Telemedizin in Lennestadt: Bürgerbefragung ab Mittwoch, 11. November

Organisatoren hoffen auf breite Beteiligung


  • Lennestadt, 11.11.2020
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  • Von Kerstin Sauer
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Kann die Präsenzsprechstunde zukünftig von der Telemedizin unterstützt werden? Dieser Frage geht die Studie „DigiDocs Lennestadt“ auf den Grund. von © Minerva Studio / Fotolia
Kann die Präsenzsprechstunde zukünftig von der Telemedizin unterstützt werden? Dieser Frage geht die Studie „DigiDocs Lennestadt“ auf den Grund. © © Minerva Studio / Fotolia

Lennestadt/Siegen. Stichwort Telemedizin: Ein digitaler Besuch beim Arzt? Sprechstunde über den Computer? Untersuchungen via Bildschirm? Zu diesem Thema läuft seit August die wissenschaftliche Studie „DigiDocs Lennestadt“, federführend betreut vom Forschungskolleg (FoKoS) und der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Universität Siegen in Kooperation mit der Stadt Lennestadt. In einem nächsten, wichtigen Schritt sollen nun die Bürger Lennestadts befragt werden.


Darüber wurde am Dienstag, 10. November, während eines online geführten Pressegesprächs informiert. Teilnehmer waren Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas, Fachbereichsleiter Thomas Meier, Dr. Olaf Gaus (Geschäftsführer FoKoS), Vanessa Simon (Assistentin der Geschäftsführung), Jamie Lee Harder vom Team „DigiDocs Lennestadt“ des Forschungskollegs und Alexander Keil (wissenschaftlicher Mitarbeiter).

Ärztemangel entgegen steuern

Die Studie „DigiDocs“ ist für ein Jahr angelegt. Kern ist die Frage, wie einem Mangel in der ärztlichen Gesundheitsversorgung entgegen gesteuert werden kann. „Die in Lennestadt ansässigen Hausärzte sind im Schnitt 54 Jahre alt“, erklärte Jamie Lee Harder und führte aus: „Im Moment besteht noch keine Not, aber Tatsache ist: Es wird in Zukunft einen Hausärztemangel geben. Jetzt hat Lennestadt noch die Chance zu agieren und Lösungen zu finden.“

Dabei sehen die Verantwortlichen einen wichtigen Lösungsansatz in der Kombination aus Telemedizin und Präsenzsprechstunde. „Wir wollen die Gesundheitsversorgung sichern, indem wir sie digital unterstützen“, erklärte Dr. Olaf Gaus. Die digitale Unterstützung solle aber nicht den persönlichen Kontakt zwischen Ärzten und Patienten ersetzen, betonte er, wies gleichzeitig jedoch darauf hin: „Die Hausarztpraxen in Lennestadt haben im Schnitt 2500 bis 3000 Patienten. Wenn eine Praxis schließt, wird es einen Engpass in der Versorgung geben.“

Junge Mediziner aufs Land locken

Ziel der Studie ist es, ein Praxis- und Behandlungskonzept in Kombination von Telemedizin und Präsenzsprechstunde zu erarbeiten. Damit soll nicht nur die hausärztliche Versorgung der Lennestädter gesichert werden, gleichzeitig hoffen die Verantwortlichen, damit auch junge Mediziner aufs Land zu locken. Denn: Die Work-Life-Balance könnte verbessert werden, gleichzeitig würden überlokale Arbeitsbedingungen, beispielsweise durch Homeoffice, ermöglicht werden.

Die Telemedizin, so betonte Dr. Gaus, sei vor allem derzeit sehr prominent: Durch Corona seien die Videosprechstunden angestiegen, unter anderem auch, um die Patienten nicht in überfüllten Wartezimmern sitzen zu lassen. Und Jamie Lee Harder fügte hinzu: „Telemedizin besteht nicht nur aus der Videosprechstunde. Dazu gehört beispielweise auch, Termine online zu vereinbaren oder weitere digitale Angebote zu nutzen.“

Die Fragen können online innerhalb weniger Minuten beantwortet werden. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich viele Bürger vor allem aus der Lennestadt beteiligen. von FoKoS
Die Fragen können online innerhalb weniger Minuten beantwortet werden. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich viele Bürger vor allem aus der Lennestadt beteiligen. © FoKoS

Aufgeteilt ist die Studie „DigiDocs Lennestadt“ in drei Teile: die derzeit laufenden Ärzte-Interviews – acht Arztpraxen aus Lennestadt und drei aus Kirchhundem nehmen teil -, eine Befragung der Bürger Lennestadts, die am Mittwoch, 11. November, startet, und eine Patientenbefragung.

„Die Bürgerumfrage enthält neun Fragen, die innerhalb von fünf Minuten beantwortet sein sollten“, erläutern die Verantwortlichen. Dabei werde abgefragt, wie wichtig es ist, immer von dem gleichen Hausarzt behandelt zu werden, welche digitalen Anwendungen der Patient nutzen würde und welche Bedenken er dabei hätte. Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben und können eigenständig ergänzt werden.

Bürger werden um Mithilfe gebeten

Die Befragung findet online im Zeitraum von Mittwoch, 11. November, bis zum 20. Dezember statt (Link: siehe unten). Adressaten sind in erster Linie die Einwohner Lennestadts. Aber, so weiß Thomas Meier von der Stadtverwaltung: „Teile des Versorgungsbereiches sind untrennbar miteinander verbunden.“ Und Dr. Gaus fügte hinzu: „Wir fragen die Postleitzahl ab. Das soll zeigen, wie die Patientenströme verlaufen. Natürlich interessiert es uns sehr, wenn Bürger aus Finnentrop ihren Hausarzt in Lennestadt haben.“

Die Organisatoren hoffen, dass sich viele Lennestädter Bürger an der Umfrage beteiligen, um ein möglichst genaues Bild von der aktuellen Situation zu machen. Mit Ergebnissen aus der Bürgerbefragung rechnen die Mitarbeiter Anfang 2021. Im Frühjahr schließt sich dann in Kooperation mit den Arztpraxen die detailliertere Befragung der Patienten an.

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