Tabu-Thema Sucht: Aktionstag bei der Caritas in Altenhundem

Infos für Betroffene und Interessierte


Julia Duwe von Caritas AufWind (links) und Christa Gattwinkel, „SmilyKids“-Betreuerin, laden zum Aktionstag für Kinder aus suchtbelasteten Familien ein. von Nils Dinkel
Julia Duwe von Caritas AufWind (links) und Christa Gattwinkel, „SmilyKids“-Betreuerin, laden zum Aktionstag für Kinder aus suchtbelasteten Familien ein. © Nils Dinkel

Altenhundem. Die Suchtberatung von Caritas AufWind sowie die Kreuzbund-Selbsthilfegruppe „Smily Kids“ für Kinder aus suchtbelasteten Familien laden zu einem gemeinsamen Aktionsnachmittag ein. Im Caritas-Haus, Gartenstraße 6, in Altenhundem wollen beide Organisationen auf das Tabu-Thema Sucht und auch deren Sichtweise aus dem Blickwinkel von Betroffenen und deren Angehörigen, gerade auch von Kindern, aufzeigen. Im Rahmen der neunten Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien findet der Info-Tag am Freitag, 16. Februar, von 14 bis 16 Uhr statt.


Hautnah und emotional wollen die beiden Organisationen Interessierte erreichen. Eine Mutter, deren Lebenspartner alkoholabhängig war, erzählt als Betroffene hautnah und emotional zu dem Thema. Die Tochter des Paares hätte seinerzeit nicht realisiert, was in der Familie los ist und die Mutter zum Sündenbock gemacht. Der Vater ist mittlerweile verstorben. „Kinder bekommen alles mit. Sie finden oftmals nicht die richtigen Worte, für das, was sie auffassen. Kinder sehen beispielsweise die Flaschen bei Alkoholikern“, sagt Julia Duwe, Suchtberaterin bei Caritas AufWind für Lennestadt und Kirchhundem.

Kinder hätten eine andere Art sich mitzuteilen. Sich zu öffnen falle ihnen oft schwer. Daher hält Duwe die Aktion, die von NACOA Deutschland ins Leben gerufen wurde, für wichtig. „Smily-Kids“-Betreuerin Christa Gattwinkel sagt, dass Kinder sich oftmals für Suchtprobleme ihrer Eltern die Schuld gäben. „Dieses Gefühl muss ihnen genommen werden.“
20-köpfige Gruppe
Mit viel Feingefühl betreut Gattwinkel seit 1996 Kinder aus suchtbelasteten Familien, die „Smily Kids“. Seit Jahren arbeiten Suchtberatung und Selbsthilfe zusammen. Während die Kinder bei den „Smily Kids“ betreut werden, treffen sich die Eltern in einer weiteren Gruppe. Die etwa 20-köpfige Gruppe wird von Kindern von vier bis 23 Jahren besucht. Die Teilnehmer der Sitzungen kommen aus dem ganzen Kreisgebiet sowie dem Hochsauerlandkreis.

Die Aktion hat das Ziel eines offenen Austauschs mit Einblicken in die Hintergründe. Die Ansprechpartner Julia Duwe und Christa Gattwinkel sind vor Ort und auch im Vorfeld für Interessierte oder auch Betroffene erreichbar. Ziel soll sein, die Hemmschwelle zu lindern, wenn das Thema im Raum steht und Handlungsmöglichkeiten für Außenstehende aufzeigen. Anhand von Beispielen wird über die Ängste und Nöte der Kinder berichtet, jedoch auch über die Ängste der Eltern mit ihrem Kind eine solche Gruppe aufzusuchen.
„Hilfe anzunehmen ist ein riesiger Schritt!“
„Es ist ein riesiger Schritt Hilfe anzunehmen und zur Beratung oder zur Selbsthilfegruppe zu gehen. Je mehr man sich darauf einlässt, desto eher fällt ihnen ein Stein vom Herzen“, so Julia Duwe. Angehörige seien oft co-abhängig. Sie schützten das System, hielten Lügen aufrecht und wollten es oft nicht wahrhaben. „Es ist eine Krankheit, ein Zwang. Das kann man sich nicht vorstellen. Es ist kritisch in der Gesellschaft, dass Alkohol oft dazugehört“, so die Suchtberaterin.

Christa Gattwinkel erklärt, dass sich die „Smily Kids“- Gruppe ausschließlich aus Spenden finanziert. Von dem Geld werden unter anderem Ausflüge finanziert. „Wir wollen mit der Aktion die Scheu vor dem Tabu-Thema nehmen. Kinder sind eigentlich still. Man wundert sich, was sie alles mitbekommen. Man muss besonders behutsam sein.“
NACOA
NACOA ist die einzige Organisation in Deutschland, die sich überregional und ausschließlich für die Interessen von Kindern aus Suchtfamilien einsetzt. NACOA erhält keinerlei staatliche Förderung und hat daher keine gesicherte Finanzierung. Für die vielfältigen Aufgaben als Interessenvertretung ist sie auf Spenden angewiesen, um beispielsweise Projekte der Online-Beratung, die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit und die Geschäftsstelle aufrecht erhalten zu können.
Ansprechpartner
  • Die „Smily-Kids“ Lennestadt treffen sich jeden dritten Samstag im Monat ab 14 Uhr im Haus von Caritas-AufWind in Altenhundem. Ansprechpartner ist Christa Gattwinkel, Tel.: 0 27 23/ 31 52, E-Mail: christa-gattwinkel@t-online.de.
  • Die Gruppe Olpe trifft sich jeden dritten Dienstag im Monat ab 16 Uhr im Caritashaus, Kolpingstraße 62.
  • Julia Duwe von der Caritas-Suchtberatung Lennestadt und Kirchhundem sitzt ebenfalls im Caritas-Haus Altenhundem. Sie ist unter Tel.: 0 27 23/6 88 91 31 13 oder E-Mail: jduwe@caritas-olpe.de erreichbar.
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