalischer Kreuzweg


Der Männergesangverein Schönau-Altenwenden lädt nach der positiven Resonanz im Vorjahr erneut zu einem kirchenmusikalischen Kreuzweg in die St.-Elisabeth-Kirche ein. von privat
Der Männergesangverein Schönau-Altenwenden lädt nach der positiven Resonanz im Vorjahr erneut zu einem kirchenmusikalischen Kreuzweg in die St.-Elisabeth-Kirche ein. © privat

Schönau. Nach dem überwältigenden Erfolg, den der Schönauer Männergesangverein  im vergangenen Jahr mit seinem kirchenmusikalischen Kreuzweg hatte, folgt in diesem Jahr die Fortsetzung. Mit Gedanken zum Thema „Hoffnung“ wird am Karfreitag um 11 Uhr in der St.-Elisabeth-Kirche in Schönau erneut ein mit Chorgesang, Lichtinstallationen und Meditationen gestalteter Kreuzweg angeboten. Darüber hinaus wird erstmals am Gründonnerstag die Betstunde als atmosphärisch gestaltete Nachtwache angeboten.


Im Mittelalter stand die Kirche vor einem gewaltigen Problem: Wie den Glauben vermitteln, wenn die Bibel in Latein geschrieben ist und die Mehrheit der Bevölkerung obendrein nicht lesen kann? Die Lösung bestand zum einen darin, die wichtigsten Geschichten der Heiligen Schrift in aufwändig gestalteten Bildern zu erzählen. Zum anderen wurden Möglichkeiten geschaffen, einzelne Stationen im Leben Jesu „nachzugehen“. Zahlreiche Fürsten legten deshalb beispielsweise gewaltige Gärten mit Kreuzwegen an und in den Kirchen gab es szenische Inszenierungen.
Jesus begleiten
In Schönau hat man sich von dieser Idee inspirieren lassen und bietet in diesem Jahr an Gründonnerstag ab 20 Uhr eine so genannte Nachtwache an. „Wir werden mit Texten aus der Bibel, mit eingängigen Meditationen und mit ebenso modernen wie bewegenden Liedern Jesus an diesem besonderen Abend begleiten – beginnend beim letzten Abendmahl bis hin zur Verhaftung am Ölberg“, heißt es bei den Organisatoren der Nachtwache.

Licht- und Bild-Installationen werden dabei den jeweiligen Charakter der Szenen unterstreichen. Und in den kurzen Meditationen zwischen den einzelnen Stationen wird es zum einen darum gehen deutlich zu machen, wo Jesus sich in die jüdische Tradition stellt – und wo er mit dieser bricht. „Zum anderen wollen wir aber vor allem deutlich machen, was das mit uns zu tun hat, was da in diesen Stunden im Abendmahlssaal und am Ölberg geschehen ist“, erläutern die Organisatoren.
Musikalisch mitgestaltet von CREDO
Mitgestaltet wird die etwa 90 Minuten dauernde und atmosphärisch inszenierte Nachtwache dabei von CREDO, einer vor drei Jahren gegründeten Schola. Die Gruppe zeichnet sich vor allem dadurch aus, auch unbekannte und in der Kirche üblicherweise nicht zu hörende Melodien so zu singen, dass die Gemeinde sie schnell mitsingen kann. Und genau das soll auch am Gründonnerstag wieder so sein: Auch da werden sonst eher im Radio zu hörende Töne mit neuen Texten gesungen werden.

Am nächsten Morgen geht es dann musikalisch weiter: Ab 11 Uhr wird der Männergesangverein Schönau-Altenwenden wieder einen rund einstündigen kirchenmusikalischen Kreuzweg anbieten. „Die Resonanz im Vorjahr war so überwältigend positiv, dass wir auch in diesem Jahr wieder dazu einladen, anspruchsvolle Chormusik mit Gebet und zum Nachdenken anregenden Impulsen zu verbinden“, so der stellvertretende Vorsitzende des MGV, Theo Rademacher.
Thema „Hoffnung“
Unter dem Dirigat von Hubertus Schönauer wird der sieben Mal als Meisterchor ausgezeichnete Gesangverein wieder Stücke zu Gehör bringen, die auf die einzelnen Kreuzweg-Stationen ebenso abgestimmt sind wie auf die kurzen Meditationen. Thematisch hat der Chor dabei einen neuen Schwerpunkt gesetzt: „Letztes Jahr stand das Thema „Glaube“ im Vordergrund – dieses Mal soll es um „Hoffnung“ gehen“, erläutert MGV-Kassierer Ralf Grebe.

Und als Begründung für diesen zunächst ungewöhnlich erscheinenden Zugang fügt sein Sangesbruder Markus Quast hinzu: „Wenn wir ehrlich sind, neigen wir doch auch dazu, im eigenen Leben zu viel auf unsere Kreuzwege zu sehen. Und dabei übersehen wir dann eine grundlegende Wahrheit: Dass auf jeden Karfreitag ein Ostersonntag folgt.“
Keine Konkurrenz, sondern Ergänzung
Obwohl damit die Karwoche in Schönau insgesamt anders und moderner gestaltet wird und der kleine Ort im Wendschen einmal mehr neue Akzente setzt, will man sich trotzdem nicht als Alternative oder gar Konkurrenz zu den bestehenden Angeboten verstanden wissen.

„Vielmehr geht es darum, andere und neue, vor allem aber zusätzliche Wege aufzutun, mit denen sich Glaube leben lässt“, so Theo Rademacher. Mit anderen Worten: Traditionelle Angebote ergänzen – nicht ersetzen, ist das Motiv. Aus diesem Grunde finden sowohl die Nachtwache als auch der Kreuzweg zu Zeiten statt, an denen keine anderen kirchlichen Feiern im Wendener Land stattfinden.
Artikel teilen: