Bürgerwerkstatt: Rathaus-Neubau am Bahnhof favorisiert

Stadtverordnete beraten in Sondersitzung am 9. Juni


Topnews
 von s: Rüdiger Kahlke
© s: Rüdiger Kahlke

Leichter Vorteil für den Standort Bahnhof. Der sollte nach Mehrheit Standort für das neue Rathaus werden. Das kristallisierte sich in der Diskussion in der 2. Bürgerwerkstatt zum Standortauswahlverfahren für das Olper Rathaus heraus. Die Kosten für einen neuen Standort bei den sechs untersuchten Optionen bewegen sich zwischen 10,32 und 11,52 Millionen Euro, sagte Domink Geyer.


Der Planer vom Büro für Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln erläuterte ausgiebig die Auswahlkriterien und deren Gewichtung. Nach einer Pause konnten die rund 130 Interessierten ihre Vorstellungen im Plenum diskutieren. Moderator Frank Heinze versuchte schon während der Ausführungen des Planers mögliche Fragen und Kritikpunkte zu klären oder deutlich zu machen. Er wies aber auch darauf hin, dass die Bürgerwerkstatt keine Entscheidung treffe. Heinze: „Was wir machen ist Politikberatung.“ Die Kriterien der Bürgerwerkstatt sollten jedoch in die weitere Bewertung und in die Ratsvorlage einfließen.
Mit grünen (Kriterien nachvollziehbar), gelben (noch Fragen) und roten Karten (Kritik, kein Einverständnis) konnten die Teilnehmer der Werkstatt in der Aula der Realschule jeweils ihre Position zu den Kriterien deutlich machen.
Bürgervorschläge kaum geeignet
Von den Standorten, die in der ersten Werkstatt aus Reihen der Bürgerschaft ins Gespräch gebracht worden waren, blieb nur das Postgelände übrig. Andere Vorschläge wie Finanzamt, Stadtpark, Parkplatz des Kreishauses oder Kreiswerke waren nicht weiter untersucht worden. Sie erfüllten nicht das Basiskriterien der Eignung und/oder Verfügbarkeit, erläuterte Dominik Geyer. Während bei den meisten Kriterien überwiegend Zustimmung signalisiert wurde, gab es in puncto Wirtschaftlichkeit und energetische Optimierung, aber auch bei der Flexibilität und Nutzungsqualität durchaus Abweichungen und Fragen. Einwände konnten in der Pause an Pinnwänden konkretisiert werden.
„Rest an Subjektivität bleibt“
Kritisch merkten ein Plenumsteilnehmer an, dass viele Bürgervorschläge zu den Standorten nicht berücksichtigt worden seien. Planer Dominik Geyer erklärte das damit, dass die Verwaltung ihre Vorschläge bereits vorab hinsichtlich der Eignung geprüft hätte. Auch wenn Geyer betonte, dass der Vergleich der Standorte und deren Gewichtung nach Kriterien die Diskussion versachlichen solle, räumte er ein, dass „ein Rest an Subjektivität bleibt“. So seien beim Punkt „Wirtschaftlichkeit“ etwa die künftigen Bewirtschaftungskosten schwer zu prognostizieren. Unschärfen wurden auch deutlich als um Nutzungssynergie im direkten Umfeld des künftigen Rathauses und der Entfernung zu „affinen Angeboten“ ging. Geyer räumte ein, dass man bei der Bewertung vom Ist-Zustand ausgegangen sei, mithin künftige Veränderungen auch zu anderen Ergebnissen und Bewertungen führen könnten.
Neubauten wirtschaftlicher
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit hatten mögliche Neubauten (Bahnhof, Realschule und Post) die Nase vorn. Nahezu gleich gut schnitten die sechs untersuchten Standorte hinsichtlich einer möglichen Nachnutzung ab. Deutlich Unterschiede gab es bei den Kriterien Standortqualität, Prägung und Eignung des städtebaulichen Umfelds (Lageprominenz) sowie bei der Einbindung in die Siedlungsstrategie. Hier, wie auch bei der Erreichbarkeit schnitten das Postgelände und die Imbergschule schlecht ab.
Bürgermeister: Bau nicht vor 2020/21
Bürgermeister Peter Weber hatte hinsichtlich der Standortfrage auch kein Ergebnis im Sinne „das ist die Lösung“ erwartet. Die Bürgerwerkstätten wertete er dennoch als Erfolg, auch wenn er sich noch etwas mehr Bürgerbeteiligung gewünscht hätte. Er selbst sei „ergebnisoffen“ an das Thema herangegangen. „Ich kann mir sehr gut einen Neubau vorstellen“, so Weber. Ihm war in der Diskussion der städtebauliche Aspekt etwas zu kurz gekommen. Hier böten sich jetzt Möglichkeiten wie in den nächsten 50 Jahren nicht mehr.
In einer Sondersitzung soll der Stadtverordneten-Versammlung am 9. Juni das Ergebnis der Bürgerwerkstätten vorgestellt werden. Nach Beratungen in den Fraktionen soll am 22. Juni die Grundsatzentscheidung zum Standort getroffen werden. Weber rechnet nicht damit, dass vor 2020/2021 die Bagger anrücken. Der Bürgermeister plädiert für eine gründliche Planung und will prüfen, ob sich für ein integriertes Konzept nicht auch Fördermittel mobilisieren lassen.
Standorte, die das Basiskriterium der Verfügbarkeit/Eignung erfüllten, wurden eingehender untersucht. Das sind: - bestehender Rathaus-Standort (Modernisierung) - Bahnhof (Neubau Rathaus) - Altes Lyzeum (Umbau und Modernisierung mit Ergänzungsbau) - Imbergschule (Umbau und Modernisierung mit Ergänzungsbau) - Realschule (Abriss und Neubau) und Post (Abriss und Neubau). Nicht berücksichtigt wurden Vorschläge, die Bürger in der 1. Werkstatt vorgebracht hatten. Dazu zählen: - Einbeziehen des Finanzamtes, - Kreis-Wasserwerke als Teil-Standort, - Flächen am Kreishaus, - Park zwischen Finanzamt und Kreis, Stadtpark.
Artikel teilen: