Fachforum Pflegekammer im Kreishaus Olpe

Gemeinsam aufstehen für die Pflege


Podiumsgäste: Die Podiumsgäste stellten sich den Fragen der Zuhörer (von links: Brigitte von Germeten-Ortmann, Wolfgang Cremer, Jochen Ritter). von privat
Podiumsgäste: Die Podiumsgäste stellten sich den Fragen der Zuhörer (von links: Brigitte von Germeten-Ortmann, Wolfgang Cremer, Jochen Ritter). © privat


Olpe. Braucht Nordrhein-Westfalen eine Pflegekammer? Im Oktober startet das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales eine repräsentative Befragung der Pflegenden. Das hat der Caritasverband Olpe zum Anlass genommen, sich im Rahmen des öffentlichen Fachforums Pflegekammer im Kreishaus Olpe mit dieser Frage zu beschäftigen. Während der Podiumsdiskussion stellten sich Vertreter aus Pflege und Politik den Fragen der Zuhörer.

Ludger Risse, Pflegeratvorsitzender in NRW, informierte das Publikum in einem kurzen Vortrag über zwei mögliche Modelle einer Berufsinteressenvertretung: die beitragspflichtige aber unabhängige Pflegekammer mit einer Pflichtmitgliedschaft für alle Pflegefachkräfte in NRW. Oder eben ein staatlich kontrollierter Pflegering nach dem Bayerischen Modell, bei der die Mitgliedschaft freiwillig ist und neben Pflegefachkräften auch Pflegehilfe und Gewerkschaften sowie Arbeitgeberverbände beitreten können.

„Die Fremdbestimmung durch pflegefremde Berufsgruppen und Organisationen muss aufhören“, fordert Risse. „ Die Pflegenden sollen selbst entscheiden, was am besten für Ihre Berufsgruppe ist. Die Pflegekammer bietet hierfür die besten Voraussetzungen.“
Wolfgang Cremer mit kritischem Blick
Wolfgang Cremer, Gewerkschaftssekretär von ver.di beäugt die Gründung einer Pflegekammer allerdings kritisch. „Ver.di hat bereits vor drei Jahren die Kampagne „Aufstehen für die Pflege“ ins Leben gerufen und war in Tarifverhandlungen mit Krankenhäusern sehr erfolgreich. Wir sehen die Pflege also gut vertreten in NRW und wollen nicht, dass jemand mit der Errichtung einer Pflegekammer zur Mitgliedschaft oder Pflichtbeiträgen gezwungen wird“, so Cremer.

Das sieht Brigitte von Germeten-Ortmann, Abteilungsleiterin Gesundheit- und Altenhilfe von Caritasverband für das Erzbistum Paderborn etwas anders. „Natürlich ist es wichtig, dass die Arbeitsbedingungen von Pflegenden verbessert werden. Aber angesichts der großen Herausforderungen, die auf uns zukommen, ist es genauso wichtig, dass die Pflege sich organisiert, um die Qualität der Pflege sicherzustellen“, sagt von Germeten-Ortmann.
Staatliche Auflagen
Eine Pflegekammer bekäme staatliche Aufgaben übertragen wie zum Beispiel die Regelung von Fort- und Weiterbildung von Fachkräften oder die Errichtung einer Ethikkommission. „Durch die Pflichtmitgliedschaft und die Beiträge finanziert sich die Pflegekammer selbst und kann die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Staat und Gesellschaft unabhängig vertreten. Das wertet den Berufsstand natürlich auf“, erklärt sie weiter.

Auf die Frage einer Zuhörerin im Publikum, ob die unterschiedlichen Vertretungen sich im Kampf um die Stimmen der Pflegenden als Konkurrenz betrachten, waren sich am Ende aber alle einig: Die Berufsverbände, Träger und Gewerkschaften müssen konstruktiv-kritisch zusammenarbeiten. Denn nur gemeinsam kann genügend Druck aufgebaut werden, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Pflege für ihre Mammutaufgabe stärken.
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