Unbeabsichtigter Griff zur Krone

Rainer Kullmann ist neuer König der St. Burchard-Bruderschaft


  • Lennestadt, 20.06.2015
  • Von Sven Prillwitz
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    Sven Prillwitz

    Redaktion

 von s: Timo Gräbener
© s: Timo Gräbener

Das Wappentier lag längst, in zahllose Einzelteile zerlegt, am Boden, doch Rainer Kullmann konnte es nicht fassen. Immer noch nicht. Noch am Samstagmorgen hatte der 35-Jährige seiner Frau Ramona versprochen, sein Glück an der Vogelstange nicht ernsthaft versuchen zu wollen. Wenige Stunden später stand er als neuer König der Oedinger Schützenbruderschaft St. Burchard fest.


Aus einer Laune heraus hatte der Familienvater – Sohn Nils ist drei Jahre alt – bis zuletzt neben Thomas Kroll und Dominik Horst auf den Holzvogel geschossen. Dass ausgerechnet seine Kugel, insgesamt die 125. des Königsschießens, die entscheidende sein sollte, hatte er indes nicht erwartet. Die Zuschauer zunächst auch nicht, denn Kullmann hatte nach seinem letzten Versuch schon fast wieder abgedreht, als die letzten Reste des hölzernen Aars plötzlich aus dem Kugelfang und zu Boden fielen.
Rainer Kullmann ist nicht der erste in der Familie, denn vor exakt 40 Jahren setzte sich sein Onkel Karl-Heinz Müller, Major in Reihen des Vereins, bereits die Krone des Oedinger Schützenvolkes auf. Der König des Jahres 2015 verdient sein Geld als Schachtmeister im Straßenbau und spielt in seiner Freizeit Fußball in der zweiten Mannschaft der SG Oedingen/Bracht – in dieser Saison übrigens richtig erfolgreich, denn die Spielgemeinschaft ist kürzlich in die Kreisliga B aufgestiegen.
Jüngster Nachwuchs nimmt Lasergewehr zur Hand
Die Insignien, die beim Königsschießen zu vergeben waren, gingen an Oliver Mester (Apfel), Georg Scheermann (Krone) und Sascha Verburg (Zepter). Einen neuen Würdenträger ermittelte auch der jüngste Schützennachwuchs, der per Lasergewehr die Thronfolge klärte. Timon Hüttemeister triumphierte hier mit dem 43. Schuss. Der 13-Jährige besucht die Lessing-Realschule in Grevenbrück und spielt für die Jugendfußballer der SG Oberelspe/Halberbracht/Oedingen.
Noch an der Vogelstange wurden die beiden neuen Majestäten proklamiert, ehe es am Nachmittag zum Parademarsch auf die B55 ging. Hier stellten sich Rainer Kullmann und Timon Hüttemeister den jubelnden Zuschauern ebenso als neue Würdenträger vor wie Kevin Rieck. Der 21-Jährige hatte am Freitagabend beim Wettbewerb der Jungschützen den entscheidenden Schuss abgefeuert – und damit einem Wettbewerb ein Ende gemacht, der vor allem Geduld erfordert hatte. Erst der 170. Schuss befreite den Holzvogel schließlich gänzlich aus dem Kugelfang. Rieck machte Johanna Malsbender zu seiner Jungschützenkönigin. Beim Parademarsch schien Rainer Kullmann den anfänglichen Schock übrigens gut verarbeitet zu haben: Der neue König und Ehefrau Ramona präsentierten sich in festlicher Montur lachend und gutgelaunt der Öffentlichkeit.
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