Zwischen Erinnerung, Emotionen und Hoffnung

Künstler Sami Geberemariam hat seine Flucht künstlerisch verarbeitet / Ausstellung eröffnet


  • Lennestadt, 23.10.2015
  • Von Cristin Schmelcher
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„,Weg der Hoffnung?´ ist der Titel der Ausstellung, und wir alle können uns vorstellen, warum sich dort ein Fragezeichen befindet“, sagte Christa Orth-Sauer am Donnerstagabend im KulturBahnhof Grevenbrück. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Stadt Lennestadt war eine der Personen, die auf der Rednerliste standen bei der Eröffnung der Kunstausstellung von Sami Geberemariam, eines Flüchtlings aus Eritrea.


Der Künstler beeindruckte die zahlreich erschienenen Gäste seiner Vernissage mit klein- sowie großflächigen Malereien, die bewegende Momente seiner Flucht, Erinnerungen an das frühere Leben in Äthiopien und seine Hoffnungen und Erwartungen auf ein besseres Leben widerspiegeln. Versehen mit entsprechenden Titeln wie „Freiheit in Eritrea“ und „Auf der Flucht“ hat der 30-Jährige ausdrucksstarke Bilder geschaffen, die nicht vieler Worte bedürfen und für sich sprechen.
Mennekes wirbt für Unterstützung und direkten Kontakt
„So vielfältig wie die Emotionen des Künstlers sind, so vielfältig sind auch seine Werke. Es gibt keinen einheitlichen Stil, dennoch beeindruckt uns jedes einzelne Gemälde“, so Orth-Sauer weiter. Auch Kunstförderer Dieter Mennekes, der den Asylbewerber mit Materialien unterstützt hatte, freute sich über das Ergebnis der Ausstellung. „Menschen müssen in ihren Talenten gefördert werden, damit die gesamte Gesellschaft etwas davon hat“, so Mennekes weiter. Orth-Sauer appellierte an das Publikum, im Zuge der aktuellen Flüchtlingssituation, Farbe zu bekennen und nicht nur über Flüchtlinge, sondern auch mit ihnen zu sprechen. Farbe bekannt hat auch Doro Heimes, die den Maler durch einen Zufall kennenge lernt hatte und ihn fortan mit Tat und Rat unterstütze. Sami Geberemariams größter Dank galt somit seiner „Innenministerin“, wie er sie bezeichnet. Karsten Schürheck ging in seiner Rede ebenfalls auf die Flüchtlingskrise ein und bezeichnete die Ausstellung als erfolgreiche Integration durch Kunst. „Hinter den Bildern steht eine Persönlichkeit, und der Künstler lässt uns an seiner privaten Geschichte auf diese Weise teil haben“, erläuterte der Beigeordnete der Stadt Lennestadt. Auch Werner Müller von der AG „es TUT sich WAS“ lobte den Mut und das Selbstvertrauen des Künstlers und forderte zu „hohem Respekt“ auf.
Künstler bleibt im Hintergrund und bedankt sich
Der bescheidene und schüchterne Künstler selbst ließ seine Bilder und Christa Orth-Sauer für sich sprechen und hielt sich lieber innerhalb des Publikums als im Rampenlicht auf. Sein Dank galt zudem der Ehrenamtsbörse EIL in Lennestadt, dem Künstlerbund Südsauerland, Christoph Henrichs von der Anne Frank Schule und dem Team des Kinder- und Jugendhauses in Finnentrop.
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Zwischen Erinnerung, Emotionen und Hoffnung
Der Autodidakt war bereits in seinem Heimatland als Künstler erfolgreich, besaß ein eigenes Atelier und arbeitete unter anderem mit autistischen Kindern. In Eritrea geboren und in Äthiopien aufgewachsen, ließ er 2009 all das zurück und flüchtete über den Sudan, die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Seit 2011 lebt Sami Geberemariam auf elf Quadratmetern zusammen mit einem weiteren Asylbewerber in Finnentrop.
Digitale Malereien als Notlösung
Vom Malen hat ihn seine Situation nie abgehalten. „Wenn ich drei Tage nicht male, werde ich krank im Kopf“, erzählte der Künstler im Gespräch mit Lokalplus. So entstanden auch während seiner Flucht einige digitale Malereien, die er aufgrund fehlenden Materials mit einfachen Programmen in Internetcafés anfertigte. Auch diese Werke sind Teil der Ausstellung. Zudem befindet sich eine Gedenkstätte für alle Flüchtlinge innerhalb des zweigeschossigen Ausstellungsraums. Auch seine pädagogischen Fähigkeiten beweist Sami Geberemariam weiter durch seine ehrenamtliche Mitarbeit in der OT Finnentrop. Einige seiner Schützlinge erschienen sogar zur Vernissage und ließen sich von ihrem Lehrmeister vor Ort einige seiner Arbeiten erklären. Eine Arbeitsgenehmigung hat der junge Künstler nicht und kann somit keines seiner Werke zum Verkauf anbieten. Für ihn geht mit seiner ersten Ausstellung in Deutschland trotzdem ein Traum in Erfüllung, und er möchte zukünftig auch ehrenamtliche Workshops an Schulen anbieten. Einige Fotos seiner Werke sind am Eingang des Ausstellungsraumes gegen eine Spende erhältlich.
Die Werke sind noch bis zum 12. November im Museumsbahnhof zu sehen. Die Ausstellung ist mittwochs und donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten für größere Gruppen sind auf telefonische Anfrage bei Doro Heimes möglich: 02723/2293.
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