Gläubige berührt vom kirchenmusikalischen Kreuzweg des Schönauer MGV

Bewegende Momente in der St.-Elisabeth-Kirche


Eine schlichte, doch atmosphärische Kulisse, die zur Andacht einlädt: Der MGV Schönau-Altenwenden berührte die Gläubigen am Karfreitag mit seinem kirchenmusikalischen Kreuzweg. von privat
Eine schlichte, doch atmosphärische Kulisse, die zur Andacht einlädt: Der MGV Schönau-Altenwenden berührte die Gläubigen am Karfreitag mit seinem kirchenmusikalischen Kreuzweg. © privat

Schönau. Eine Stecknadel hätte man am Karfreitag-Morgen in der fast vollen Schönauer St.-Elisabeth-Kirche fallen hören können – so ruhig war es trotz der großen Menge an Menschen, die der Einladung des Männergesangvereins Schönau-Altendwenden gefolgt waren.


Allerdings hatten sich die Sänger unter der Leitung ihres Dirigenten Hubertus Schönauer auch einiges einfallen lassen, um eine ebenso einladende wie beruhigende Atmosphäre zu schaffen: Die Kirche war in warmes Licht getaucht worden und den ansonsten völlig leeren Altarraum beherrschte ein großes Holzkreuz, an dessen Seiten zwei Kerzen und zwei Feuerschalen standen. Die verhüllte Kreuzigungsgruppe und ein leichter Nebelschleier taten dann das Übrige, um die mehr als 150 Gläubigen auf den folgenden kirchenmusikalischen Kreuzweg einzustimmen.
Schlicht, aber eindrucksvoll
Den begannen die Sänger ebenso schlicht und eindrucksvoll mit dem gregorianischen „Adoremus in Aeternum“. Zu den darauf folgenden vierzehn Kreuzweg-Stationen wurden dann jeweils einzelne Verse aus „Mein Volk, was hab ich Dir zuleid getan“ vorgetragen, dem so genannten „Deutschen Populus meus“ – eine Litanei im gregorianischen Stil, die der im vergangenen Jahrhundert in Süddeutschland lebende Komponist Berthold Waßmer eigens für die Kreuzverehrung an Karfreitagen komponiert hatte.

Darüber hinaus unterstrichen klassische Chorstücke wie das „Sancta Maria“ oder „Näher mein Gott zu Dir“ die Aussagen einzelner Stationen. So wurde die Grablege Christi mit Ferdinand Flemmings Grablied „Über den Sternen“ – eine Komposition aus dem 18. Jahrhundert – unterlegt. Und die Gemeinde stimmte ihrerseits mit modernen Stücken wie Bonhoeffers „Von guten Mächten“ an ausgewählten Stellen immer wieder mit ein.
Kurze Meditationen
Die Sänger präsentierten an diesem Morgen allerdings nicht allein Chorgesang. Sie hatten sich zu jeder Station, die dank Beamer-Technik in großen Bildern an der Altarwand zu sehen waren, passende Bibelstellen ausgesucht und kurze Meditationen verfasst. Und „passend“ hieß in diesem Fall: So brutal die Szenen der einzelnen Kreuzweg-Stationen auch sein mochten – in den Bibeltexten ging es stets um die Hoffnung, die ebenfalls stets zu sehen ist.

„Es ist uns wichtig, diese Bilder ins Leben, in unseren Alltag zu übersetzen – und zwar so, dass sie nicht bedrücken, sondern befreien“, erklärt der Vorstand des Männergesangvereins: Man könne schließlich auf das Fallen unter dem Kreuz blicken – oder auf das anschließende Aufstehen. „Es kommt darauf an, das in den Blick zu nehmen, was uns in unserem Leben hilft.“
Emotionales Finale
Entsprechend emotional aufwühlend gestaltete der Chor denn auch das Finale: Zu den sphärischen Klängen von Bepi di Marzis „Benia Calastoria“ wurde den Gläubigen mit einer beeindruckenden Videoinstallation ein imposanter „Erdaufgang“ präsentiert: „Gleichsam als Hinweis darauf, dass auf diesen Karfreitag der Ostersonntag folgen wird – dass nicht der Tod das Ende sein wird, sondern es eine Auferstehung gibt“, so die Organisatoren des Kreuzwegs.

Die Reaktionen der Gläubigen blieben bei derart viel Symbolik nicht aus. Eine ältere Dame, die ihren Namen nicht genannt wissen möchte, trocknete sich nach dem etwa 60 Minuten dauernden kirchenmusikalischen Kreuzweg die Augen und bedankte sich bei den Sängern mit den Worten: „Das war bewegend. Das hat mich berührt.“
Nachtwache am Gründonnerstag
Und nicht anders war es am Vorabend: Da waren rund 100 Gläubige der Einladung zu einer atmosphärisch gestalteten Nachtwache in der Schönauer Kirche gefolgt. 90 Minuten gingen die Gläubigen hier einzelne Stationen des Abendmahls und im Garten Getsemane nach. Für die Schönauer Sänger ist deshalb klar: Für beide Angebote wird es eine Fortsetzung geben müssen.
Artikel teilen: