Magie der Mathematik: Professor Beutelspacher verzaubert Publikum in Olpe

„Mathematische Experimente“ in der Sekundarschule


Mathematiker und "Magier": Albrecht Beutelspacher von der Uni Gießen. von Rüdiger Kahlke
Mathematiker und "Magier": Albrecht Beutelspacher von der Uni Gießen. © Rüdiger Kahlke

Olpe. Mathematik - exakte Wissenschaft oder Zauberei? Beides. Der Magier ein ausgewiesener Mathematiker. Prof. Dr. Dr. h.c. Albrecht Beutelspacher von der Uni Gießen verzauberte am Montagabend, 23. April, das Publikum aus Schülern und Eltern in der Sekundarschule am Quellenweg.


Gut eine Stunde lang präsentierte er „Mathematische Experimente“. „Technisch ganz einfach“, wie der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftler und Initiator des Mathematikums in Gießen betonte. Denn: Einfachheit, die Konzentration aufs Wesentliche, rege die Gedanken an, betonte der Mathematiker. Während er zwei Rauten, die ja eigentlich auch aus jeweils zwei Dreiecken bestehen, – je nach Sichtweise - mit einem Gummi verband und die Flächen in die Luft warf, plauderte er über die die alten Griechen, die diese Körper schon vor mehr als 2000 Jahren untersucht und ihre Besonderheiten herausgefunden hatten.

Und schon war aus den Rauten ein Tetraeder geworden, ein Körper, den viele noch als Getränkeverpackung für Saft oder Kakao kennen. Der Grund: Diese Art der Verpackung lässt sich leicht industriell herstellen.
Konzentration aufs Wesentliche
Aus zwei stilisierten Blüten mit fünf fünfeckigen Blütenblättern wird die Grundform eines Fußballs. Ein Körper, der längst untersucht war, bevor er zum Sportgerät wurde. Beutelspacher bietet Mathematik zum Anfassen, zeigt, wo die Wissenschaft den Alltag durchdringt. Er will mit seinen Experimenten zum Nachdenken anregen, bezieht die Schüler ein. Aus zwei gelben Ringen, die er um 90 Grad verdreht aufeinander klebt, wird, schneidet man sie auf, ein Rechteck. Wie wäre das, wenn die Ringe unterschiedliche Farben hätten? Eine Schülerin weiß es: Die jeweils gegenüberliegenden Seiten hätten die gleiche Farbe.

Bilder aus dem „Mathematikum“ in Gießen:
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Magie der Mathematik: Professor Beutelspacher verzaubert Publikum in Olpe
Vorstellungen entwickeln, Einsichten gewinnen. Darum geht bei den einfachen Experimenten des Wissenschaftlers mit der komplizierten Berufsbezeichnung Professor für Geometrie und Diskrete Mathematik, der auch mit Zahlen verblüffte. Er stellte eine indische Methode der Multiplikation vor, mit der sich auch große Zahlen einfach „malnehmen“ lassen.
Baustein für MINT-Bewerbung
Die Zauberlehrlinge im Forum waren beeindruckt. Jonas (16) freute sich, dass er „ein paar Tricks gelernt hatte“. Julius (13), der von einer Nachbarschule zu dem Vortrag gekommen war, gefielen die geometrischen Experimente.  Genau das richtige für sein räumliches Denkvermögen, fand er.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Mit dem Vortrag hat die Sekundarschule eine Reihe eröffnet, mit dem sie ihre Bewerbung als MINT-Schule untermauern will, wie Schulleiterin Claudia Limper-Stracke eingangs betonte. Kompetenz in diesen Fächern liegt der Schule am Herzen. Wie Mathematik zur Herzenssache wird, zeigte der Gast aus Gießen in seinem letzten Experiment: Aus zwei Streifen Papier, die er verklebte, und dann aufschnitt, wurden zwei ineinandergreifende Herzen. Keine Zauberei, pure Mathematik. – In der Wissenschaft als Möbiusband bekannt.
Zur Person: Albrecht Beutelspacher
  • Prof. Albrecht Beutelspacher lehrt seit 1988 Mathematik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
  • Sein Anliegen ist es, Mathematik einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu vermitteln.
  • 2002 gründete der nach vorherigen Ausstellungen in Gießen mit dem Mathematikum ein Mathe-Museum. Besucher sind hier aufgefordert, sich aktiv mit den Objekten zu beschäftigen und die Experimente auszuprobieren.
  • Neben anderen Auszeichnungen erhielt er 2008 den Hessischen Kulturpreis für seine Verdienste zur Popularisierung der Mathematik.
  • Seit 2010 ist Beutelspacher Ehrendoktor der Uni Siegen.
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