Foodsharing-Gruppe: Lebensmittel vor der Mülltonne retten

Tauschen und verschenken statt wegwerfen


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Ina Krebsbach aus Elben hatte die Idee der Foodsharing Wenden-Olpe Gruppe. von Christine Schmidt
Ina Krebsbach aus Elben hatte die Idee der Foodsharing Wenden-Olpe Gruppe. © Christine Schmidt

Wenden. Überschüssige Lebensmittel verschenken: Das ist die Idee hinter der „Foodsharing Wenden-Olpe“- Gruppe. Die Idee stammt von Ina Krebsbach, vierfache Mutter und Lehrerin. Mitte Juni hat sie eine Facebook-Gruppe gegründet, um diese als Plattform zum Lebensmitteltausch zu nutzen. Inzwischen sind schon rund 300 Leute angemeldet.


Der Garten bei Familie Burghaus in Gerlingen ist voll von selbstangebautem Obst und Gemüse: Salat, Brokkoli, Zucchini, Tomaten, Beeren und vieles mehr. „Aber was soll ich mit zehn Salatköpfen?“, sagt Christina Burghaus, Cousine von Ina Krebsbach. Um ihr überschüssiges Obst und Gemüse also nicht verderben zu lassen oder gar wegschmeißen zu müssen, hat sich Burghaus der Gruppe angeschlossen. So können die Nahrungsmittel bei Bedarf an andere Mitglieder weiter gegeben werden.

Genau das war der Grund, warum Krebsbach das Projekt ins Leben gerufen hat. „Man macht so oft Spontaneinkäufe und dann findet man diese Lebensmittelleichen irgendwann im Vorrat wieder. Ich habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich etwas wegwerfen muss“.

Die Mutter zählt viele Situationen auf, bei denen einfach zu viele Lebensmittel übrig bleiben: Geburtstage zum Beispiel. Wer kennt es nicht: Familienfeiern und jeder muss am Ende noch Kuchen mitnehmen. Oder eben das eigens im Garten gezüchtete Obst und Gemüse. „Wenn meine Zucchini reif sind, ich 13 Stück ernte, kann ich mich nicht die ganze Zeit davon ernähren“, lacht Krebsbach.
Einfaches Prinzip
Auch in Familien gebe es immer wieder Situationen, in denen viel Essbares zusammenkommt und in den hintersten Schrankecken landet. Wie an Weihnachten. Kinder bekommen jede Menge Süßigkeiten geschenkt. „Die Mengen, die da anfallen, können wir Eltern auch nicht komplett auffangen“, lacht Christina Burghaus. Und was ist, wenn Kinder ihren Baby-Brei, ihre Cornflakes oder Kekse einfach nicht mehr mögen? Die Reste wegwerfen oder ablaufen lassen? „Manche Eltern haben vielleicht nicht so viel Geld dafür und wären dafür dankbar“, regt Krebsbach an.

Das Prinzip hinter „Foodsharing“ ist einfach: Man muss als Mitglied in die Facebook-Gruppe eintreten, und dann kann es auch schon losgehen. Jeder, der möchte, kann ein Bild des Essens posten, das er noch abzugeben hat. Ob per Kommentar oder privater Nachricht, die User können eigenständig über Ort und Zeit des Tausches bestimmen. Organisieren muss Ina Krebsbach deshalb nichts und bezeichnet die Gruppe als „Selbstläufer“. Auch die Mitglieder seien selbst für sich verantwortlich.
 von Christine Schmidt
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Manche müssen erst ihre Hemmschwelle überwinden, glaubt Krebsbach. Die 34-Jährige erzählt, dass es anfangs schon merkwürdig ist, bei anderen an der Tür zu klingeln und das Essen abzuholen. „Aber sonst würde es verderben“, sagt sie. Ihre Begegnungen seien bislang ausschließlich positiv gewesen. „Wenn die Leute die Lebensmittel zu schätzen wissen und sich darüber freuen, ist das viel wert“, sagt sie.

Diese Wertschätzung ist der Gruppen-Gründerin wichtiger als jeder Euro. Das Essen soll ausschließlich verschenkt oder getauscht werden, alles ist kostenlos. Dabei ist es egal, was man in der Gruppe anbietet. „Niemand soll denken, dass er sich lächerlich macht, wenn er zum Beispiel nur eine Flasche Saft postet“, erklärt die Elbenerin. Sie freut sich über jedes neue Bild. Getauscht werden muss nicht unbedingt. „Bislang wurde das Meiste einfach verschenkt“, erzählt Krebsbach.  
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Foodsharing-Gruppe: Lebensmittel vor der Mülltonne retten
Für ihre Idee, einen Teil der Nahrungsmittel vor der Mülltonne zu retten, bekommt Ina Krebsbach viele positive Rückmeldungen. Die Mutter lacht: „Die Meisten sagen sofort: Oh, ich müsste auch mal ausmisten.“ Das Gruppen-Projekt müsse sich allerdings erst rumsprechen, aber Krebsbach hofft, dass die Gemeinschaft weiter wächst, und so einige Menschen davon profitieren können.  
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