Neustart für die „Smily Kids“ in Olpe: Gemeinsam gegen die Angst
Hilfe für suchtbelastete Familien
- Olpe, 03.01.2019
- Von Kerstin Sauer
Olpe. Sie kommen, um zu reden. Ihre Ängste zu teilen. Um getröstet und gestärkt zu werden: Seit 1996 treffen sich in Altenhundem regelmäßig die „Smily Kids“, Kinder aus suchtbelasteten Familien. Auch in Olpe existiert die Kindergruppe des Kreuzbundes, wurde bisher aber nur wenig frequentiert. „Jetzt wollen wir die Gruppe wieder neu beleben“, sagt Initiatorin Christa Gattwinkel aus Kirchhundem.
„Jessica war neun Jahre alt, als sie in unsere Gruppe kam“, erinnert sich Christa Gattwinkel. Dort erfuhren die beiden das erste Mal, was es bedeutet, über ihre Sorgen und Ängste sprechen zu können. Denn, so weiß Christa Gattwinkel, die das Thema Alkoholsucht in der eigenen Familie erlebt hat: „Kinder haben oft keinen Anlaufpunkt, wissen nicht, mit wem sie sprechen können, wer ihnen hilft.“ Bei den „Smily Kids“ hingegen sitzen alle in einem Boot: Angefangen beim dreijährigen Kleinkind bis zum Teenager. Sie wissen, wovon der andere spricht. Können seine Ängste nachvollziehen. Verstehen die Sorgen. Und: die hilflose Wut.
Das Wichtigste, so betont Christa Gattwinkel, sei die Schweigepflicht: „Viele Kinder fragen als erstes: Sagst du das auch wirklich nicht weiter? Und das kann ich ihnen versprechen: Was sie mir erzählen, bleibt in dem Raum.“ Ist diese Hürde genommen, reden die Kinder. Ohne Hemmungen, ohne Grenzen. Christa Gattwinkel: „Ich habe noch nie ein Kind erlebt, dass nicht sofort gesprochen hat.“ Zu sehr lasteten die Sorgen und Ängste auf den kleinen Kinderseelen.
Und auch Christa Gattwinkel, die die „Smily Kids“ 1996 ins Leben gerufen hat und immer dabei ist, versteht die Kinder. „Ich stelle mich mit ihnen auf eine Stufe, höre zu, gebe Tipps.“ Aus eigener Erfahrung können sie die Ängste der Kinder nachvollziehen. Aber, so erklärt sie den Unterschied: „Als erwachsene Angehörige kann ich weglaufen, wenn es unerträglich wird – Kinder können das nicht.“
Mit den Eltern, so erklärt die Kirchhundemerin weiter, steht und fällt die Kindergruppe, denn: „Wir müssen warten, bis die Eltern bereit sind, ihre Kinder zu uns zu bringen. Kinder, vor allem die ganz jungen, können von sich aus noch keine Hilfe holen.“
Und so laden beide Damen herzlich zum Neustart der „Smily Kids“ in Olpe ein: Am Dienstag, 15. Januar, sind betroffene Kinder und Eltern ab 16 Uhr herzlich in die Räume von Caritas AufWind in Olpe (Kolpingstraße 62) eingeladen. Dort sollen sich dann regelmäßig an jedem dritten Dienstag im Monat die Türen für die neuen „Smily Kids“ und ihre Eltern öffnen. Dabei wird anfangs um telefonische Anmeldung gebeten, entweder bei Christa Gattwinkel (Tel. 02723/3152) oder bei Claudia Bucher von Caritas AufWind in Olpe (Tel. 02761/921 1518).
Hintergrund:
- in Deutschland leben aktuell rund 2,65 Millionen Kinder unter 18 Jahren mit alkoholkranken Eltern zusammen
- rund 3000 alkoholkranke Menschen leben im Kreis Olpe
- insgesamt wird die Zahl der von Sucht im Elternhaus betroffenen Kinder auf drei Millionen geschätzt, es wird aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen
- Kinder aus suchtbelasteten Familien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine spätere eigene Suchterkrankung
- jedes zweite Kind wächst in Deutschland in einem Umfeld auf, in dem zu viel Alkohol konsumiert wird
- Quelle: www.nacoa.de