Wallburgen im Sauerland: „Wir haben noch zu viel zu forschen“

Archäologe Dr. Manuel Zeiler referiert über die Kultur der Kelten vor über 2000 Jahren


Doktor Manuel Zeiler beim Vortrag in Grevenbrück. von W. Poguntke
Doktor Manuel Zeiler beim Vortrag in Grevenbrück. © W. Poguntke

Grevenbrück. Ein spannendes Kapitel in der Geschichte des Sauerlandes schlug am Freitagabend, 8. September, der Heimatverein Grevenbrück auf: Im Vorfeld des Tages des Offenen Denkmals referierte der Archäologe Doktor Manuel Zeiler über die Eisenzeit vor über 2000 Jahren und die eisenzeitlichen Wallburgen im heutigen Kreis Olpe.


„Die Wallburg auf der Kahle über Meggen ist eine archäologische Sensation“, sagte Zeiler, „klein, aber hübsch.“ Während Anlagen in Hessen wie der Dünsberg eine Größe von 90 Hektar erreichten, sind die Wallburgen Kahle, Hofkühl über dem Veischedetal, Weilenscheid bei Elspe und Borghausen mit Flächen von einem bis 4,3 Hektar vergleichsweise klein. „Die Befestigung am Weilenscheid war ein Zwerg, vom Menschen versteilte Böschungen, vielleicht mit einem Zaun darauf.“

Lob für ehrenamtliche Heimatforscher
Weil schriftliche Überlieferungen aus der Latènezeit, der jüngeren Eisenzeit zwei, drei Jahrhunderte vor Christus fehlen, können die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Außenstelle Olpe, Aussagen über die keltische Kultur nur anhand von Funden machen. An dieser Stelle brach Manuel Zeiler in der Aula der Janusz-Korczak-Schule vor mehr als 60 zeitgeschichtlich interessierten Zuhörern eine Lanze für die ehrenamtlichen Heimatforscher.

„In den vergangenen zehn, 15 Jahren haben ihre Ideen unser Wissen über die Wallburgen enorm anwachsen lassen. Wolfgang Poguntke etwa hat die tollsten Funde aus der Zeit nach 500 vor Christus gemacht. Er hat mit und ohne Metalldetektor Entdeckungen gemacht, die den Kenntnisstand zu den Anlagen und darüber hinaus sogar zur eisenzeitlichen Aufsiedlung der Region grundlegend erweiterten.“

Auf den Elsper Heimatforscher gehen unter anderem die zahlreichen Funde auf der Meggener Wallburg zurück, darunter Fragmente eines Hohlbuckelarmringes, einer Bügeljochfibel, zahlreiche landwirtschaftliche Werkzeuge wie Pflugscharen Sensen, Sicheln sowie Beilklingen und einen Gürtelhaken aus der jüngeren Blütephase der Siegerländer Montanlandschaft im dritten bis zweiten Jahrhundert vor Christus.
Eisen-Technologie wandert nordwärts
Wann und woher kamen diese Menschen? Der LWL-Archäologe geht davon aus, dass Wissen um neue Technologien wie die Stahlerzeugung nordwärts wanderten. Um 400 vor Christus breiteten sich die Kelten innerhalb von zwei Generationen schlagartig aus, vermutlich beeinflusst durch Klimaänderungen. „Und dann sind wir wieder im Sauerland: Im dritten Jahrhundert vor Christus ziehen Menschen massiv in die Mittelgebirge.“ Das Fundgut lässt auf intensive Kontakte zur im Süden angrenzenden keltischen Kultur schließen.

Rund um die vier Wallburgen im Kreis Olpe finden sich jedoch bislang keinerlei Siedlungsnachweise, auch nicht in den Anlagen selbst. „Wir sind bis auf wenige Funde ahnungslos“, sagte Zeiler. Vermutlich lebten in der Mikroregion etwa insgesamt bis 1000 Menschen in kleinen Höfen. Auch bei der Frage nach der Funktion der Anlagen muss der Archäologe passen.
 von LWL-Archäologie für Westfalen/M.Zeiler
© LWL-Archäologie für Westfalen/M.Zeiler
„Es sind viele Nutzungen denkbar, aber wir wissen es nicht.“ Die Wallburgen könnten einen religiös-kultischen Hintergrund haben, als Warenaustauschplatz oder der Rechtsprechung gedient haben. „Nur wenige Anlagen haben militärisch Sinn. Die Burg auf der Kahle sicher nicht. Vielleicht waren sie identitätsstiftend für die keltischen Gemeinschaften, ein Ausdruck von Autorität “, sagte Zeiler, und: „Wir haben noch viel zu forschen!“
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