Start der Jugendfilmtage zum Thema „Nikotin und Alkohol“ in Olpe

Mitmachaktionen verdeutlichen Probleme mit Alltagsdrogen


Topnews
Im Kino wurden den Jugendlichen Filme mit emotionalen Impulsen gezeigt. von Rüdiger Kahlke
Im Kino wurden den Jugendlichen Filme mit emotionalen Impulsen gezeigt. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. „Ich hab nicht gesehen, wo ich hingegriffen habe“. Jannis (13) hat sich im alten Lyzeum durch den Promille-Run „Voll neben der Spur“ getastet. Er musste Holzklötzchen, die auf einer Linie lagen, aufsammeln. Ganz einfach – eigentlich. Problem: Jannis Blick war „benebelt“. Ein Brille simulierte einen Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille.


„Das hab ich mir so nicht vorgestellt, dass ich nicht mehr lesen kann und nicht weiß, wo ich hingegriffen habe“, schildert der Schüler die Folgen des simulierten Alkoholkonsums. Sarah (13) bestätigt: „Alles war verschwommen.“ Der Parcours war nur eine der Mitmachstationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Sie machte mit ihrer Ausstellung zwei Tage Station in Olpe.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Nach den Selbstversuchen im Lyzeum ging es ins Cineplex gegenüber. Mit Filmen sollten emotionale Impulse gesetzt werden, damit sich Jugendliche mit dem Thema Alltagsdrogen auseinandersetzen, so die Bundeszentrale.

27 Klassen aus sechs Schulen des Kreises Olpe hatten sich für die Jugendfilmtage angemeldet, die unter dem Motto „Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen im Visier“ standen. 730 Schüler der Klassen sieben bis zehn aus allen Schulformen wurden angeregt nachzudenken, was ihnen im Leben wichtig ist und wie sie mit Alltagsdrogen umgehen.
Kreisdirektor stellte neue Hilfe vor
Die Bedeutung von Aufklärung und bewusstem Umgang mit Nikotin und Alkohol betonte Kreisdirektor Theo Melcher bei der Eröffnung. Die Jugendfilmtage seien ein Beispiel dafür. Der Kreis engagagiere sich im Bereich Prävention und Beratung. Mit den Krankenhäusern gebe es neuerdings eine Kooperation. Junge Leute bis 25 Jahre, die wegen Alkoholmissbrauchs eingeliefert würden, würden dem Kreis gemeldet, um Hilfe anbieten zu können. Melcher betonte die Freiwilligkeit dieser Meldung, die nur mit Einverständnis der Betroffenen möglich sei.

Marion Strehlow, Projektleiterin der BZgA, verwies auf die Erfolge der präventiven Arbeit. Sowohl die Raucherquote unter den 12- bis 17-Jährigen als auch die Quote derer, die regelmäßig Alkohol konsumieren, nehme ab. Sie führt das auf die umfangreichen Beratungs-und Hilfsangebot zurück. Knapp 80 Prozent der 12- bis 17-Jährigen rauchen nie, so neue Erhebungen. Damit erhöhe sich die Chance, dass sie auch nie mit dem Rauchen anfangen, sagte Strehlow.
Materialien für den Unterricht
Alexa Knorn und Verena Stamm von der Caritas-Gruppe Aufwind betonten den Leuchtturm-Charakter der Jugendfilmtage. Sie gehen in Schule und stellen Material zur Verfügung, mit denen die Suchtproblematik im Unterricht vertiefend behandelt werden kann. Winfried Hundt vom Kreuzbund im Kreis Olpe verwies auf eine Vielzahl von Selbsthilfegruppen und „ein flächendeckendes Angebot für alle Personengruppen“. Dabei auch im Fokus: Co-Abhängigkeit, besonders von Kindern, die unter den Suchtproblemen ihrer Eltern leiden.

Maria, die sich als alkoholkrank outete, warb dafür, sich bei Suchtproblemen Hilfe zu holen, entsprechende Gruppen zu besuchen und sich auch bei einem möglichen Rückfall nicht zu schämen und zurückzuziehen. Aus eigener Erfahrung schilderte sie, dass man seine Machtlosigkeit gegenüber der Droge erkennen und akzeptieren müsse. Katrin Kühr vom Kinder- und Jugendschutz des Kreises Olpe stellte einen neuen Flyer vor, in dem Beratungs- und Hilfsangebote aufgelistet sind.
Bildergalerie starten
Start der Jugendfilmtage zum Thema „Nikotin und Alkohol“ in Olpe
Vor dem Start des Films konnten die Schüler in einem Quiz testen, was sie über Alkohol und Nikotin gelernt hatten. Mike, Medizinerin aus Amsterdam, die zu dem Thema forscht, fand über das lockere „Du“ schnell Zugang zu den Teenagern und fragte nach Gründen, das Rauchen aufzugeben. Aus ihrer Praxis berichtete sie, dass verliebt sein ein wichtiges Motiv sein kann. Die Frage allerdings, wer sich eher an seine erste Zigarette oder seinen Kuss erinnern kann, fiel nur knapp zugunsten des Kusses aus.
Artikel teilen: