Auf Hof Siele sind Hühner nicht nur zu Ostern glücklich

Artgerechte Hühnerhaltung


  • Olpe, 20.04.2019
  • Von Berit Sellmann
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Auf der Wiese haben die Hühner reichlich Auslauf. von Berit Sellmann
Auf der Wiese haben die Hühner reichlich Auslauf. © Berit Sellmann

Olpe. Glückliche Hühner. Nicht immer muss dies gleich ein Widerspruch an sich sein. Besser gesagt: Nicht überall. Vor allem nicht auf dem Anwesen, das in wunderschöner Lage zwischen Olpe und Griesemert liegt. Die Rede ist vom Hof Siele. Zu Ostern hat Lokal Plus den Hof selbst in Augenschein genommen.


„350 Hühner leben bei uns in Freilandhaltung“, erklärt Rolf Gerlach, der den Hof 1982 übernommen hat. Sein stolzer Blick ist fest auf die Weide gerichtet, die so groß ist, dass sein Federvieh bloß als braune Flecken in der Ferne zu erkennen ist. Es sind springende braune Flecken. Vor Glück auf und ab hüpfende Hennen. „Normalerweise bleiben sie immer in der Gruppe und entfernen sich nie weiter als 40 Meter vom Wagen.“
Freilandhühner bedeuten Arbeit
Diese Aussage bewahrheitet sich vor meinem staunenden Auge: Nur zwei der über 300 Hennen trauen sich in unsere Richtung, bevor sie unter einen abgedeckten Platz rennen. „Unter dem Unterschlupf sind sie sicher vor Habichten. Kürzlich wurden schon zwei Tiere geholt.“ Ein Schatten legt sich über das Gesicht von Gerlach. Dass er alles für sein Federvieh tut, ist nicht nur unüberseh-,  sondern auch unüberhörbar. „Unsere Freilandhühner sind um einiges zeit- und arbeitsintensiver als ihre Artgenossen in Bodenhaltung.“

Wir gehen auf den großen Bauwagen zu, um den sich die Hennenschar tummelt. „Zwei Mal täglich müssen wir hier hoch fahren, um zu füttern, Eier einzusammeln und nachzusehen, ob sonst alles in Ordnung ist.“ Denn obwohl die Glucken in Freilandhaltung ein auffällig glanzvolles Federkleid ziert, haben sie trotzdem häufiger mit ernsten Krankheiten zu tun, klärt mich Rolf Gerlach auf.
Warum Freilandhaltung?
Bei 350 Tieren ist das eine Menge Arbeit, die die Familie stemmen muss. So muss neben füttern, misten, Eier sammeln und Krankheiten vorbeugen auch der Hühnerwagen von Zeit zu Zeit verschoben werden, so dass die Tiere ein noch nicht abgetretenes, unberührtes Fleckchen Freiheit genießen können. Die Arbeit spiegelt sich in den Preisen wider. Obwohl Kunden für Freilandeier einige Cent mehr auf den Tisch legen müssen, wird das Angebot von immer mehr Menschen wahrgenommen.

Doch wie kam die Familie überhaupt auf die Idee, einen Teil der insgesamt 1.500 Tiere in die Freiheit zu entlassen? Und das in eine Freiheit, die so groß erscheint, dass sie in vollem Umfang von den tapsenden Hühnerbeinchen wohl nie komplett begriffen werden kann?

Die Stadt hatte einen Zaun an der Hauptstraße entlang von Gerlachs Wiese gebaut. „Da bot es sich für uns an, die Einzäunung der Wiese zu komplettieren. Und so entstand die Idee“, erklärt Rolf Gerlach mit einem Leuchten in den Augen. 
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Seine Schwiegertochter Katharina Gerlach öffnet die Tür zum Bauwagen. „Hier im Wagen schlafen die Hühner nachts und hierhin verkriechen sie sich, wenn sie ihre Eier legen“, erklärt sie unter dem zufriedenen Gackern der Hennen in den hinteren drei Vierteln des Wagens.

Im ersten Viertel, das so klein ist, dass zwei Personen dort kaum stehen können, hat der automatisierte Futterautomat Platz sowie das Band, das Katharina mit einer Kurbel laufen lässt. Einige Sekunden später ist das Band bedeckt mit Eiern, die darauf warten, im Hofladen von Freunden artgerechter Hühnerhaltung mitgenommen zu werden – und das jenseits von Öffnungszeiten.
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„Wir haben vor unserem Laden einen Eierschrank, aus dem die Kunden sich selbst ihre Eier holen können, selbst wenn wir nicht geöffnet haben.“ Vertrauen steht an oberster Stelle. Und das zahlt sich aus. „Das funktioniert bis jetzt einfach super“, sagt Katharina. Und das nicht nur zu Ostern.
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