Haus der Kinderhospizarbeit mit 550 Gästen eingeweiht

Neubau: Heimstätte für Austausch und Begegnung sowie Keimzelle für neue Ideen


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Kinderhospiz-Botschafter Jens Nowotny, Ex-Fußballer, durchschnitt zur Eröffnung symbolisch drei Bänder. von Rüdiger Kahlke
Kinderhospiz-Botschafter Jens Nowotny, Ex-Fußballer, durchschnitt zur Eröffnung symbolisch drei Bänder. © Rüdiger Kahlke

Olpe. Als „Haus der Begegnung für Familien, die einen schweren Weg gehen und Hilfe brauchen“ sieht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet das neue Haus der Kinderhospizarbeit in Olpe. Zur Eröffnung am Sonntag, 10. Juni, wünschte Laschet, der die Schirmherrschaft für das Haus übernommen hatte, per Videoclip, dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen von hier aus menschlich geholfen werde. Er zeigte sich überzeugt, dass von hier aus „neue Ideen ausgehen, die wertvolle Hilfestellung geben.“


Nach dem ersten Spatenstich im April 2017 konnte das Haus jetzt eingeweiht werden. Der Neubau bietet Raum für Begegnung, Erinnerung, Information und Vernetzung. Charakteristisch ist, dass vom üblichen Raster mit rechten Winkeln abgewichen wurde. Martin Gierse, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhospizvereins e.V. (DKHV), erklärte die fehlende Gradlinigkeit so: „So wie das Leben der lebensverkürzend erkrankten Kinder und Jugendlichen in Familien selten gerade verläuft.“

550 Gäste aus ganzDeutschland waren zu der Einweihung gekommen. Neben vielen Familien mit Kindern, die lebensverkürzend erkrankt sind, konnte Paul Quiter, Vorsitzender des DKHV, auch Sponsoren und Helfer im Festzelt begrüßen. Viele Freiwillige würden die Eröffnung zu einem besonderen Ereignis machen, bedankte sich Quiter bei den Helferinnen und Helfern.
Bündelung von Fachwissen und Erfahrung
Martin Gierse skizzierte kurz die Arbeit des Vereins. Ziel sei es, die Familien auf ihrem Lebensweg zu begleiten, der häufig anders verlaufe als geplant. Das neue Haus werde die Rahmenbedingungen für alle Beteiligte verbessern. Hier würden 27 Jahre Erfahrung und ein hohes Maß an Fachwissen gebündelt.

„Richtig stolz“, den Deutschen Kinderhospizverein am Ort zu haben, zeigte sich Landrat Frank Beckehoff. Das Haus sei auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien abgestimmt und biete „optimale Möglichkeiten der Begegnung, des Austausches, der Vernetzung und Beratung.“ Die angenehme Umgebung könne sich nur positiv auf die Arbeit auswirken. Beckehoff wünschte, dass „neue Impulse von hier ausgehen können.“
Erbprinz von Hannover neuer Botschafter
Zuvor war eine Kerze entzündet worden, um der Kinder und Jugendlichen zu gedenken, die bei der Eröffnungsfeier nicht mehr dabei sein könnten. Kinderhospiz-Botschafter Jens Nowotny, Ex-Fußballer, durchschnitt zur Eröffnung mit Yaman Hawar, Angelika Simmank und Paul Quiter symbolisch drei Bänder, die den Weg zur offenen Tür frei machten.  Der erste Auftritt der Kinderhospizband, die die musikalische untermalte Geschichte in einem Wochenend-Workshop erarbeitet hatte, und Jördis Tielsch samt Begleitung umrahmten die Eröffnungsfeier im Zelt mit einfühlsamen Liedern.
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Haus der Kinderhospizarbeit mit 550 Gästen eingeweiht
Jens Nowotny, Schauspieler Oliver Stokowski und Handball-Legende Heiner Brand berichteten in einer Talkrunde, die Anne Willmes moderierte, über ihre Arbeit als Botschafter für die Kinderhospizarbeit. Sie führten Ernst August Erbprinz von Hannover in sein Amt als Botschafter ein. Dem Adligen ist es ein persönliches Anliegen, auf die Situation der Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern aufmerksam zu machen. Er möchte in seiner neuen Funktion „dazu beitragen, die Tabus um das Sterben und den Tod von Kindern und Jugendlichen weiter abzubauen.“

Martin Gierse sieht den Einsatz des Erbprinzen und anderer Prominenter als Segen für den Verein. Dessen Arbeit benötige Aufmerksamkeit. Auf diesem Wege finde das Anliegen des Vereins „einen Weg in die Köpfe, aber vor allem in die Herzen der Menschen.“
Flexibles Raumkonzept
Am Nachmittag bot sich beim „Tag der offenen Tür“ die Möglichkeit, das Haus zu besichtigen. Es bietet Platz für ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit, die der DKHV e.V. betreibt. Auch andere Akteure können hier ihre Angebote vorstellen. Die deutsche Kinderhospizakademie plant in dem Neubau bundesweite Veranstaltungen für betroffene Familien, ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende und Interessierte.

In den Räumen der Deutschen Kinderhospizstiftung wird die finanzielle Förderung von Projekten der Kinder- und Jugendhospizarbeit gemanagt. Das Raumkonzept ist flexibel. So wandelt sich der Besprechungsraum nahezu täglich. Mal ist er Besprechungszimmer, Raum für Info-Veranstaltungen oder Café für philosophischen Austausch.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Mit „Alles Glück der Erde“ hatte Jördis Tielsch die Lebensenergie ihres an einer lebensverkürzenden Krankheit leidenden Freundes berührend besungen. Ein Glücksmoment für Familien mit Kindern, die das gleiche Schicksal erleiden, liegt jetzt in Olpe.
Der deutsche Kinderhospizverein
Der deutsche Kinderhospizverein e. V.  wurde im Februar 1990 von betroffenen Familien gegründet, um das Sterben und den Tod von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer lebensverkürzenden Erkrankung und die damit zusammenhängende Lebenssituation zu thematisieren.

Der Verein hat 3350 Mitglieder. 112 hauptamtliche und mehr als 900 ehrenamtliche Mitarbeiter tragen die Arbeit. Der Verein gilt als Wegbereiter der Kinderhospiz-Arbeit in Deutschland.

Finanziell unterstützt wird der Verein von der Deutschen Kinderhospiz-Stiftung, die 2006 ebenfalls in Olpe gegründet wurde und die auch im neuen Haus ihren Sitz hat.
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