Hünsborner Getränkehändler wird mit versteckter Kamera als Abzocker hingestellt

Rufschädigung durch RTL-Reportage


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Oliver Schmidt ist stinksauer über einen Bericht des Senders RTL. von privat
Oliver Schmidt ist stinksauer über einen Bericht des Senders RTL. © privat

Hünsborn. In Zeiten von Corona ist Klopapier Mangelware. Das hat auch der Hünsborner Getränkehändler Oliver Schmidt erkannt - und wollte den Menschen helfen. Dies wurde ihm aber zum Verhängnis. Eine Reporterin des Privatsenders RTL kontaktierte ihn, tauchte mit versteckter Kamera bei ihm auf und stellte ihn in ihrem Fernsehbeitrag als Abzocker dar.


Oliver Schmidt hatte von vielen seiner Kunden gehört, dass sie große Schwierigkeiten hatten, noch an Klopapier zu kommen. Daraufhin kontaktierte er einen seiner Großhändler und bestellte dort Toilettenpapier. „Ich habe das Klopapier für die alten Leute gekauft, damit die nicht raus müssen. Damit sie sich nicht irgendwo anstellen müssen. Ich dachte, das wäre eine gute Tat!", erzählt Schmidt.
Kontakt über Anzeigenportal
Er verkaufte die Pakete nicht nur in seinem Getränkehandel, sondern stellte eine entsprechende Annonce auch bei ebay-Kleinanzeigen ein. Dort kontaktierte ihn eine Frau, die angeblich dringend Toilettenpapier für ihre Mutter suchte, die zurzeit nicht aus dem Haus dürfe. Die Frau schrieb Schmidt, dass sie selbst berufstätig sei und deshalb keine Zeit habe, die Läden abzuklappern. Sie bestellte sechs Pakete und wollte diese in Schmidts Laden in Hünsborn abholen.

Was dann passierte, damit hatte Oliver Schmidt nicht gerechnet. Die Frau kam tatsächlich vorbei, doch mit versteckter Kamera, gab sich wenig später als RTL-Reporterin zu erkennen und stellte den Getränkehändler bloß. In einer Reportage des Senders wurde er anschließend als Abzocker dargestellt.
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„Ich habe 30 Cent Aufschlag pro Paket genommen, aber inklusive Lieferung zu den Kunden nach Hause ist das ja nicht viel. Mir wurde dann von RTL gesagt, das wäre ein Wucherpreis. Ich wäre ein Abzocker. Sie stellten mich so hin, als wäre ich das größte Klopapier-Monster der Welt“, empört sich der Hünsborner Händler.

In dem Fernsehbeitrag von RTL wurde der Getränkehändler in einem Atemzug mit einem wirklich dreisten Mann genannt, der offenbar Klopapier, Masken und Desinfektionsmittel aus Altenheimen über seine Tochter, die dort Pflegekraft ist, entwendet und weiterverkauft.
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„Mit dem stellen die mich auf einer Stufe!", erzählt Schmidt entrüstet. Der Getränkehändler empfindet das als Rufschädigung. Schließlich macht Oliver Schmidt auch bei der Aktion „Hünsborn hilft“ mit, die kranke und ältere Menschen im Dorf mit Einkäufen unterstützt.

Seine Kundschaft steht jedenfalls hinter ihm. Hartmut Kuhnert (65) aus Hünsborn erzählt: „Ich bin schon viele Jahre Kunde bei Schmidts. Das mit dem Toilettenpapier fand ich eine gute Idee und auch der Preis ist in Ordnung." Einige Kunden haben RTL bereits angeschrieben und sich beschwert.
Kunden zeigen Solidarität
Volker Stock (49) aus Hünsborn ist entrüstet: „Das nennt man also gute Unterhaltung, kleine Händler noch fertig zu machen.“ Auf den Punkt brachte es der Hünsborner Niko Henrich (42) mit seinem Tweet auf Twitter: „Liebes @RTL.de, das hätte ich der @BILD zugetraut, aber auf keinen Fall euch! Das ist unterste Schublade! Er tut was Gutes und gehört deswegen in die Presse, aber nicht, weil er was Schlechtes macht.“

Inzwischen hat RTL die TV-Reportage in seiner Internet-Mediathek angepasst und Posts auf Facebook und Co. gelöscht.
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