Angebliche Phosphatbelastung von Bächen macht Landwirte fassungslos

Wendener hoffen auf Hilfe von Landrat Melcher


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Christoph Schürholz (links) und Bernd Eichert vertreten die Interessen der 15 betroffenen Landwirte. von Sigrid Mynar
Christoph Schürholz (links) und Bernd Eichert vertreten die Interessen der 15 betroffenen Landwirte. © Sigrid Mynar

Wenden. Zwischen Empörung und Unverständnis schwankte die Stimmung von Bernd Eichert und Christoph Schürholz beim Pressegespräch am Freitagmittag, 26. Februar. Der Grund: Große Teile der Gewässer im Zulaufbereich der Bigge hat das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz ab dem 31. Dezember 2021 als eutrophiertes Gebiet eingetragen. Beschränkungen gelten schon jetzt.


Die Flüsse Großmicke und Wende mit ihren zahlreichen Zuflüssen zählen damit als phosphatbelastet. Die gesamte Gemeinde Wenden, bis auf die Bereiche um Hillmicke, Rothemühle und Heid, sind davon betroffen. Ähnliches gilt für Gewässer im Raum Drolshagen. Betroffen sind aber vor allem die dort angesiedelten Landwirte, in deren Auftrag Eichert und Schürholz die Presse informierten.

Die neue nordrhein-westfälische Landesdüngeverordnung schreibt zusätzliche Anforderungen vor, die bereits seit dem 1. Januar in Kraft getreten sind und schon jetzt für die Landwirte gelten. Demnach werden in betroffenen Gebieten als zusätzliche Maßnahmen eine Analysepflicht für Wirtschaftsdünger und die regelmäßige Teilnahme an Schulungen vorgeschrieben.

Maximal 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar

Die Vorgaben der Bundesdüngeverordnung sehen zudem in belasteten Gebiete eine Reduzierung der Düngung auf 80 Prozent des ermittelten Düngebedarfs, die schlagspezifische Begrenzung der organischen Düngung auf 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr sowie eine ergänzende Einschränkung der Herbstdüngung oder die Verpflichtung zum Anbau von Zwischenfrüchten vor.

Der Großmickebach bei Ottfingen ist laut LANUV ein eutrophiertes Gewässer. von Sigrid Mynar
Der Großmickebach bei Ottfingen ist laut LANUV ein eutrophiertes Gewässer. © Sigrid Mynar

„Als uns die Nachricht Anfang des Jahres erreichte, konnten wir es nicht fassen“ erklärt Bernd Eichert. „Bei Bodenproben in unserem Terrain lagen wir stets im guten mittleren Bereich auf einer Skala von A (zu wenig Nährstoffe) bis E (zu viele Nährstoffe). Als verantwortungsvolle Landwirte stellen wir uns den Naturschutzthemen und haben zunächst in unseren Reihen alle möglichen Ursachen für eine zu hohe Phosphatbelastung ausgeschlossen.“

Ministeriumskarte zeigt keine Auffälligkeiten

Getreu dem Militärmotto „Melden macht frei“ sind Eichert und Schürholz an Landrat Theo Melcher herangetreten und haben ihm einen Fragenkatalog übermittelt, der mögliche Verursacher außerhalb der Landwirtschaft identifizieren soll, sofern es sie gibt. Christoph Schürholz, der selbst große Flächen ökologisch bewirtschaftet, fügt hinzu: „Naturschutz heißt ja nicht, gar nichts zu machen“, aber gerade auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen findet der natürlichste Düngekreislauf statt, der denkbar ist."

Der von der Eutrophierung betroffenen Bereich (gelb markiert) umfasst nahezu ganz Wenden und auch ein paar Teile Drolshagens. von privat
Der von der Eutrophierung betroffenen Bereich (gelb markiert) umfasst nahezu ganz Wenden und auch ein paar Teile Drolshagens. © privat

Für verständnisloses Schulterzucken der etwa 15 betroffenen Landwirte sorgt auch die interaktive Karte ELWAS-WEB des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW. Sie basiert auf den Daten des Ministeriums und zeigt bei den Messstellen und -ergebnissen für die Gewässer im Wendener Land keine Auffälligkeiten.

„Wir konnten bisher nicht herausfinden, wo der Fehler liegt. Möglicherweise werden wir mit Sanktionen belegt, die auf uns gar nicht zutreffen dürften“, deutet Bernd Eichert an. Und Christoph Schürholz überlegt „das wäre dann dramatisches Behördenversagen, denn den Erlassen müssen wir ja in der aktuellen Düngesaison schon folgen“. Aufklärung und Unterstützung erhoffen sie und die betroffenen Landwirte sich von Landrat Theo Melcher.

Eutrophierung
  • Wenn Bäche, Flüsse und Seen mit Nährstoffen wie Phosphor- und Stickstoffverbindungen überbelastet werden, spricht man von Eutrophierung (Überdüngung).
  • Durch das vermehrte Absterben von Pflanzen wird bei dem anschließenden Zersetzen übermäßig Sauerstoff verbraucht. Fällt der Sauerstoffgehalt des Wassers unter ein bestimmtes Mindestmaß, hört der Abbau organischer Verunreinigungen durch aerobe Bakterien auf.
  • Bei den danach von anaeroben Bakterien verursachten Zersetzungsprozessen können sich giftige Stoffe wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak oder Methan bilden. Das Gewässer beginnt „umzukippen“ (Fischsterben und belästigende Gerüche).
  • Kläranlagen mit weitergehender Reinigung (dritte Reinigungsstufen) können die Nährstoffbelastung der Gewässer erheblich verringern. (Quelle:wasser-wissen.de)
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